Rennsteig: Über den Kamm des Thüringer Waldes

Einst diente der Rennsteig als Handelsweg, auf dem eilige Boten liefen. Heute ist die Wanderung entspannter. Sie bietet enge Schluchten, tolle Ausblicke – und hält ein paar skurrile Bräuche bereit

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Datum: 01.09.2023
Lesezeit: 6 Minuten
Der Thüringer Wald in Morgendunst gehüllt, im Hintergrund thront die Wartburg auf dem Berg
© Adobe Stock/AVTG
Weitschweifende Aussicht auf dem Rennsteig – hier: auf die Wartburg

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Über Berggipfel und durch Täler des Thüringer Schiefergebirges bis in den Frankenwald: Der Rennsteig führt durch tiefe Natur – und das schon lange. Die Bezeichnung „Rennsteig“ ist erstmals im Jahr 1578 nachweisbar. Lange trennte der Weg die Fürstentümer in Franken und Thüringen; bis heute finden sich rund 1300 Grenzsteine. Auch Napoleons Truppen nutzten den Rennsteig, genauso wie Martin Luther.

Zu DDR-Zeiten war der Wanderweg immer wieder durch die ehemalige innerdeutsche Grenze unterbrochen. Heute kann man die knapp 170 Kilometer zwischen Thüringen und Bayern bequem in acht Tagesetappen gehen; sportlicher wird es, wenn man sie auf sechs Etappen verkürzt oder sie sogar als Extremmarsch innerhalb von vier Tagen bewältigt. In jedem Fall sollte man Trittsicherheit mitbringen, da manche Passagen im Mittelgebirge felsig sind.

Es geht sogar noch fordernder: Alle, denen das Wandern zu langsam ist, können den Rennsteig laufend auf einem Marathon erkunden. Seit 1973 findet der GutsMuths-Rennsteiglauf statt, mit über 15.000 Teilnehmer:innen Europas größter Landschaftslauf. Als Supermarathon ist er knapp 74 Kilometer lang, der Marathon beträgt klassischerweise etwa 42 Kilometer, aber es gibt auch kürzere Distanzen ab etwa vier Kilometer für alle, die nicht so weit laufen mögen. Die Supermarathon-Strecke führt von Eisenach über Oberhof nach Schmiedefeld, der Marathon startet in Neuhaus und endet ebenfalls in Schmiedefeld – und damit mitten im UNESCO-Biosphärenreservat Thüringer Wald. Eine Alternative ist Deutschlands größter Staffellauf, der seit 1999 stattfindet und auf der Strecke des Rennsteigs von Hörschel nach Blankenstein verläuft.

Wer auf dem Rennsteig andere Wanderer:innen trifft, grüßt traditionell mit „Gut Runst“: Runst bedeutet im übertragenen Sinn eine Wanderung auf dem Rennsteig; den Gruß hat der Rennsteig-Verein eingeführt.

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Wer auf dem Rennsteig wandert, passiert mehrere Berge und Aussichtspunkte – daher besser gute Wanderstiefel tragen

Etappen eins bis vier auf dem Rennsteig: Drachenschlucht und Olympia-Hochburg

  • Etappe 1: Von Hörschel nach Ascherbrück / Ruhla (circa 19 Kilometer): Vom Werraufer in Hörschel geht es zunächst stetig bergauf, unter anderem zum Steinkreuz Wilde Sau. Einer Sage nach hat es hier im Mittelalter einen Jagdunfall gegeben, bei dem ein Knappe seinen Herrn verletzte. Vom Großen Eichelberg (310 Meter ü. NN) bietet sich ein erster und weiter Blick auf die Wartburg. Wer möchte, kann dorthin einen Abstecher machen. Danach wartet ein besonderes Erlebnis: Durch die Drachenschlucht führt Thüringens engster Schluchtenwanderweg. An der schmalsten Stelle ist er weniger als 70 Zentimeter breit. Insbesondere auch für Kinder ist es ein aufregendes Erlebnis, durch sie hindurchzulaufen. Weiter geht es über die Hohe Sonne bei Eisenach, wo ein verfallenes Jagdschloss steht.
  • Etappe 2: Von Ascherbrück/ Ruhla zum Spießberghaus (circa 20 Kilometer): Vom Glöckner (702 Meter ü. NN) überblickt man den Thüringer Wald. Danach geht es steil bergauf zum Großen Inselberg (916 Meter ü. NN), und anschließend wieder bergab und durch dichten Wald zur Grenzwiese.
  • Etappe 3: Vom Spießberghaus zum Grenzadler bei Oberhof (circa 23 Kilometer): Dieser Weg führt flacher als die ersten beiden Etappen durch Wald und über Bergwiesen, etwa die Ebertswiese mit einem Bergsee, bis nach Oberhof, der Trainingsstätte der Winter-Olympionik:innen. Auf einer asphaltierten Rollerbahn des Skisportzentrums am Grenzadler verläuft die Wettkampfstrecke der Biathlet:innen und Langläufer:innen. Vorm Erreichen des Etappenziels kann man sich beim Imbiss Neue Ausspanne (zwischen den Orten Floh-Seligenthal und Tambach-Dietharz) stärken, zum Beispiel mit einer Thüringer Rostbratwurst.
  • Etappe 4: Vom Grenzadler nach Allzunah (circa 21 Kilometer): Kurz nach Beginn führt der Wanderweg vorbei am Rennsteiggarten Oberhof, dem artenreichsten und größten Alpingarten Deutschlands. Danach besteigt man den höchsten Berg des Thüringer Waldes, den Großen Beerberg (983 Meter ü. NN), mit Fernsicht bis nach Suhl und Zella-Mehlis. Zuletzt passiert der Weg den historischen Bahnhof Rennsteig, der 1904 erbaut wurde und von dem aus bis 1998 Reisende nach Frauenwald fuhren. Diese Etappe ist auch für Familien mit Kindern als Tagesausflug lohnenswert, denn die Anstiege sind gut schaffbar und in Oberhof startet die Wanderung zudem mit einem Abenteuerspielplatz.
© Martin Kirchner/laif
Nur 70 Zentimeter breit: die Drachenschlucht auf dem Rennsteig

Etappen fünf bis acht auf dem Rennsteig: Vom ältesten Ort zur Kalten Küche

  • Etappe 5: Von Allzunah zur Friedrichshöhe (circa 24 Kilometer): Die heutige Strecke führt mitten durch den Wald, unweit von Frauenwald, der ältesten Ortschaft entlang des Rennsteigs. Früher hatten sich hier Nonnen angesiedelt, daher der Name. Vom 33 Meter hohen Turm auf dem Eselsberg bietet sich eine weite Aussicht.
  • Etappe 6: Von der Friedrichshöhe nach Spechtsbrunn (circa 23 Kilometer): Über den Höhenwanderweg geht es zur Kleinstadt Neuhaus am Rennweg, danach durch Wald und hinauf zu den Aussichtspunkten Frankenwaldblick und Triniusblick.
  • Etappe 7: Von Spechtsbrunn nach Brennersgrün (circa 19 Kilometer): Die Strecke führt durch den Frankenwald und über die sogenannte Kalte Küche, einen ehemaligen Grenzpunkt einer alten Handelsstraße nach Nürnberg.
  • Etappe 8: Von Brennersgrün nach Blankenstein (circa 21 Kilometer): Auf der letzten Etappe eröffnet sich kurz vor Schlegel vom Aussichtspunkt Beerholz ein weites Panorama. Schließlich erreicht man Blankenstein, wo der Rennsteig an der Selbitzbrücke endet.

Planung und Übernachtung auf dem Fernwanderweg

Wer mehrere Tage unterwegs ist, findet entlang des Rennsteigs verschiedene Unterkünfte: Hotels, Pensionen, Ferienwohnungen und auch Campingplätze. Wander-Pauschalangebote kombinieren Übernachtungen mit Verpflegung und oft auch Kartenmaterial sowie Gepäcktransfer. Ameropa beispielsweise organisiert eine zehntägige Reise samt Gepäcktransfer, sodass man keinen schweren Rucksack zu tragen braucht; und auch der Tourismusverband Thüringer Wald bietet verschiedene Wanderreisen an.

Beste Zeit für eine Wanderung auf dem Rennsteig

Die meisten Menschen wandern im Frühling auf dem Rennsteig, wenn die Natur grün wird – ungefähr ab Mai. Bis in den Oktober ist das Wetter passend, wobei es in den Höhenlagen dann aber oft schon nebelig wird. Im Herbst verfärbt sich der Laubwald in rotgoldene Töne.

Im Winter wird der Rennsteig zum Skiwanderweg: Auf 142 Kilometern zwischen Ascherbrück und Brennersgrün kann man ihn dann auf Skiern erkunden. Dazu sollte man spontan sein, denn die ganze Strecke ist aufgrund der Schneelage in der Regel nur für zwei Wochen befahrbar.

Anreise mit der Bahn

Zu den Ausgangsorten Hörschel und Blankenstein (Saale) fahren jeweils Regionalzüge. Entlang der einzelnen Etappen liegen Bahnhöfe, zum Beispiel in Eisenach; Busse fahren weiter zu Etappenstationen. Somit lassen sich als Tagesausflug ausgewählte Strecken wandern und im Anschluss fährt man mit Bus und Bahn zurück. Das Deutschland-Ticket ist dafür eine gute Möglichkeit, denn mit ihm lassen sich alle Busse und Bahnen des öffentlichen Nahverkehrs nutzen.

Hinkommen mit dem Deutschland-Ticket:

Abo abschließen, einsteigen und losfahren. Das Deutschland-Ticket macht es möglich.

Es kostet 49 Euro monatlich und ist bundesweit überall im Nah- und Regionalverkehr gültig. Egal ob Sie mit Bus oder Bahn fahren, seit 1. Mai brauchen Sie deutschlandweit nur noch ein Ticket.
Das Deutschland-Ticket ist als monatlich kündbares Abonnement auf bahn.de erhältlich, außerdem unter anderem im DB Navigator und im DB Streckenagent.
Um Ihre Reise mit dem Deutschland-Ticket zu planen, setzen Sie in der Reiseauskunft auf bahn.de den Haken bei „Nur Nahverkehr“. In der App DB Navigator wählen Sie unterhalb der Datums- und Zeitauswahl die Filter-Fläche, dann unter „Optionen“ den Reiter „Verkehrsmittel“, wählen Sie dort den Schieber „Nur Nah-/Regionalverkehr“ aus.

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