Tapfer im Wattenmeer

Das zierliche Türmchen auf Hallig Oland ist ein beliebtes Ausflugsziel, weil es gleich zwei Rekorde hält – und seine Lage ist ohnehin unschlagbar

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Der kleinste Leuchtturm Deutschlands auf Hallig Oland
picture alliance/dpa

Diesen Turm als Leuchtturm zu bezeichnen ist ein wenig absurd. Denn für ein solches Bauwerk ist er mit seinen 7,45 Meter doch eher winzig. Der Leuchtturm auf Hallig Oland im nordfriesischen Wattenmeer ist der kleinste in Deutschland – und der einzige mit einem Reetdach. Am Türmchen sitzt das Leuchtfeuer, das im Takt seine roten und grünen Signale sendet, sichtbar bis hinüber zur Insel Föhr und über das Dagebüller Fahrwasser. Besonders nachts ist das eindrucksvoll zu sehen, wenn man weiter draußen von den Halligwiesen hinauf zur Warft blickt, dem künstlich aufgeschütteten Hügel, der die Bewohner vor Sturmflut schützt, wenn das umliegende Land unter Wasser steht. Duster ist es dann, nur oben auf der Warft schimmern einzelne Lichter in den Häusern. Dann rauscht plötzlich das Leuchtfeuer in einer Drehbewegung vorbei. Durchdringend, damit auch ja die Seeleute draußen im Wattenmeer es sehen. Die Nordsee liegt dunkel hinter den Wiesen, aber das Wasser hört man hier überall gluckern. Bei guter Sicht ist am Horizont ein schwarzer Schatten zu erkennen: die Insel Föhr. Seit 1929 weist Olands Leuchtturm den Fähr-Fahrern den Weg von Dagebüll auf dem Festland zum Hafen in Wyk auf Föhr. Besichtigen kann man das kleine Idyll nur von außen, der Turm dient als Lampenhaus: Für Reparaturen wird das Leuchtfeuer nach innen gezogen und kann dort begutachtet werden. Ein Gefühl für die Höhe bekommt aber auch, wer von außen eine Leiter anstellt. 

Deutschlands kleinster Leuchtturm ist Teil einer Welt im Miniaturformat. Nur 20 Menschen leben in den 17 Häusern der Olandwarft. Nichts ist hier weiter als 100 Meter voneinander entfernt. Wer hierher kommt, sucht Ruhe und Natur. Alles andere hat man schnell gesehen: die Halligschule, die zurzeit leider keine Schüler:innen hat, das Gemeindehaus, den Süßwasserteich in der Warftmitte, den Kunstladen, die Keramikwerkstatt und die kleine Kirche. Ein Fußweg führt links von der Schule zu dem Gebäude, das innen wunderschön bemalt und mit blauen Holzbänken bestückt ist. Alle zwei Wochen kommt der Pastor von der Nachbarhallig Langeness zum Gottesdienst. Außerhalb der Warft gibt es noch einen Hafen und einen Fußballplatz. Vor allem im Sommer ist die Hallig mit ihren 45 Gästebetten rasch ausgebucht. Bunte Badehandtücher flattern im Wind, das flache Watt-Wasser hat Badewannentemperatur, und freitags treffen sich Einheimische und Gäste zum BBQ in der Gaststätte „Kiek in“. Herbst und Winter sind einsamer und stürmischer. Dann ist Sturmflutzeit – und der Leuchtturm umso wichtiger. 

Wie hinkommen:
Von Hamburg-Altona mit dem Regional-Express nach Niebüll, dort umsteigen Richtung Dagebüll. Es verkehren auch IC, die von Hamburg bis Dagebüll Mole durchfahren. Von hier geht es mit der Lore (motorbetriebenes Schienenfahrzeug) über den Damm nach Oland.
Aktuelle Informationen finden Sie unter www.bahn.de.

Für wen:
Naturliebende und alle, die mal entschleunigen möchten. Der Fußmarsch um die Hallig dauert eine Stunde. Die Hallig ist auch übers Watt zu erreichen.

Gut zu wissen:
Es gibt keinen EC-Automaten und keinen Supermarkt. Lebensmittel kommen mit der wöchentlichen Lieferung auf die Hallig (vorab bestellen). Im Winterhalbjahr öffnet die Gaststätte „Kiek In“ nur bei Bedarf bzw. nach Voranmeldung. 

Mitbringen: 
Definitiv wetterfeste Kleidung und Gummistiefel.

Infos
www.halligen.de

Hinweis 
Aufgrund der Pandemiesituation kann es zu Einschränkungen der Öffnungszeiten der genannten Lokale und Läden und Einrichtungen kommen. 

 

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