„Manchmal reicht es schon, einen Busch in der Straße zu beobachten“

Mirjam Bombis gibt eine Anleitung, was man im Herbst draußen mit Kindern machen kann, womit sie gerne bastelt – und wie man die eigene Komfortzone verschiebt

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Datum: 20.09.2023
Lesezeit: 9 Minuten
Ein Junge im gelben Regenanzug läuft durch eine Pfütze, Büsche am Straßenrand
© Getty Images
Hinein in die Pfütze und anschließend Büsche untersuchen: Oft reicht es schon, mit den Kindern direkt vor die Tür zu treten, um das Draußen mit allen Sinnen wahrzunehmen

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Naturpädagogin und Waldcoachin Mirjam Bombis liebt es, draußen zu sein – mit Schulklassen, Kindergeburtstagsgruppen, aber auch allein. Im Interview mit DB MOBIL verrät sie, warum es sich auch im Herbst lohnt, täglich rauszugehen und welche DIY-Bastelideen außer Kastanien-Männern und geschnitzten Kürbissen bei Groß und Klein gut ankommen.

 

Ich gebe zu: Sobald es Herbst wird, und dann auch noch regnet, fehlt mir manchmal der Spaß, mit dem Kind vor die Tür zu gehen. Warum eigentlich?

Es ist unkomfortabel, draußen zu sein, wenn es nass ist. Wir fühlen uns dann einfach wohler in behaglichen Häusern und Wohnungen. Oft ist es auch ein organisatorisches Problem: Wir müssen uns alle regensicher anziehen. Wir selbst schaffen das noch, aber wenn das eine Kind den Matschanzug anhat, zieht das andere meist schon wieder die Gummistiefel aus. Der Aufwand, dann auch noch zu schauen, wo es vielleicht schön sein könnte, spielt eine Rolle. Und es wird einfach schneller dunkel als Sommer.


Wieso ist es trotzdem wichtig, rauszugehen?

Weil es uns so viele Gelegenheiten bietet, die wir sonst nicht haben. Für die kindliche Entwicklung ist es auch wichtig, aus der Komfortzone herauszukommen und die Elemente anders zu erleben. Wie fühlt es sich an, wenn der Regen auf mich draufprasselt? Wie sieht die Welt kurz nach einem Regenschauer aus? Wie matschig ist der Boden?


Haben Sie eine Idee, wie die Motivation steigt?

Wenn ich es mir wünschen dürfte, hätte jede Familie einen Draußen-Rucksack im Flur hängen, den man sich schnell schnappen kann, mit Matschanzügen, Gummistiefeln und auch Kleidung, die dreckig werden darf oder Löcher bekommen kann. Und dann sollte man sich als Eltern erinnern, wie schön es sein kann, draußen zu sein und etwas zu erleben – und was man den Kindern in dem Moment gibt.

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Mirjam Bombis, 44, arbeitet als Naturpädagogin und Waldcoachin in Berlin, sie ist außerdem zertifizierte Wildnis- und Kräuterpädagogin sowie Stadtnaturführerin. Bombis leitet Schulklassen und Kitagruppen an, man kann sie aber auch für Kindergeburtstage buchen. Zudem hat sie ein Buch zum Thema Draußensein mit Kindern geschrieben. Es heißt: „Wir sind dann mal draußen: Das Familien-Survival-Buch“ und hält allerlei Tipps für einen Ausflug in die Wildnis bereit (auch über Nacht). Neben Orten und Checklisten gibt es auch besondere Rezepte.

© privat
Am liebsten selbst im Wald – oder in der Werkstatt: Naturpädagogin und Waldcoachin Mirjam Bombis

Was macht den Herbst besonders?

Er färbt die Natur in bunte Farben, die wir in der Kombination im Rest des Jahres nicht erleben. Im Sommer haben wir Schattierungen von Grün, im Herbst reichen sie von Rot bis Braun. Wenn die Blätter vom Baum fallen, hat man auch die Chance, wieder etwas zu sehen: Wer sitzt in den Zweigen, wo sind Vogelnester? Im Herbst findet zudem viel Humusbildung statt. Man kann einfach mal Laub beiseiteschieben, einen Stein heben oder einen Baumstamm wegschieben und sieht viele Tiere, die sich um die Zersetzung kümmern. Das fasziniert kleine Kinder, aber auch die Großen.

Sollten wir die Kinder aktiv dazu anleiten, kreativ zu sein – oder sie einfach machen lassen?

Ich bin immer fürs Loslaufen lassen. Manche Kinder tun sich schwer, weil sie sensorisch sensibel sind und nicht auf die Idee kommen, mit Matsch und Dreck zu spielen. Dann kann man sie begleiten, indem man etwas erzählt oder Dinge zusammen macht. Auch eine Schaufel oder eine Lupe sind super, um etwas zu entdecken draußen. Kinder sind wirklich stolz, wenn sie selbst einen dicken Käfer finden. Im Idealfall machen sie viele Entdeckungen und stellen uns kreative Fragen, die wir gar nicht immer beantworten können müssen. Was auch hilft: Im Tempo des Kindes Dinge aufzuspüren. Mit Dreijährigen muss man keine Wanderungen machen, da reicht vielleicht auch der Gang zu einem Busch in der Straße. Und dann nimmt man sich die Zeit, ihn eine halbe Stunde genau zu erkunden: Was finde ich? Wie fühlt sich das an, wie riecht es, wie hört es sich an? Vielleicht finden wir dabei auch gemeinsame Fragen, die uns interessieren.

Die Klassiker, Kürbisse schnitzen, mit Kastanien basteln und Blätter sammeln bringen ja auch viel Spaß.

Ich muss gestehen: Ich sammle das ganze Jahr über und bin absolut dafür, Dinge wie Kastanien mit nach Hause zu nehmen. Es ist wichtig, Blätter oder Schneckenhäuser anzufassen und genau zu untersuchen. Manchmal hat man dafür draußen vielleicht keine Zeit und holt es später nach. Nur mit der Menge sollte man achtsam sein und die Lebewesen eher in ihren Lebensräumen lassen. Damit die Sammlung nicht überhandnimmt, kann man zu Hause einen Platz bestimmen, auf dem die Naturdinge liegen, eine Schale oder ein großer Teller.

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Ordnen und basteln: Mit gesammelten Blättern lässt sich viel Kreatives anstellen

Welche drei Bastelideen sind Ihre liebsten im Herbst?

Oh, das eine wäre Farben sammeln und einen Regenbogen aus bunten Blättern legen, den kann man auch auf Papier aufkleben – das sieht wunderschön aus. Wo wir bei Blättern sind: Blätter sammeln und trocknen, anschließend in Kerzenwachs tauchen und eine Deko-Girlande daraus basteln. Dann bleiben die Farben erhalten und die Blätter gehen auch nicht so schnell kaputt. Das dritte wären Erdfarben: Man sammelt verschiedene Erde und Matsch, mischt sie zum Beispiel mit Quark, um sie zu binden und malt damit auf dicke Pappe – so kann man das Braun des Herbstes abbilden.

Gibt es auch etwas, das wir für die Natur tun können?

Wer einen eigenen Garten hat, lässt einfach mal Sachen liegen – zusammengefegtes Laub zum Beispiel oder Stöcke Tiere wie der Igel bauen sich daraus Häuser zum Überwintern. Selbst abgestorbene Stängel von Stauden im Garten oder auf dem Balkon kann man stehen lassen und schauen, welche kleinen Tiere sich bedienen oder einnisten. Aufräumen können wir auch immer noch im Frühling.

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