Nationalparks im Wattenmeer: Robben und Millionen Zugvögel

Wer zum Wattenmeer reist, kann auf dem Meeresgrund wandern, ohne zu tauchen, Deutschlands größtes Raubtier sehen und Schweinswale beobachten, die einzige heimische Walart

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Datum: 26.10.2023
Lesezeit: 5 Minuten
Eine Menschengruppe wandert durch das Watt
© picture alliance/Bildagentur-online/Frank Exss
Ab ins Watt: Bei einer geführten Wanderung kommt man dem besonderen Lebensraum sehr nah

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Gleich drei Nationalparks schützen die Pflanzen- und Tierwelt in der deutschen Nordsee: der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer, der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer und der Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer. Zusammen erstrecken sie sich von der Grenze zu den Niederlanden bis nach Dänemark. Sie umfassen nicht nur das Watt, sondern auch offene Meeresflächen rund um die Inseln und Halligen.

Die Natur und das Leben im Watt wird von den Gezeiten bestimmt: Teils wird der Boden überflutet, teils verschwindet das Wasser und lässt Salz und Schlick zurück. Alle Pflanzen und Tiere haben sich diesen extremen Bedingungen angepasst. Sie bilden einen einmaligen Lebensraum, der 2009 auch in die Weltnaturerbe-Liste aufgenommen wurde.

Das Schleswig-Holsteinische und Niedersächsische Wattenmeer sind flächenmäßig die beiden größten der 16 Nationalparks in Deutschland.

Auf einen Blick:
Fakten zu den Nationalparks im Wattenmeer

  • Gegründet:
    • Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer: 1985
    • Niedersächsisches Wattenmeer: 1986
    • Hamburgisches Wattenmeer: 1990
  • Größe:
    • Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer: 4415 Quadratkilometer
    • Niedersächsisches Wattenmeer: 3450 Quadratkilometer
    • Hamburgisches Wattenmeer: 1137 Quadratkilometer
  • Vegetation: Salzwiesen, Algen, Queller, Seegras
  • Tierwelt: Austernfischer, Brandgans, Eiderente, Möwe, Robbe, Schweinswal, Seehund, Strandkrabbe, Wattwurm
© Imago Images
Kegelrobben und auch Seehunde faulenzen gern auf Sandbänken, auf dem Bild im Nationalpark Holsteinisches Wattenmeer

Vegetation und Tierwelt im Wattenmeer

Eines der beliebtesten Tiere im Wattenmeer ist wohl die Robbe – sowohl der Seehund als auch die Kegelrobbe, das größte Raubtier Deutschlands, leben in den drei Nationalparks. Beide Arten unterscheiden sich vor allem am Kopf: Der des Seehundes ist rundlich, der der Kegelrobbe hingegen spitzer und eher kegelförmig.

Die Robben liegen oft auf Sandbänken, wo sie auch ihre Jungen aufziehen. Im tiefen Wasser und in den Prielen (Wasserläufen im Watt) suchen sie Nahrung, am liebsten Fisch. Ungefähr 100 Arten treiben durchs Wasser, wie Hering, Scholle und Sandgrundel.

Im Meer schwimmen zudem Schweinswale, die einzige heimische Walart Deutschlands. Mit etwas Glück sieht man sie bei ruhiger See von der Küste aus, wenn sie auftauchen. Sylt und Amrum sind dabei die Gebiete mit den besten Chancen.

Bemerkenswert ist auch der Vogelreichtum in den Wattenmeer-Nationalparks: Im Frühjahr und Herbst legen bis zu zwölf Millionen Vögel auf ihrem Zug in den oder vom Süden einen Halt im Wattenmeer ein, um sich zu stärken. Für sie bietet es eine vielfältige Nahrungsquelle, hier tummeln sich Würmer, Krebse, Schnecken und Muscheln. Im Sommer brüten ungefähr 30 Vogelarten in Dünen, Salzwiesen und Stränden, zum Beispiel Austernfischer, Eiderenten, Brandgänse und natürlich Möwen.

Wegen der extremen Bedingungen wachsen im Watt nur wenige Pflanzen, darunter sind Algen, Queller und Seegras. Den Übergang zwischen Meer und Land bilden Strände, Dünen oder Salzwiesen. Letztere werden regelmäßig überflutet, doch das Wasser bringt Sedimente mit sich, die sich an Stellen mit wenig Strömung ablagern.

Hier sprießt als erstes Queller, eine Pflanze, die optisch ein wenig an einen Kaktus erinnert. Mit seinen Wurzeln stabilisiert der Queller den Boden. So ermöglicht es die Art auch anderen Pflanzen, sich anzusiedeln. Manche von ihnen blühen, wie Strandaster, Strandgrasnelke und Strandflieder. In ihnen wiederum leben zahlreiche Insekten. Mit einer Fläche von circa 40.000 Hektar bilden die Salzwiesen im Wattenmeer das größte zusammenhängende Salzwiesengebiet in Europa.

Attraktionen und Aktivitäten in den Nationalparks

Den Lebensraum des Wattenmeers lernt man am besten bei einer geführten Wattwanderung kennen. In Küstennähe darf man zwar auch auf eigene Faust ins Watt, sollte sich dann aus Sicherheitsgründen jedoch vorher über die Zeiten von Ebbe und Flut informieren.

Wer mehr über die Tiere erfahren möchte, die im und unter Wasser leben, kann einen Schiffsausflug unternehmen. Zu den Seehunden gibt es spezielle Fahrten. Außerdem kann man die Raubtiere zu Fuß auf einer geführten Wattwanderung von Neuwerk (gehört zu Hamburg) aus sehen.

Spannend für einen Ausflug ist die Seehundstation Friedrichskoog in Schleswig-Holstein, in der verlassene und erkrankte Tiere aufgezogen werden. Als Besucher:in kann man hier sowohl Kegelrobben als auch Seehunde beobachten (Öffnungszeiten und Eintrittspreise auf der Webseite; Anreise mit dem Bus nach Friedrichskoog, Haltestelle Seehundstation).

© Imago/Zoonar
Nahrhaftes Watt: Brandgänse, Möwen, Enten und viele weitere Vogelarten suchen hier zum Beispiel Würmer, Schnecken und Fische

Im Oktober finden im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer die Zugvogeltage statt. Start ist jeweils am zweiten Oktoberwochenende, und die Veranstaltung erstreckt sich über neun Tage. Währenddessen kann man beobachten, wie die Vögel von den nordischen Brutgebieten in ihre südlichen Winterquartiere reisen. Es gibt zahlreiche Führungen und Exkursionen, Vorträge, Aktionen für Kinder und vieles mehr. Das ganze Jahr über finden geführte Touren zur Vogelbeobachtung statt. Insbesondere im Herbst und Frühjahr lohnt es sich, da man dann einen besonders großen Vogelreichtum erleben kann.

Alle Termine für Führungen und Veranstaltungen, darunter auch naturkundliche Schifffahrten zu den Halligen in Begleitung von Ranger:innen und Wattwanderungen unter dem Sternenhimmel, veröffentlichen die Wattenmeer-Nationalparks auf ihrer Webseite. Dort finden sich auch Informationen über Anmeldung und Kosten.

An Land gibt es außerdem schöne Wander-, Rad- und Reitwege. Aber auch Schutzzonen oder empfindliche Bereiche, deren Betreten verboten ist oder nur erlaubt, wenn man bestimmte Regeln befolgt. Auskunft dazu erhält man online oder in den über 40 Infozentren der Nationalparks, die sich entlang der Küste und auf den Inseln befinden. Viele von ihnen präsentieren Ausstellungen zum Lebensraum Wattenmeer und sind ein gutes Ziel für Schlechtwettertage. Beispielsweise ist für den Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer das Multimar Wattforum in Tönning das größte Informationszentrum (Öffnungszeiten und Preise auf der Webseite; Anreise mit dem Bus nach Tönning).

© Christina Gransow
Die drei Nationalparks im Wattenmeer schützen die Nordseeküste – und zählen zu insgesamt 16 Nationalparks in Deutschland

Fahrtziel Natur: Natürlich Urlaub mit Bahn & Bus im Wattenmeer

Gemeinsam mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) sowie dem Verkehrsclub Deutschland (VCD) engagiert sich die DB seit 2001 in der Kooperation Fahrtziel Natur. Deren Ziel ist es, in sensiblen Naturgebieten den touristischen Verkehr weg vom Pkw und mehr auf öffentliche Verkehrsmittel zu verlagern. Insgesamt gibt es 24 Fahrtziel-Natur-Gebiete – das Wattenmeer ist eines davon.

Fahrtziel Natur informiert zum einen über die nachhaltige Anreise und Mobilität vor Ort, zum anderen über Tipps für den Aufenthalt. Zum Beispiel empfiehlt die Kooperation für eine Übernachtung auf der Nordseeinsel Juist das Haus AnNatur, das Zimmer und Apartments bietet. Möbel, Bettwäsche, Kosmetik und Essen sind Bio; das Frühstück wird vegan und vegetarisch serviert.

Anreise mit der DB

Je nachdem, wo genau man ans Wattenmeer möchte, bieten sich verschiedene Bahnhöfe an. Am Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer beispielsweise liegt Norddeich Mole. Von hier fahren Fähren nach Norderney und Juist. Wer nach Borkum möchte, fährt mit dem Zug nach Emden. Viele Inseln im Nationalpark sind autofrei, so auch Borkum und Juist.

Zum Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer kann man mit der Bahn bis nach Sylt und Sankt Peter-Ording reisen. Oder man fährt über Niebüll nach Niebüll Mole und von dort mit einer Fähre nach Amrum oder Föhr.

Der Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer ist gut über Cuxhaven erreichbar. Vom Bahnhof erreicht man mit Bussen das Wattenmeer.

Ausführlichere Informationen zur Anreise ans Wattenmeer mit Bahn und Bus finden Sie auf der Webseite der Wattenmeer-Nationalparks. Für alle, die mit dem öffentlichen Nahverkehr anreisen, ist das Deutschland-Ticket eine praktische Option.

Hinkommen mit dem Deutschland-Ticket:

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Es kostet 49 Euro monatlich und ist bundesweit überall im Nah- und Regionalverkehr gültig. Egal ob Sie mit Bus oder Bahn fahren, seit 1. Mai brauchen Sie deutschlandweit nur noch ein Ticket.
Das Deutschland-Ticket ist als monatlich kündbares Abonnement auf bahn.de erhältlich, außerdem unter anderem im DB Navigator und im DB Streckenagent.
Um Ihre Reise mit dem Deutschland-Ticket zu planen, setzen Sie in der Reiseauskunft auf bahn.de den Haken bei „Nur Nahverkehr“. In der App DB Navigator wählen Sie unterhalb der Datums- und Zeitauswahl die Filter-Fläche, dann unter „Optionen“ den Reiter „Verkehrsmittel“, wählen Sie dort den Schieber „Nur Nah-/Regionalverkehr“ aus.

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