Nationalpark Jasmund: Kreideküste auf der Insel Rügen

Caspar David Friedrich machte mit seinem Gemälde die Kreidefelsen weltbekannt. Längst gelten sie als Wahrzeichen von Rügen – sie befinden sich inmitten des Nationalparks Jasmund

Von:
Datum: 25.08.2023
Lesezeit: 5 Minuten
Luftaufnahme vom Nationalpark Jasmund
© Getty Images/Pete Leonard
Nationalpark der Kontraste: auf den weiß-strahlenden Kreidefelsen wachsen dichte Buchenwälder

Deutschland-Ticket – jetzt kaufen und losfahren

Mit einer Fläche von 30 Quadratkilometern ist er Deutschlands kleinster Nationalpark – und bietet nichtsdestotrotz Sehenswürdigkeiten, die im ganzen Land bekannt sind. Die majestätischen Kreidefelsen beispielsweise ragen bis zu 118 Meter über der Ostsee empor. Und dahinter schließen sich uralte Buchenwälder an.

Auf einen Blick: Fakten zum Nationalpark Jasmund

  • Gegründet: 1990
  • Größe: 30 Quadratkilometer
  • Länge der Wanderwege: 60 Kilometer
  • Vegetation: Buchen, Wollgräser, Fieberklee und Sonnentau in den Mooren, Salzbinse
  • Tierwelt: Kegelrobbe, Bachforelle, Erdkröte, Glattnatter, Kranich, Schwalbe, Wanderfalke, Kreuzotter, Seeadler
© Christoph Goedan/laif
Rund 100 Moore durchziehen den Nationalpark Jasmund (Bild: in der Nähe des Ortes Lohme)

Vegetation und Tierwelt im Nationalpark Jasmund

Die Kliffs im Nationalpark Jasmund wandeln sich ständig. Bei Sturm brechen die Wellen Kreidesedimente ab, teils mit so viel Kraft, dass auch die dort wachsenden Bäume abbrechen. Um bis zu 30 Zentimeter geht die Küste dadurch pro Jahr zurück. Die steilen Hänge bieten vielen Tieren eine Heimat, zum Beispiel nisten Schwalben und Wanderfalken dort. Außerdem fliegen Kraniche und Seeadler über die Ostsee, und im Meer schwimmen die seltenen Kegelrobben sowie ab und an Schweinswale.

Zwischen Meer und Land bilden sogenannte Blockstrände den Übergang, sie bestehen aus Steinen und größeren Blöcken. Zwischen diesen wachsen besondere Pflanzen, die dem Meersalz trotzen, unter anderem die Salzbinse. Sie lagert das Salz einfach in ihre grünen Stängelblätter ein. 

Oben auf der Kreideküste beginnt ein Wald, der zu 80 Prozent aus alten Buchen besteht. Diese zählen auch zum UNESCO-Weltnaturerbe, denn solch ursprüngliche Wälder sind selten. Die meisten Wälder in Deutschland werden forstlich genutzt, junge Buchen dort werden gefällt. Die an der Küste auf der Halbinsel Jasmund hingegen dürfen sich wild ausbreiten – sie gelten dadurch sogar als die größten zusammenhängenden Buchenwälder an der Ostsee. Auf den restlichen 20 Prozent des Waldes im Nationalpark wachsen Erlen, Eschen, Fichten und Lärchen. Damhirsche und Wildschweine laufen zwischen den Bäumen umher. Zudem fließen Bäche durch die Landschaft, in ihnen lassen sich beispielsweise Bachforellen treiben.

Über den gesamten Nationalpark Jasmund verteilen sich zusätzlich über 100 Moore. Wollgräser und Fieberklee blühen weiß und die harmlos klingende Pflanze Sonnentau frisst kleine Insekten. Im 19. und 20. Jahrhundert legten die Menschen einige dieser Moore trocken, um landwirtschaftliche Flächen zu erschließen. Dadurch verloren viele Pflanzen- und Tierarten ihren Lebensraum. Der Nationalpark renaturiert diese Moore nun. Bislang haben Ranger:innen und Freiwillige rund 57 Hektar wieder vernässt – per Hand, damit die Moore nicht von technischen Geräten beschädigt werden.

Je nach Beschaffenheit des Bodens (es gibt im Nationalpark Kreide-, Mergel-, Lehm- und Sandböden) siedeln sich noch weitere verschiedene Pflanzen und Tiere an. Zum Beispiel mögen Orchideen kalkige Böden. Und in den Feuchtgebieten wiederum fühlen sich beispielsweise Erdkröten, Kreuzottern und die seltenen Glattnattern wohl.

© Getty Images/golero
Wandern mit Weitblick: der Hochuferweg bietet zahlreiche Aussichtspunkte auf die Kreideküste

Attraktionen und Aktivitäten im Nationalpark

Am besten erlebt man die Natur auf einer Wanderung, während der man Ausblicke auf die Küste und den Wald genießt. Insgesamt gibt es ein Netz an Wegen von 60 Kilometern Länge. Besonders schön ist der Hochuferweg, der vom einstigen Fischerdorf Lohme (Bushaltestelle Lohme) auf den mächtigen Kreidefelsen zum Aussichtspunkt Königsstuhl führt, bis in den Hafenort Sassnitz (Länge: circa zwölf Kilometer). Dabei passiert man auch die Kleine Stubbenkammer, eine Kreidemauer mit dem Aussichtspunkt Victoria-Sicht. An einigen Stellen entlang des Wegs führen Treppen zum Strand hinunter. Den Geröllstrand unterhalb der Kreidefelsen jedoch sollte man meiden, da hier regelmäßig Gesteinsbrocken aus der Felswand hinabstürzen. Am Ende des Hochuferwegs fährt ein Bus zurück nach Lohme. Wer mehr über die Natur und Tiere des Nationalparks erfahren möchte, kann zudem an einer geführten Wanderung mit den Ranger:innen teilnehmen (in der Regel kostenlos).

Alternativ legt man vom Hochuferweg auf eigene Faust einen Abstecher zum UNESCO-Welterbeforum ein, das nur zu Fuß oder per Rad erreichbar ist. Der Pfad führt durch die Buchenwälder. Beim UNESCO-Welterbeforum informiert eine kleine Ausstellung über die alten Buchen (kostenfrei), und der Imbiss bietet sich für eine Pause an.

Neben dem Weg zum UNESCO-Welterbeforum führt eine Radtour durch den Nationalpark. Dabei durchquert man die Wälder und radelt vorbei an Mooren bis zum Nationalparkzentrum Königsstuhl (Länge: zwölf Kilometer). Ausgangspunkt ist Sassnitz. Dort und auch in anderen Orten auf Rügen kann man Räder bei zahlreichen Fahrradverleih-Stationen mieten.

Ein Tipp für Pferdefreund:innen: Auf ausgewiesenen Wegen darf man durch den Nationalpark reiten.

Ein weiteres lohnenswertes und informatives Ausflugsziel ist das Nationalparkzentrum Königsstuhl. Es erklärt mit einer interaktiven Erlebnisausstellung die Entstehung und Besonderheiten der Kreidefelsen sowie die der alten Buchenwälder (Eintrittspreise auf der Webseite). Neben dem Gebäude befindet sich der Skywalk Königsstuhl, eine Aussichtsplattform, die 2023 eröffnet wurde. Übrigens kann man am Nationalparkzentrum Königsstuhl standesamtlich heiraten – mit Blick auf die Kreidefelsen.

Von einer anderen Perspektive, nämlich vom Wasser aus, erlebt man Rügens Kreideküste während einer Schifffahrt. Mehrere Anbieter schippern am Nationalpark und dem Königsstuhl entlang, zum Beispiel Adler-Schiffe und MS Alexander. Sie fahren in der Regel von April bis Ende Oktober oder Anfang November.

Am Rand des Nationalparks Jasmund im Ort Gummanz befindet sich Europas einziges Kreidemuseum – in einem historischen Kreidewerk, in dem früher Kreide abgebaut wurde (Bushaltestelle Neddesitz, Saggard, Eintrittspreise auf der Webseite). Darüber, über die Entstehung der Kreideküste auf Rügen und ihre Fossilien informiert das Museum in Ausstellungen und auf einem Freigelände mit einem Kreidelehrpfad.

© Christina Gransow
16 Nationalparks verteilen sich über Deutschland; der Nationalpark Jasmund (farblich hervorgehoben) mit den Kreidefelsen liegt im Nordosten auf der Insel Rügen

Fahrtziel Natur: Natürlich Urlaub mit Bahn & Bus im Nationalpark Jasmund

Gemeinsam mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) sowie dem Verkehrsclub Deutschland (VCD) engagiert sich die DB seit 2001 in der Kooperation Fahrtziel Natur. Deren Ziel ist es, in sensiblen Naturgebieten den touristischen Verkehr weg vom Pkw und mehr auf öffentliche Verkehrsmittel zu verlagern. Insgesamt gibt es 24 Fahrtziel Natur-Gebiete –der Nationalpark Jasmund ist eines davon.

Fahrtziel Natur informiert zum einen über die nachhaltige Anreise und Mobilität vor Ort, zum anderen über Tipps für den Aufenthalt. Zum Beispiel empfiehlt die Kooperation für eine Übernachtung das Panorama-Hotel Lohme, hinter dem direkt der Nationalpark und der Wanderweg über das Hochufer zum Königsstuhl beginnen (das Hotel ist über die Bushaltestelle Lohme erreichbar).

Anreise mit der Bahn

Die Bahnhöfe in Bergen auf Rügen und Binz sind mit dem Fernverkehr aus ganz Deutschland und mit dem Regionalverkehr zum Beispiel von Stralsund oder Rostock erreichbar. Von Bergen auf Rügen und Binz fahren Busse in den Nationalpark. Das Deutschland-Ticket ist eine unkomplizierte Möglichkeit, um den öffentlichen Nahverkehr im Urlaub oder auf einem Ausflug zu nutzen.

Hinkommen mit dem Deutschland-Ticket:

Abo abschließen, einsteigen und losfahren. Das Deutschland-Ticket macht es möglich.

Es kostet 49 Euro monatlich und ist bundesweit überall im Nah- und Regionalverkehr gültig. Egal ob Sie mit Bus oder Bahn fahren, seit 1. Mai brauchen Sie deutschlandweit nur noch ein Ticket.
Das Deutschland-Ticket ist als monatlich kündbares Abonnement auf bahn.de erhältlich, außerdem unter anderem im DB Navigator und im DB Streckenagent.
Um Ihre Reise mit dem Deutschland-Ticket zu planen, setzen Sie in der Reiseauskunft auf bahn.de den Haken bei „Nur Nahverkehr“. In der App DB Navigator wählen Sie unterhalb der Datums- und Zeitauswahl die Filter-Fläche, dann unter „Optionen“ den Reiter „Verkehrsmittel“, wählen Sie dort den Schieber „Nur Nah-/Regionalverkehr“ aus.

Schreiben Sie uns!

Der Artikel hat Ihnen gefallen, Sie haben eine Frage an die Autorin/den Autor, Kritik oder eine Idee, worüber wir einmal berichten sollten? Wir freuen uns über Ihre Nachricht.