Rothaarsteig: Wandern zu den wilden Wisenten

Flüsse und ihre Quellen, Gipfel und Aussichten, und ganz viel Wald: Der Rothaarsteig führt in einem steten Auf und Ab durch die Natur. Dabei begegnet man Wisenten – und vielen anderen Tieren

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Datum: 01.09.2023
Lesezeit: 5 Minuten
Mann und Frau wandern auf dem Rothaarsteig
© Rothaarsteigverein e.V./Kappest
Durch Wald und über Wiesen: der Rothaarsteig

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Wer im Wald schweben möchte, sollte zum Rothaarsteig und der dortigen Hängebrücke: Auf ihr kommt man dem Schwebegefühl zumindest nah. Die Brücke ist 40 Meter lang und führt bis zu zwölf Meter über den Grund. Damit macht sie zwar nur einen kurzen, aber dafür umso eindringlicheren Teil des Rothaarsteigs aus, der auf etwa 154 Kilometern durch das Sauerland, über den Kamm des Rothaargebirges in die Region Siegerland-Wittgenstein führt.

Von der alten Hansestadt Brilon (Nordrhein-Westfalen) verläuft der Fernwanderweg über das Wittgensteiner Bergland und Siegerland bis nach Dillenburg am Fuß des Westerwalds (Hessen). Man kann den Rothaarsteig in dieser Nord-Süd-Richtung oder auch umgekehrt wandern. Dies entweder komplett in mehreren Etappen oder auf Rundwegen. Vorab sollte man sich auf der Webseite des Rothaarsteigs über aktuelle Einschränkungen informieren, wie Sperrungen und Umleitungen.

Übrigens: Einmal im Jahr trägt man auf dem Weg statt Wanderstiefeln leichtere Laufschuhe: Dann findet der Rothaarsteig-Marathon mit mehr als 1000 Teilnehmer:innen statt.

Acht Etappen auf dem Rothaarsteig

Je nach Sportlichkeit kann man den Rothaarsteig von Brilon nach Dillenburg in sechs, acht oder zwölf Etappen wandern. DB MOBIL beschreibt die mittlere Variante mit acht Etappen, diese erstreckt sich auf knapp 158 Kilometer.

  • Etappe 1: Von Brilon nach Willingen (23,4 Kilometer): Vor dem historischen Rathaus am Marktplatz in Brilon beginnt der Wanderweg. Zunächst führt er auf den Borberg (670 Meter ü. NN), den höchsten Punkt der Briloner Hochfläche, von dem sich eine weite Aussicht auf das Ruhrtal bietet. Später wandert man unterhalb der Bruchhauser Steine: vier Vulkanfelsen, die aus dem Sauerland herausragen und das einzige Nationale Naturmonument in Nordrhein-Westfalen darstellen. Wer möchte, kann einen Abstecher machen und sie besteigen. Und wer müde ist, könnte bereits im Ort Bruchhausen übernachten. Alle anderen wandern bis zum Etappenziel Willingen.
  • Etappe 2: Von Willingen nach Winterberg (22,1 Kilometer): Es geht über den höchsten Punkt Nordrhein-Westfalens, den Langenberg (843 Meter ü. NN). Über den Kamm wandert man zum Naturschutzgebiet Neuer Hagen, die größte Hoch- und Bergheide Nordrhein-Westfalens, und danach zur Quelle der Ruhr. Durch den Wald im Helletal erreicht man Winterberg, eine Kleinstadt, die tatsächlich das Zentrum für Wintersport im Sauerland ist – wer im Sommer kommt, kann das zum Beispiel im Westdeutschen Wintersportmuseum nachfühlen.
© Imago Images/YAY-Images
Im Winter Skigebiet, im Sommer grüne Hügel: der Rothaarsteig nahe der Kleinstadt Winterberg
  • Etappe 3: Von Winterberg nach Schanze (18,6 Kilometer): Heute wird der zweithöchste Berg Nordrhein-Westfalens erklommen, der Kahle Asten (842 Meter ü. NN). Über die offene Hochheidelandschaft eröffnet sich vom Gipfel eine großartige Panoramaaussicht. Vorbei an der Quelle der Lenn führt der Weg weiter zum kleinen Ort Schanze. Hier liegt der Kyrill-Pfad: Nachdem 2007 der Wintersturm Kyrill durch den Wald wütete, ließen Ranger:innen die Natur nahezu unverändert. Besucher:innen können die Sturmschäden bis heute auf einem elf Kilometer langen Weg erkennen.
  • Etappe 4: Von Schanze zum Rhein-Weser-Turm (22,6 Kilometer / Talvariante: 23,3 Kilometer): Auf dieser Etappe kann man zwischen einer Kamm- und Talvariante wählen. Im Tal wandert man durch das schluchtenartige Grubental. Der Kamm führt vorbei an Skulpturen im Wald – diese sind auch auf dem Waldskulpturenweg auf insgesamt etwa 24 Kilometer verbunden, beispielsweise entdeckt man Spiegel, die sich im Wind bewegen und einen Hexenplatz. Danach überquert man eine Hängebrücke. Im Anschluss trifft man auf den Talweg und durchquert in Wittgenstein ein Gebiet, in dem wilde Wisente leben. 2013 wurden die vom Aussterben bedrohten Tiere hier ausgewildert. Eine zweite Herde dieser europäischen Rinderart lebt in einem 20 Hektar großen Areal der Wisent-Welt-Wittgenstein, das Besucher:innen auf einem Rundweg ebenfalls erkunden können. Am Ende der vierten Etappe bietet sich vom Rhein-Weser-Turm (685 Meter ü. NN) ein weiter Ausblick über das Sauer- und Siegerland.
  • Etappe 5: Vom Rhein-Weser-Turm nach Lützel (18,3 Kilometer): Durch das Naturschutzgebiet Schwarzbachtal, in dem im Sommer wilde Heidelbeeren wachsen, geht es weiter zur Heinsberger Hochheide und dann zur Ginsberger Heide. Hier findet jährlich über Pfingsten das Open-Air-Festival „KulturPur“ statt, mit Musik, Theater und Comedy. Die naheliegende Ginsburg gilt bei Wandernden als beliebter Aussichtspunkt. Und kurz vor Etappenende gibt es mit dem Gillerbergturm noch einen weiteren Aussichtspunkt.
  • Etappe 6: Von Lützel zur Lahnquelle (14,2 Kilometer): Auf dieser Etappe passiert man gleich drei Quellen: die der Lahn, die der Sieg und die der Eder. Dabei folgt der Weg teilweise der historischen Eisenstraße, auf der bis ins Hochmittelalter Eisen gehandelt wurde.
  • Etappe 7: Von der Lahnquelle bis nach Wilgersdorf (18 Kilometer): Wieder kommt man an Quellen vorbei: der Ilsequelle, der Heilkräfte nachgesagt werden, und der Dill-Quelle. Nach der Haincher Höhe folgt einer der schönsten Aussichtspunkte auf dem Rothaarsteig: die Plattform "Nase im Wind" auf der Tiefenrother Höhe (552 Meter ü. NN). Über den Westerwald geht es schließlich nach Wilgersdorf.
  • Etappe 8: Von Wilgersdorf nach Dillenburg (20,7 Kilometer): Die letzte Rothaarsteig-Etappe führt weg vom Rothaargebirge und durch das Lahn-Dill-Bergland. Vom Bismarcktempel bietet sich ein letzter Ausblick. Danach steigt man durch die Altstadt von Dillenburg hinab. An der Parkanlage des Hofgartens endet der Rothaarsteig. Im dortigen Biergarten kann man sich stärken.
© Rothaarsteigverein e.V./Björn Hänssler
Zwölf Meter hoch: die Hängebrücke am Rothaarsteig beim Ort Kühhude

Rundwege für einen Tagesausflug zum Rothaarsteig

Für einen Tagesausflug bieten sich verschiedene Rundwege und Touren rund um den Rothaarsteig an, viele davon sind gut mit Bus und Bahn erreichbar. Zum Beispiel kann man von Brilon über die Bruchhauser Steine nach Willingen wandern und von dort mit der Regionalbahn zurückfahren.

Um den Kahlen Asten zu erklimmen, fährt man mit dem Bus nach Langewiese zur Haltestelle „Bundesstraße“, wandert von dort auf den Gipfel und steigt im Ort Winterberg wieder in den Zug oder Bus.

Wer mehr über die Natur des Rothaarsteigs erfahren möchte, kann zudem eine Führung mit einem Ranger oder einer Rangerin unternehmen. Aktuelle Termine veröffentlicht der Rothaarsteigverein auf seiner Webseite, dort kann man sich auch anmelden.

Planung der Wanderung, Übernachtung und beste Reisezeit

Ob Schloss-, Landhotel, Jugendherberge oder Campingplatz: Der Rothaarsteig bietet viele verschiedene Unterkünfte, die sich teils speziell an Wandernde richten. Bei der Orientierung hilft das Siegel „Qualitätsbetrieb Rothaarsteig“. Die damit zertifizierten Unterkünfte bieten etwa einen Shuttle zum Wanderweg an, stellen Lunchpakete zusammen und transportieren das Gepäck zur nächsten Unterkunft, damit man keinen schweren Rucksack zu tragen braucht.

Wer nicht selbst die Route und Unterkünfte festlegen möchte, kann eine Wanderpauschale buchen. Ameropa beispielsweise hat eine zehntägige Reise über den gesamten Rothaarsteig im Angebot. Und der Rothaarsteigverein organisiert auch Pakete ab nur drei Übernachtungen.

Den Rothaarsteig kann man das ganze Jahr über begehen. Selbst im Winter ist eine Wanderung möglich, da die Wege dann präpariert werden. Dennoch kann das Wandern im Schnee anstrengender sein und die Route dadurch länger dauern.

Anreise mit der Bahn

Wer die Wanderung in Brilon startet, steigt am Bahnhof Brilon-Stadt aus. Zu Fuß erreicht man den Marktplatz in etwa zwölf Minuten – hier beginnt der Rothaarsteig. Brilon-Stadt ist mit Nahverkehrszügen beispielsweise von Korbach erreichbar. Das Deutschland-Ticket ist eine gute Möglichkeit, um zum Rothaarsteig anzureisen: Mit diesem lassen sich alle öffentlichen Verkehrsmittel im Nah- und Regionalverkehr nutzen.

Am anderen Ende des Rothaarsteigs liegt Dillenburg. Vom Hofgarten, dem Portal zum Wanderweg, spaziert man in etwa acht Minuten zum Bahnhof. Regionalbahnen fahren von hier beispielsweise nach Frankfurt am Main.

Hinkommen mit dem Deutschland-Ticket:

Abo abschließen, einsteigen und losfahren. Das Deutschland-Ticket macht es möglich.

Es kostet 49 Euro monatlich und ist bundesweit überall im Nah- und Regionalverkehr gültig. Egal ob Sie mit Bus oder Bahn fahren, seit 1. Mai brauchen Sie deutschlandweit nur noch ein Ticket.
Das Deutschland-Ticket ist als monatlich kündbares Abonnement auf bahn.de erhältlich, außerdem unter anderem im DB Navigator und im DB Streckenagent.
Um Ihre Reise mit dem Deutschland-Ticket zu planen, setzen Sie in der Reiseauskunft auf bahn.de den Haken bei „Nur Nahverkehr“. In der App DB Navigator wählen Sie unterhalb der Datums- und Zeitauswahl die Filter-Fläche, dann unter „Optionen“ den Reiter „Verkehrsmittel“, wählen Sie dort den Schieber „Nur Nah-/Regionalverkehr“ aus.

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