7 Lost Places, die mit dem Deutschland-Ticket erreichbar sind

Einst waren sie Grandhotels, Freibäder, Heilstätten. Heute sind sie verlassen – doch ihre Vergangenheit ist noch sichtbar. DB MOBIL zeigt, welche Lost Places man besichtigen darf und wie man hinkommt

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Datum: 09.08.2023
Lesezeit: 8 Minuten
Alte Abhörstation auf dem Teufelsberg in Berlin
© Imago/Olaf Wagner
Während des Kalten Kriegs ein Spionagezentrum, heute zieren Graffitis die Wände: die alte Abhörstation auf dem Teufelsberg in Berlin

Deutschland-Ticket – jetzt kaufen und losfahren

Jede:r kennt es wohl, dass man durch Straßen spaziert und manchmal leerstehende Läden, Wohnungen oder Büroräume entdeckt. Die meisten davon werden nach kurzer Zeit renoviert und neu bezogen. Einige Häuser jedoch sind schon seit Jahrzehnten ungenutzt – dabei waren sie früher noble Hotels, in denen König:innen residierten, oder Krankenhäuser, in denen Ärzt:innen mit der neuesten Technik operierten. Nun verfallen die Bauten, wuchern zu, drohen vielleicht einzustürzen. Gleichzeitig verbergen sich in ihren bröckelnden Mauern noch immer die Spuren der Vergangenheit. Als sogenannte Lost Places (übersetzt sinngemäß: vergessene Orte) ziehen sie zahlreiche Besucher:innen an.

Das Problem: Nicht alle Lost Places darf man auf eigene Faust erkunden. Viele sind in Privatbesitz, sodass das Betreten ohne Erlaubnis verboten ist und als Hausfriedensbruch gilt. Oder die Gebäude sind derart verfallen und nicht abgesichert, dass das Herumstöbern gefährlich werden könnte. An einigen Lost Places gibt es daher geführte Touren, auf denen man mehr über die Gebäude und ihre Geschichten erfährt – teils ausgestattet mit Helm und Taschenlampe.

DB MOBIL beschreibt sieben Lost Places, bei denen sich ein Besuch lohnt und wie man sie mit dem Deutschland-Ticket erreicht.

 

1. Alte Abhörstation auf dem Teufelsberg (Berlin)

Riesige Halbkugeln zieren das verfallene Gebäude, das auf dem Teufelsberg thront – allerdings nicht als Deko. Es sind Radarkuppeln, die die West-Alliierten (US-Amerikaner:innen und Brit:innen) davor schützten, nicht selbst vom verfeindeten Ostblock abgehört zu werden. Denn der Teufelsberg, mit 120 Metern ü. NN der höchste Punkt Westberlins, diente seit den 1950er-Jahren als Spionagezentrum. Zur damaligen Zeit des Kalten Krieges überprüften die West-Alliierten von hier die Kommunikation ihres Gegners. Heute ist der Teufelsberg unter anderem ein beliebter Aussichtspunkt.

Er ist jedoch kein natürlicher Berg, seine Entstehung ist dramatisch: Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand er, indem Bombentrümmer aufgeschüttet wurden. Der US-amerikanische Geheimdienst National Security Agency (NSA) betrieb daraufhin die dort errichtete Abhörstation. Nach dem Mauerfall zogen die Alliierten ab, bis 1999 wurde aus dem Gebäude noch der zivile Luftverkehr überwacht, danach stand es zunächst leer.

Seit 2010 öffnet das ehemalige Spionagezentrum für Tourist:innen seine Türen und bietet zudem Platz für Künstler:innen, die in den alten Räumen unter anderem Graffitis ausstellen. Das Gelände kann man entweder auf eigene Faust (Infos zu Eintrittspreisen und Öffnungszeiten auf der Webseite der Radarstation Teufelsberg) oder während einer Führung besichtigen, bei der man Hintergründe zur Geschichte der Anlage erfährt.

Anreise mit dem Deutschland-Ticket: Nahverkehrszüge nach Berlin Hbf fahren etwa von Magdeburg, Frankfurt (Oder), Halle (Saale), Cottbus, Rostock und Stralsund. Vom Berliner Hbf geht es mit der S-Bahn zum Teufelsberg. Die S-Bahn-Stationen Heerstraße und Grunewald sind jeweils circa 30 Gehminuten vom Gelände entfernt, der Fußweg führt durch Wald

 

2. Ehemaliges Grandhotel „Waldlust“ im Schwarzwald (Baden-Württemberg)

© Andreas Reeg
Im 20. Jahrhundert fanden im Ballsaal rauschende Feste statt – heute bleibt die Tanzfläche leer: das ehemalige Grandhotel „Waldlust“

„217, 218, 219…“: Hinter der Rezeption der „Waldlust“ baumeln in einem beschrifteten Holzregal Zimmerschlüssel, als warteten sie auf ankommende Gäste. Die letzten haben allerdings im Jahr 2005 eingecheckt. Die Rezeption ist nur noch ein Relikt vergangener Zeiten, in denen die „Waldlust“ als Grandhotel Hollywoodstars, König:innen und Fürst:innen empfing.

Bis auf eine Ausnahme: Ein DB MOBIL-Reporter verbrachte unlängst eine Nacht in der leerstehenden „Waldlust“. Dabei gruselte es ihn so sehr, dass er seinen Aufenthalt vorzeitig abgebrochen hat. Denn 1949 kam die damalige Hotelierin Adele unter mysteriösen Umständen in dem Jugendstilhaus um, seitdem spukt sie dort angeblich durch die Gänge – zumindest laut Geisterjäger:innen, die paranormale Aktivitäten gemessen haben wollen.

Die Legenden und Geschichten rund um die „Waldlust“ bewahren, ihre spukhaften wie pompösen Zeiten mit Tanzabenden im Ballsaal, darum kümmern sich die Denkmalfreunde Waldlust und der Verein für Kulturdenkmale Freudenstadt. Sie bieten Führungen und Fototouren an und organisieren zum Beispiel Konzerte in dem alten Gemäuer.

Anreise mit dem Deutschland-Ticket: Nahverkehrszüge fahren etwa von Mannheim und Heidelberg über Karlsruhe nach Freudenstadt Hbf und Freudenstadt Stadt oder von Offenburg nach Freudenstadt Hbf. Von Freudenstadt Hbf und Freudenstadt Stadt sind es jeweils etwa 20 Minuten Fußweg zur „Waldlust“, oder man fährt mit einem Bus weiter zur Haltestelle Landhausstraße, die fast direkt neben dem ehemaligen Hotel liegt (weniger als 200 Meter entfernt).

 

3. Verlassenes Sprungbecken im Bürgerpark Unkel (Rheinland-Pfalz)

© Gemeinsam für Vielfalt e. V.
Lädt nicht mehr zum Baden ein: das alte Sprungbecken des Freibads in Unkel

Auf die zwei Sprungtürme führt keine Leiter mehr, und statt Wasser breiten sich zwischen den Fugen im Becken Gräser und Sträucher aus. Seit Unkels Freibad 2006 geschlossen hat, kommen keine Schwimmer:innen, keine Bademeister:innen mehr, niemand taucht auf den Beckengrund oder schleckt auf einem Handtuch sitzend Eis. Stattdessen erobert die Natur sich das ehemaige Becken und Freibadgelände zurück.

Entstanden ist ein Anblick, der film- (oder eher serien-) reif ist: Fans kennen ihn aus der zweiten Staffel der Netflix-Erfolgsserie „How to Sell Drugs Online (Fast)“. Das Schwimmerbecken diente als Drehort für eine Szene, in der Hauptfigur Moritz die Beziehung mit seiner Freundin beendet.

Abseits des Fernsehers darf man das Becken nur durch einen Zaun betrachten. Daneben zeigt das ehemalige Nichtschwimmerbecken, wie ein Lost Place neu genutzt werden kann: Der Verein Gemeinsam für Vielfalt (GfV) hat es zu einem Skatepark umgebaut (Zugang ist kostenlos). Er hat den gesamten Bürgerpark gepachtet – mit der Vision, einen Platz für Sport, Spaß und Erholung für alle zu schaffen. Nur wenige Meter entfernt liegen hier somit ein vergessener und ein wiederbelebter Lost Place nebeneinander.

Anreise mit dem Deutschland-Ticket: Mit Nahverkehrszügen von Koblenz, Mönchengladbach und Köln aus ist der Bahnhof Unkel direkt erreichbar. Vom Bahnhof sind es dann zu Fuß noch knappe 15 Minuten zum Bürgerpark

4. Beelitz Heilstätten (Brandenburg)

© Imago/Stefan Zeitz
Einst erholten sich hier Menschen in Krankenhausbetten, heute sind nur Ruinen übrig: die Beelitz Heilstätten

Die Luft ist klar und riecht nach Wald – ein guter Ort, um Tuberkulose zu heilen. Bis zum Zweiten Weltkrieg waren die Beelitz Heilstätten ein angesehenes Lungensanatorium. Im Park spazierten Patient:innen, in Badehäusern badeten sie, die Küche servierte ihnen kräftigende Mahlzeiten, und Ärzte sowie Ärzt:innen behandelten sie in Räumen, die die modernste medizinische Ausstattung der damaligen Zeit besaßen. Davon übrig sind Schutt auf Böden und Treppen, eingefallene Fenster, bröckelnden Wände, die mit Graffitis überzogen sind und aus denen Kabel hängen.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs übernahm die Rote Armee das Gelände und nutzte es bis 1994 als größtes russisches Militärhospital außerhalb der Sowjetunion. Seither liegen die denkmalgeschützten Gebäude brach – und üben gerade deshalb auf viele eine Faszination aus. Das schaurig-schöne Gelände zieht zum Beispiel Hollywoodproduktionen an: unter anderem Tom Cruise, Mads Mikkelsen und Roman Polanski drehten in diesen Ruinen.

Auf verschiedenen Führungen und Fototouren darf man diese erkunden – aus Sicherheitsgründen mit einem bereitgestellten Helm, abends gibt es zudem auf der Tour eine Taschenlampe. Und auf einem Baumkronenpfad kann man die Beelitzer Heilstätten aus einer Höhe von bis zu 40 Metern überblicken.

Anreise mit dem Deutschland-Ticket: Mit Regionalzügen nach Beelitz-Heilstätten,  direkt von Berlin, Potsdam, Dessau und Cottbus - zum Beispiel mit dem RE 7 oder der RB24.

 

5. Altes Moorbad in Bad Doberan (Mecklenburg-Vorpommern)

© M. Sander
Früher entspannten hier Kurgäste in heilsamem Wasser, heute regiert die Natur: das alte Moorbad in Bad Doberan

Säulen säumen das Eingangsportal, versprechen Erholung und einen Hauch Luxus. Doch im Inneren wuchert Efeu über Wände, das Dach ist eingestürzt. Seit 1996 ein zweites Moorbad in Bad Doberan eröffnet wurde, verfällt das alte. Nur seine Fassade strahlt noch immer gelb.

Ende des 18. Jahrhunderts begann der Tourismus an der Ostsee zu explodieren: Heiligendamm wurde 1783 das erste Seebad Deutschlands. Bad Doberan, weniger als zehn Kilometer entfernt im Landesinneren, profitierte von den anreisenden Gästen – und erschuf 1822 das sogenannte Stahlbad. Der Name leitet sich von einer Stahlquelle ab, deren Wasser zunächst für die Becken genutzt wurde. Später füllte man sie mit heilsamem Moorwasser und der Name änderte sich dementsprechend.

Mehrere Investor:innen interessierten sich in den vergangenen Jahren für das alte Moorbad und wollten es retten, zum Beispiel, indem sie ein Hotel daraus zu machen planten. Doch der Umbau des denkmalgeschützten Gebäudes wäre kompliziert und kostspielig. Aktuell gehört es der Hamburger Spieloase Casilino Gruppe, aber auch die möchte es wieder verkaufen. Betreten darf man das Gelände als Besucher:in nicht. Zum Glück führt der Gehweg direkt daran vorbei, nur wenige Schritte vom Gebäude entfernt, sodass man die alte Baukunst bestaunen kann.

Anreise mit dem Deutschland-Ticket: Regionalbahnen fahren zum Beispiel von Rostock und Wismar direkt nach Bad Doberan. Das alte Moorbad liegt neben dem Bahnhof, nicht mal 200 Meter entfernt

 

6. Alter Spreepark (Berlin)

© Imago
Fährt seit über 20 Jahren nicht mehr: die Achterbahn im alten Spreepark

Die rostbraune Achterbahnschiene neigt sich nach dem Start in Kurven, hinein in ein weit aufgerissenes Maul und unter spitzen Zähnen hindurch. Statt kreischenden Fahrgästen, erleichtertem Lachen und quietschenden Rollen hört man heute jedoch bloß das Rascheln der Bäume.

Der Spreepark war der einzige Freizeitpark der DDR. Die Regierung eröffnete ihn 1969, anlässlich des 20-jährigen Staatsjubiläums. Nach dem Mauerfall führte ein Schausteller-Paar ihn zunächst weiter – bis die beiden 2001 pleite gingen. Neben der Achterbahn „Spreeblitz“ hinterließen sie unter anderem ein Riesenrad, das 45 Meter hoch bis weit über die Spree hinausragt, und Dinosaurier-Figuren, die umgestürzt auf den Wiesen liegen blieben. Der Spreepark wurde zu einem der bekanntesten Lost Places im Land.

Aktuell erwacht er zu neuem Leben. Das Bauunternehmen Grün Berlin transformiert ihn in einen Kunst- und Kulturpark. Dabei bleibt auch ein Teil des alten Spreeparks erhalten. Zum Beispiel soll das Riesenrad im Gegensatz zur Achterbahn wieder fahren. Zunächst hat das Unternehmen dazu das Gerüst abgebaut. Die alten Gondeln werden nun durch neue ersetzt, sowie die Speichen, Masten und das gesamte Material auf Fahrtüchtigkeit überprüft. 2026 sollen alle Bauarbeiten abgeschlossen sein und der neue Spreepark eröffnet werden. Bis dahin lässt sich das Gelände mitsamt der alten Achterbahn auf geführten Touren entdecken.

Anreise mit dem Deutschland-Ticket:  Nahverkehrszüge nach Berlin Hbf fahren etwa von Magdeburg, Frankfurt (Oder), Halle (Saale), Cottbus, Rostock und Stralsund. Von Berlin Hbf geht es mit der S-Bahn weiter zur Station Plänterwald. Von dort sind es 30 Minuten zu Fuß zum Spreepark

 

7. Freisebad in Görlitz (Sachsen)

© Daniel Breutmann/goerlitz21 e.V.
„Das Hineinspringen ist nicht gestattet“, steht über dem Schwimmbecken – dabei springt seit 1996 ohnehin niemand mehr ins Wasser des Freisebads

Die Uhr im Freisebad tickt nicht mehr. Trotzdem hängt sie noch vor der weißen Wand, ein eckiger Kasten, und zeigt auf kurz nach zwölf. In den Damenumkleiden, einzeln hinter Holztüren, baumeln Kleiderbügel. Stufen sowie eine blaue Leiter führen hinab ins Schwimmbecken, das allerdings trocken ist und verstaubt.

Seit 1996 hat das Freisebad geschlossen. 1887 wurde es als Wasserheil-und Badeanstalt eröffnet, benannt nach seinem Begründer, dem Sanitätsrat Dr. Walther Freise. Damals verfügten viele Arbeiterwohnungen in der Stadt noch nicht über ein Badezimmer – deshalb kamen die Menschen zum Duschen und Baden ins Freisebad, das damals größte Bad von Görlitz. Manche Gäste entspannten aber auch einfach in den Dampfbädern, zogen Bahnen in der Schwimmhalle oder genossen medizinische Sole-, Fichtennadel-, Moor- und Kräuterbäder, die hier ebenfalls angeboten wurden.

Außer dem Freisebad befinden sich in Görlitz noch weitere Lost Places, zum Beispiel ein leerstehendes Gasthaus und Kaufhaus. Das lockt die Filmbranche an. Görliwood diente beispielsweise „Inglorious Basterds“, „Der Vorleser“, „Die Vermessung der Welt“ und „The Grand Budapest Hotel“ als Schauplatz, dieser Film wurde auch im Freisebad gedreht. Der Verein Görlitz21 öffnet die ansonsten verschlossenen Türen und führt auf der Görlitz Lost Places Tour durch die engen Gänge des Freisebads sowie zu anderen verlassenen Orte der Stadt, wahlweise zu Fuß oder auf einem E-Bike.

Anreise mit dem Deutschland-Ticket: Mit der Regionalbahn nach Görlitz, zum Beispiel von Dresden, Leipzig oder Zittau. Das Freisebad liegt etwa 15 Minuten zu Fuß vom Bahnhof entfernt

Hinkommen mit dem Deutschland-Ticket:

Abo abschließen, einsteigen und losfahren. Das Deutschland-Ticket macht es möglich.

Es kostet 49 Euro monatlich und ist bundesweit überall im Nah- und Regionalverkehr gültig. Egal ob Sie mit Bus oder Bahn fahren, seit 1. Mai brauchen Sie deutschlandweit nur noch ein Ticket.
Das Deutschland-Ticket ist als monatlich kündbares Abonnement auf bahn.de erhältlich, außerdem unter anderem im DB Navigator und im DB Streckenagent.
Um Ihre Reise mit dem Deutschland-Ticket zu planen, setzen Sie in der Reiseauskunft auf bahn.de den Haken bei „Nur Nahverkehr“. In der App DB Navigator wählen Sie unterhalb der Datums- und Zeitauswahl die Filter-Fläche, dann unter „Optionen“ den Reiter „Verkehrsmittel“, wählen Sie dort den Schieber „Nur Nah-/Regionalverkehr“ aus.

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