Die Antwort auf den Winter: Tea Time auf die britische Art

Mit Etagere und feinem Porzellan: Gemütlichkeit zelebriert man in Hamburg gern nach englischem Vorbild. Neben Teestuben bieten auch neue Cafés und Hotels eine britische Tea Time an. Eine Genusstour

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Datum: 21.11.2023
Lesezeit: 8 Minuten
Gedeckter Tisch neben einer Bank mit Etagere, Scones und Sandwiches
© Jule Bräu
Mit Stil und Wärme: Beim Afternoon Tea im MalinaStories Café wird eine Etagere mit Scones, Sandwiches und Gebäck zum Tee serviert

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Eine große Flagge am Eingang möchte darauf einstimmen, dass man jetzt britisches Territorium betritt. Und schon ist man drin in einer Welt, in der man auf geblümte Tapeten schaut und großformatige Bilder der Royals, auf König Charles und die verstorbene Königin Elisabeth II.

Auf weiß eingedeckten Tischen stehen dreistöckige Etageren neben Teekannen und Wimpeln in den Farben des Union Jack. Man möchte fast ein „God save the King“ ausrufen, da kommt schon der Inhaber des Cafés Eaton Place herbei und bittet an einen der wenigen freien Tische.

Erst mal eine Tasse Tee. Jens Schröder empfiehlt eine hausgemachte Mischung aus Schwarztees, die er anlässlich des 70. Thronjubiläums der Queen anfertigen ließ. Komponiert mit englischer Rose und walisischer Kornblume, um die britischen Nationalfarben auch in den Teekrümeln zu spiegeln. Good Old England – im Eaton Place im Hamburger Stadtteil Ottensen wird dieses Gefühl jeden Tag kulinarisch zelebriert.

Der Inhaber trägt Knickerbocker-Hose und Tweedweste

In der Vitrine stehen klassische englische Kuchen wie der Battenberg Cake mit buntem Schachbrettmuster, auf den Etageren liegen Scones, eine Art kleine Brötchen, daneben ein Schälchen mit Clotted Cream, dickem Rahm, den Schröder extra aus dem Inselreich importiert. „Das hier ist ein Stück England, wie man es auch in Cornwall finden könnte“, sagt der Inhaber, der wie ein Landlord in Knickerbocker-Hose mit Tweedweste und Schiebermütze gekleidet ist.

Eine Vorliebe für alles Britische, das hat der gebürtige Hamburger schon früh entdeckt. „Als Junge mochte ich englische Polizeiautos und die Uniform der Bobbys und war fasziniert von dem Gentlemen Style“, erzählt er, während Hund Curly, ein Bichon Frisé, entspannt auf seinem Bein liegt. Als der ehemalige Personalberater und sein Partner ein englisches Lokal eröffnen wollten, winkten Kreditgeber ab. Zu speziell, hieß es damals. So musste das Duo viel Eigenkapital aufbringen, um ein stilechtes Kleinod wie das Eaton Place zu erschaffen.

Doch es habe sich gelohnt. Seit der Eröffnung 2018 sei man gut belegt, sagt Schröder, der besonders stolz darauf ist, als einziges Lokal Hamburgs alle drei Teatime-Varianten anzubieten. Den Cream Tea mit Scones, Clotted Cream und hausgemachter Marmelade, den Afternoon Tea mit Scones und Gurkensandwiches und den High Tea ab 17 Uhr, zu dem auch Quiche oder englische Fleischpasteten serviert werden.

© Eaton Place
Ein Hauch von Good Old England: Das Eaton Place pflegt die traditionelle Teekultur – und lässt das britische Königshaus von den Wänden grüßen

Scones mit Cheddar und Erdbeermarmelade

Teatime nach britischer Art – wohl nirgends kann man so stilvoll Gemütlichkeit bei einer guten Tasse Tee zelebrieren wie in der Hansestadt. Die Elbmetropole pflegt seit Jahrhunderten besonders enge Beziehungen mit den britischen Inseln. Davon wird noch die Rede sein.

Vom Eaton Place sind es nur wenige Kilometer weiter westlich die Elbe entlang, wo die öffentliche Fähre in Blankenese anlegt. Wie schön, sich nach einem Spaziergang durch das Treppenviertel in Lühmanns Teestube aufzuwärmen. Das Haus erinnert an ein altes Landhotel. Viel dunkles Holz, historische Ölbilder, Schiffszeichnungen und Biedermeier-Möbel. Die Zeit scheint stehengeblieben zu sein, und genau so wollte es das Ehepaar Lühmann, als es die Teestube 2017 an Maude Barg übergab.

Wer hier einen Platz findet, kann zwischen 40 Teesorten auswählen, darunter viele Schwarztees, aber auch besondere Mischungen wie den Adventstee mit Mandeln, Zimt und Orangenschalen. Der Afternoon Tea kommt mit frisch gebackenen Scones, besonders begehrt in der Variante mit Cheddarkäse, Äpfeln, Zimt und hausgemachter Erdbeermarmelade.

© Agentur Lab 01
Viel Charme: Wie in einem englischen Landhaus fühlt man sich in Lühmanns Teestube. Vor allem am Wochenende empfiehlt sich eine Reservierung

Die Hamburger haben ein Faible fürs Britische

Was das Eaton Place mit dem Lühmann verbindet: der Hang zum Englischen. „Man sagt ja hier: ‚Wenn es in London regnet, spannt man in Hamburg den Schirm auf‘“, zitiert Schröder einen gern gereichten Spruch. Und da man den Schirm an der Elbe öfter mal aufspannen muss, zieht es einen gerade hier in die gemütlichen Stuben, in denen ein Hauch von englischer Noblesse den Ton angibt. Was kein Zufall ist.

Viel früher als andere deutsche Städte pflegte Hamburg mit dem Königreich enge Wirtschaftskontakte, schon im 13. Jahrhundert hielten Hamburger Kaufleute an der Londoner Börse als einzige Deutsche einen Platz. Viel später, im 19. Jahrhundert, war es Mode, dass Hamburger Kaufmannsleute ihre Kinder zur Lehre in Unternehmen an der Themse entsandten, im Gegenzug hinterließ die britische Kultur Spuren in den Polo- und vor allem den vielen Ruderclubs der Stadt. Bis heute verweist man an der Elbe gern auf vergleichbare Tugenden wie Humor, Toleranz – und Internationalität.

Größter Handelsplatz für Tee auf Europas Festland

Als Hafenstadt führte Hamburg seit jeher Waren aus aller Welt ein und aus. Begünstigt durch die zollrechtliche Sonderstellung (Freihafen) wurde Hamburg nach New York und London im 19. Jahrhundert zum größten Handelsplatz für Tee. Heute ist die Stadt die Nummer eins in Europa mit 50 Prozent des Umschlags. „Der entscheidende Boom kam mit der Verbreitung des Schwarztees, des Earl Grey ab 1850. Und das ist sicher auch ein Grund dafür, warum die Teekultur in Hamburg heute ausgeprägter ist als anderswo in Deutschland“, sagt John Westphal von der Teehandlung Ernst Zwanck.

Der 26-Jährige leitet das Geschäft in vierter Generation und ist mit der Geschichte des Genussmittels eng vertraut. Das Firmenlogo, ein Chinese, dessen Körper ein Z (für Zwanck) darstellt, erinnert an das Ursprungsland des Tees. Schon Mitte des 17. Jahrhunderts, so Westphal, fand der Tee aus Asien über Amsterdam und Ostfriesland den Weg nach Bremen und Hamburg. 1796 eröffnete der Laden, der später von der Familie Westphal übernommen wurde und nach mehreren Umzügen heute seinen Sitz in einem Backsteinhaus in der Altstadt hat.

© Mauritius Images/Markus Lange
Zum Stöbern schön: Im Wasserschloss in der Speicherstadt stehen die Teedosen in den Regalen bis zur Decke. Neben 240 Sorten Tee findet man hier auch Tassen, Schokolade und Gebäck

Grüner Tee wird immer beliebter

Auch anno 2023 versprüht er noch den Charme eines Kaufmannsladens, in dem Dosen mit chinesischen Motiven und eine alte Waage die Blicke auf sich ziehen. In der Mitte des Raums steht ein Tisch mit zierlichen Teekannen.

Am liebsten brüht Westphal grünen Tee auf, so wie diesen Kukicha-Tee aus Japan, den er gerade einschenkt. Mild mit dezenter Vanillenote, ein subtiles Aromenspiel. Schwarzer Tee sei zwar nach wie vor stark gefragt, sagt er, aber der grüne Tee hole seit Jahren auf. „Das hat sich mit der Gesundheitswelle entwickelt. Grünem Tee werden mehr entzündungshemmende und krebsvorbeugende Effekte zugeschrieben.“ Stark gefragt sei auch japanischer Matcha-Tee, der so schonend behandelt werde, dass er 100 Prozent der Nährstoffe wie Vitamine und Spurenelemente behalte.

Zwar ist der Hafen noch immer die Drehscheibe für den Großhandel, doch in den UNESCO-geschützten Kontorhäusern der Speicherstadt mit ihren hohen Mieten lagert die Ware schon lange nicht mehr. Großhändler wie Hälssen & Lyon betreiben ihre Depots außerhalb der renovierten Backsteingebäude, wo heute vor allem Museen und Büros untergebracht sind.

In der Speicherstadt treibt die Tradition neue Blüten

Im Speicherstadtmuseum am Sandtorkai kann man sich ein Bild davon machen, wie der Umschlag und die Verarbeitung des Tees damals aussahen. Nicht weit entfernt, auf einer Halbinsel zwischen zwei Fleeten, steht das Wasserschloss, das nicht nur von außen ein schönes Fotomotiv abgibt. Im Teekontor neben dem Restaurant türmen sich die Dosen mit 240 Teesorten bis unter die Decke.

In der Speicherstadt wird erlebbar, welch lange Geschichte das Genussmittel in der Hansestadt hat. Doch längst treibt die Tradition neue Blüten. So etwa im modernen Hotel Fontenay mit seinem Afternoon Tea oder dem MalinaStories Café, dessen Interieur mit Vintagemöbeln auch gern als Instagram-Motiv verwendet wird. Die englischen Teenachmittage sollte man besser vorher online reservieren. „Unser Afternoon Tea ist gut gebucht“, sagt Inhaberin Kerstin Häseker.

Bei der Wahl der Produkte mag sie es allerdings weniger klassisch, sondern eher modern umweltbewusst. Fast alle Tees stammen aus biologischem Anbau. Da ihr Café nur wenige Tische hat, suchte sie nach einer weiteren Möglichkeit, Kund:innen zu gewinnen. Nun gibt es den Afternoon Tea auch in einer Box zum Mitnehmen. Sie enthält frisch gebackene Scones und alle Zutaten, die es für einen stilecht-britischen Nachmittag braucht. Nur aufbrühen muss man den Tee noch selbst.

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