Faszinierende Kastanien: Wo die schönsten Bäume wachsen

Ob zum Sammeln, Basteln oder Rösten: Im Herbst lohnen Reisen zu den schönsten Kastanienbeständen des Landes. DB MOBIL weist den Weg ins Sammelglück

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Datum: 27.09.2023
Lesezeit: 7 Minuten
Kastanienallee in Solzow, Mecklenburg-Vorpommern
© Mauritius Images/Novarc Images
Rosskastanien bilden eine dichte, breite Krone, die für Schatten sorgt. Daher werden die Bäume gern auf Plätzen und entlang von Alleen gepflanzt, wie hier bei Solzow in Mecklenburg-Vorpommern

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Vielleicht ist es die runde Form. Oder die glänzende, dunkelbraune Schale. Das warme, hölzerne Klacken, wenn sie aneinanderschlagen. Wenn man im Herbst auf Kastanien stößt, kann man kaum anders, als sie zu sammeln, bis die Taschen sich beulen.

Mythen ranken sich um den mächtigen Baum, dessen markante Blätter stets sternförmig angeordnet sind. Schon im alten Griechenland wurde die Kastanie als „Eichel des Zeus“ verehrt. Im Christentum galt sie als Sinnbild von Güte und Keuschheit. Diese Geschichten mögen erklären, dass es im Land so manche Kastanienalleen von legendärem Ruf gibt, die eine Pracht entfalten, die sich insbesondere im Herbst zu erleben lohnt.

DB MOBIL führt Sie an die herrlichsten Kastanienbaum-Bestände in Deutschland. Dabei lernen Sie Wissenswertes über die Unterschiede zwischen Ross- und Esskastanie, wie die Früchte reifen und was sich mit gesammelten Kastanien anstellen lässt, wenn einem die Ideen zum Basteln ausgehen.

Weit verbreitet in Deutschland: die Rosskastanie

Rosskastanien gehören zur gleichen Familie wie etwa auch der Ahornbaum oder der Litschi-Baum: den Seifenbaumgewächsen. Sie heißen so, weil ihre Früchte Saponine enthalten. Das sind Substanzen, die bei Kontakt mit Wasser eine Art Naturseife bilden. Man findet im Internet einige Anleitungen, wie selbst Kinder aus Rosskastanien Waschmittel herstellen können.

Diese Eigenschaft ist auch der Grund, warum Rosskastanien für Menschen ungenießbar sind. Einige wenige Tiere, wie Wildschweine, Rot- und Damwild, können sie verdauen. Wer jedoch gesammelte Kastanien an Wildparks spenden möchte, sollte sich zuvor erkundigen: Nicht jede Einrichtung kann damit überhaupt etwas anfangen.

Rosskastanien wachsen in vielen Teilen Deutschlands. Auch in vielen Städten, wo ihre breiten Kronen im Sommer angenehmen Schatten spenden. Diese Bäume mögen es feucht, sie sind häufig in der Nähe von Flüssen, Seen, Bächen und Teichen zu finden.

Die Früchte reifen im Spätsommer und Herbst heran und sind dabei von einer stacheligen Schale umgeben. Wenn sie von den Bäumen fallen, platzen die Schalen oft auf und geben die Samen frei, die gemeinhin als Kastanien bezeichnet werden. Sie haben eine glänzende, braune Außenhaut mit einem beigefarbenen Fleck. Klimawandel, Pilzbefall und eingeschleppte Schädlinge wie die Miniermotte gefährden allerdings zunehmend den Bestand.

Die essbare Kastanie: eine entfernte Verwandte

Einige Städte haben schon geprüft, ob die Esskastanie an Stelle der Rosskastanie gepflanzt werden könnte, da sie mit trockenen Böden besser zurechtkommt. Nebeneffekt: Stadtbewohner:innen könnten die essbaren Früchte sammeln und sie genießen. Doch Stadtplaner:innen sind skeptisch: Die Krone der Esskastanie ist recht niedrig und breit. Das würde Wege und Straßen stärker abdunkeln als bisher. Manche Kommunen untersagen zudem das Pflücken von Früchten auf öffentlichen Grundstücken.

© Mauritius Images/Arterra Picture Library/Alamy
Man kann Esskastanien auch roh essen, dann schmecken sie recht nussig. Geröstet oder gekocht entwickeln sie süßliche Noten

Trotz einer gewissen Ähnlichkeit der Früchte handelt es sich bei der Esskastanie (auch als Edelkastanie bezeichnet) nicht um eine nahe Verwandte. Sie gehört zur Familie der Buchengewächse. Die Esskastanie mag es wärmer. Daher finden sich die meisten Bestände in Deutschland in den milden Regionen entlang des Rheins und im Südwesten. Durch die Erderwärmung könnte diese Baumart aber bald weiter verbreitet werden.

Ihre Früchte, deren gezüchtete Varianten auch Maronen genannt werden, reifen ebenfalls unter stachligen Schalen heran, diese ähneln jedoch im Vergleich zur Rosskastanie mehr einem weichen Fell. Die Esskastanie ist an einer Seite abgeflacht und läuft spitz zu. Die Blätter sind übrigens weniger dekorativ als die der Rosskastanie – sie sind unregelmäßig gezackt und hängen nicht in „Händen“ am Baum, sondern einzeln.

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© Axel Brachat/Bildarchiv Südliche Weinstraße e.V.
Im Oktober wird es geschäftig auf dem „Pälzer Keschdeweg“ (siehe weiter unten), dessen Symbol am Baumstamm prangt: Menschen sammeln Esskastanien, die von den Bäumen gefallen sind

Eine Reise oder einen Umweg wert: die schönsten Kastanien Deutschlands

1. Rosskastanienallee, Solzow, Mecklenburg-Vorpommern

Sie steht beispielhaft für die schnurgeraden Alleen in Mecklenburg. Meist wurden sie von Gutsherren angelegt. Diese Kastanienallee von etwa 2,2 Kilometern Länge ist 2010 vom BUND zu „Deutschlands Allee des Jahres“ gekürt worden. Mit dieser Auszeichnung hat die Naturschutz­organisation auch auf einen ernsten Hintergrund hingewiesen: Viele Alleebäume sind gefährdet. So auch die Rosskastanien in Solzow, die immer wieder unter Befall von Bakterien und der Miniermotte leiden – einige Exemplare mussten schon gefällt werden.

Umso mehr ist die Allee eine Reise wert – sie liegt einen Spaziergang vom Westufer der Kleinen Müritz entfernt. Und dort, an der Mecklenburgischen Seenplatte, lässt sich prächtig Urlaub machen. Warum nicht gleich im Gutshaus Solzow logieren? Dem Anwesen statteten 2019 König Willem-Alexander und Königin Maxima einen Besuch ab – zu essen gab es damals Zander aus der Müritz.

Anreise: Mit der Bahn bis Waren (Müritz), von dort mit Bus oder Fähre nach Röbel (Müritz), von dort zu Fuß oder mit weiterem Bus nach Solzow.

2. Kastaneum, Kronberg, am Taunushang, Hessen

Rund um die Kleinstadt im hessischen Hochtaunuskreis befinden sich mehrere Bestände von Esskastanien. Die sind allerdings recht dünn, verglichen mit den Esskastanien-Hainen, die hier vor einigen Hundert Jahren noch wuchsen.

Das Klima am Taunushang begünstigt den Wuchs des Baumes, der ursprünglich aus dem südlichen Europa stammte. Noch vor gut 250 Jahren war die Region in Hessen bekannt für Esskastanien, die für Teile der Bevölkerung sogar ein Grundnahrungsmittel waren. Mit Eröffnung des Gotthard-Tunnels verbilligten sich die fleischigeren Maronen aus Italien derart, dass die Haine am Taunushang nicht mehr gepflegt wurden.

All dies können Besucher:innen lernen, wenn sie durch das Kastaneum schlendern, eine Waldfläche westlich von Kronberg, die zum Regionalpark RheinMain gehört. Dort symbolisieren weiß lasierte Holzpfähle zwischen den noch bestehenden Esskastanien, wie dicht der Bestand einst war. Wer genau hinschaut, kann Gravierungen erkennen. Sie informieren über die Geschichte der Haine und enthalten auch Rezepte.

Schließlich gehört Brot und Gebäck aus Kastanienmehl noch stets zu den Spezialitäten vieler örtlicher Bäckereien. Nach einem Spaziergang zum Kastaneum können sich Kastanienfans zum Beispiel mit einem Maronenbrötchen im Café Merci stärken. Oder mit einer Spezialitätaus einer Filiale der örtlichen Bäckerei Schießer. Übrigens: Wer sich selbst an Maronengebäck versuchen möchte, kann Kastanienmehl selbst herstellen.

Anreise: Von Frankfurt/Main Hbf mit der S-Bahn bis Kronberg, von dort ca. 20 Minuten Fußweg.

3. Revierförsterei Heisenküche, Hameln, Niedersachsen

Was die Esskastanie angeht, sei Hameln „absolute Spitze in Norddeutschland“, sagt Carsten Bölts, Forstamtsleiter der Stadt in Niedersachsen. Schon vor gut 200 Jahren wurden testweise Esskastanien gepflanzt, in einem Waldgebiet namens Heisenküche, nordwestlich der Stadt.

„Gesund strotzig“ wachse die Esskastanie vor sich hin und könnte in Zeiten des Klimawandels schwächelnde Buchen und Eichen ersetzen. Auch, weil das Holz gut nutzbar sei. Im Herbst werden in der Heisenküche auch fleißig Esskastanien gesammelt. Freiwillige Helfer:innen, darunter immer wieder ganze Schulklassen aus der Umgebung, sind Bölts dabei willkommen. Allerdings dient die Ernte nicht dem Verzehr. Die Früchte sind als Saatgut für Baumschulen begehrt und dürfen nicht mitgenommen werden.

Das ist einige Hundert Meter stadteinwärts erlaubt. Am Bismarckturm wachsen einige Bäume, die ordentlich „Plumpsfrüchte“ abwerfen, wie Maronen auch genannt werden.

Nach einem Spaziergang im Wald lässt sich gemütlich im Forsthaus Heisenküche einkehren – allerdings wird zum Mittag- oder Abendessen eine Tischreservierung benötigt.

Anreise: Vom Bahnhof in Hameln mit dem Bus bis „Waldschlößchen“, von dort ca. 1,5 Kilometer zu Fuß.

4. Keschdeweg, Südpfalz, Baden-Württemberg

Keschde ist der pfälzische Ausdruck für Esskastanie. Er klingt nach Zuneigung – und das drückt das Verhältnis der Einheimischen zur Baumfrucht recht präzise aus.

Eine Beziehung, die gewachsen ist: Manche der Bäume sollen bis zu 700 Jahre alt sein. Zu Zeiten der Pfälzer Kastanientage in der ersten Oktoberhälfte bekommen Besucher:innen das ganze Paket aufgetischt: kulinarische Führungen, Kastanienmärkte, Wanderungen mit Förster:innen und das ein oder andere „Keschdefeschd“, zum Beispiel in Annweiler am Trifels. Von dort ist es nicht weit bis zum „Keschde-Erlebnisweg“, der an zwölf Stationen über 6,1 Kilometer viel Wissenswertes über die Esskastanie vermittelt.

Der Pfälzer Keschdeweg ist das ganze Jahr über ein lohnendes Spazier- und Wanderrevier. Er führt von Hauenstein über Annweiler am Trifels bis nach Neustadt an der Weinstraße. Immer wieder erhalten Wandernde Ausblicke auf Täler, Burgen und Weinberge. Neben dem Oktober, der Erntezeit für Maronen, ist der Juni Hochzeit für die Fans des Baums: Dann leuchten die Blüten hellgelb.

Tipp: Wer den Weg gemütlich in sechs Tagen und ohne schwere Last auf dem Rücken bewältigen möchte, sollte sich das Wander-Arrangement mit Gepäcktransport anschauen (Mitte März bis Ende Oktober). Darin inbegriffen, selbstverständlich: ein Kastanienmenü.

Anreise: Ab Landau in der Pfalz mit der  Regionalbahn bis  Annweiler am Trifels. 

5. Esskastanienhain Miltitz, Sachsen

Etwa 100 alte Esskastanien stehen rund um die Überreste des örtlichen Ritterguts und hinter einer Pfarrkirche aus dem 18. Jahrhundert. Und viele der Bäume dürften in etwa so alt sein wie das Bauwerk. Sächsische Forstbotaniker:innen haben diesen Hain zum größten nördlich der Alpen ausgerufen, der einen derart alten Bestand aufweist.

Laut einer Sage soll es der Meißner Bischof Benno gewesen sein, der hier um 1100 die ersten Exemplare pflanzte. Nachgewiesen ist die Existenz des Hains seit 1550, als ein gewisser Karl von Mitlitz die Bäume gesetzt haben soll. Als Staatssekretär im Vatikan hatte er die Maronen kennen und kosten gelernt.

Wer sich auf den Weg ins Dorf macht, das zur Gemeinde Klipphausen gehört, sollte sich zuvor erkundigen, ob Führungen im alten Kalkbergwerk Miltitz möglich sind (Zutritt erst ab 6 Jahren erlaubt). Es steht teilweise unter Wasser und dient auch als Kulisse für Konzerte oder andere Veranstaltungen. Mit entsprechender Qualifikation kann man unter Führung im Bergwerk auch tauchen. Es blickt übrigens auf eine ähnlich lange Geschichte zurück wie der Esskastanienhain.

Anreise: Von Dresden mit der S-Bahn bis Meißen Triebischtal, von dort mit dem Bus bis Miltitz Mühle, Klipphausen.

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