Exklusive Reisen für Frauen
Seit den letzten Jahren rückt eine Kundinnengruppe in den Fokus der Reiseunternehmen: die Frauen. Ein Überblick über Solo-Reisen, Sportkurse und Wellnessresorts, die nach der Gender Medizin agieren
1. Solo-Reise: Selbstbestimmtheit & Freiheit
Egal, ob Abenteuerreise während des Studiums, Sabbatical im Berufsleben oder Traumreise im Rentenalter: Immer mehr Frauen erkunden die Welt bewusst allein. Nicht, weil sie einsam sind oder keine Reisepartner:innen finden würden, sondern weil sie es möchten. So auch Ute Kranz: Seit 2014 schreibt die 46-Jährige hauptberuflich als Bloggerin über das Reisen und sie hat einen Ratgeber übers Solo-Reisen für Frauen verfasst. Rund 70 Länder hat sie bereits allein bereist. Das Schönste für sie: „Man ist völlig frei und ungebunden.“ Zum Beispiel kann man so lange im Café sitzen, wie man möchte, lange schlafen und im Bett liegen bleiben oder früh aufstehen, ins Museum oder auf einen Aussichtsturm kraxeln, je nachdem, worauf man Lust hat. „Allein zu reisen, kann eine wahnsinnige Befreiung sein“, sagt Kranz. Und für sie steckt noch mehr dahinter: Es zeige Frauen, dass sie allein zurechtkommen und allein Spaß haben. „Mein Wunsch ist, dass Frauen durch solche Erlebnisse selbstbestimmt und selbstbewusst ihr Leben gestalten.“
Wer zum ersten Mal allein unterwegs sein möchte, dem empfiehlt Kranz als Reiseziel „eine mittelgroße, hübsch anzusehende Stadt“, zum Beispiel Dresden, Bremen oder Kiel. Hier gebe es viele Möglichkeiten, sich etwas anzuschauen. „Gleichzeitig ist man nicht so überfordert wie in einer Großstadt.“ Wer Ruhe sucht, dem rät sie zur Insel Norderney: „Am Meer kann man Abstand vom Alltag nehmen, aber sich trotzdem in Cafés oder Restaurants setzen.“ Sie sehnen sich eher nach einem Erlebnistrip? Auch dafür hat Kranz einen Tipp: „Mit dem Nachtzug kann man im Schlaf zu entfernten europäischen Städten reisen, besonders gern mag ich Wien oder Zürich.“
Von zahlreichen deutschen Städten fahren Züge direkt nach Wien, beispielsweise von Hamburg, Hannover, Dortmund, Köln, Frankfurt und München; mit dem ÖBB Nightjet beziehungsweise Euronight geht es als Nachtzug von Hamburg, Berlin und Stuttgart in die österreichische Hauptstadt. Nach Zürich gibt es IC-, ECE- und ICE-Direktverbindungen von vielen großen deutschen Städten, unter anderem Köln, Hamburg, Frankfurt, München und Stuttgart; von Berlin, Hamburg und Leipzig bringt außerdem ein ÖBB Nightjet die Mitreisenden im Schlaf dorthin. Alleinreisende Frauen können sich gezielt im Liegewagen ein Damen-Abteil buchen (bis spätestens 4 Tage vor Abreise im DB Reisezentrum, in einem Reisebüro mit DB-Lizenz oder telefonisch über die Servicenummer der Deutschen Bahn).
2. Wellness: Gesundheit & Achtsamkeit
Das erste Wellnessresort in Europa, das speziell auf die Gesundheit von Frauen ausgerichtet ist, befindet sich in Österreich: Das „La Pura“ bietet Urlaub ausschließlich für Frauen an. Es kooperiert mit dem Institut für Gender Medizin der Medizinischen Universität Wien, um die Gesundheit von Frauen zu fördern und dabei wissenschaftliche Erkenntnisse umzusetzen. Zusätzlich zu Saunagängen und dem Poolbereich können Frauen also individuell Aktivitäten und Therapien buchen, wie Achtsamkeits- und Stresstraining, Ernährungsberatung, ein Programm zur Stärkung der Immunkraft oder Behandlungen während der Schwangerschaft. Wer einfach nur entspannen möchte, wärmt sich in der Bio-Duft-Sauna und im Sole-Dampfbad auf oder lässt sich im Indoor-Pool treiben. 2022 wurde das Resort als „World’s Best Female Spa“ ausgezeichnet. Der Titel wird jährlich als Teil der „World Spa Awards“ verliehen, ein Preis für herausragende Spa- und Wellnessresorts.
Mit seinem ausschließlich weiblichen Fokus ist La Pura noch eine Ausnahme, doch in einigen weiteren Hotels gibt es einen Ladies Spa-Bereich, in dem Frauen entspannen können. So bietet das Schüle’s Gesundheitsresort & Spa im Allgäu unter anderem eine Bio-Sauna mit Bergpanorama-Blick und ein Dampfbad. Wer möchte, kann hier auch einen Frauenurlaub samt Massagen, Yoga oder Pilates und Vollpension im Paket buchen, etwa gemeinsam mit der besten Freundin oder Mutter. In Baden-Württemberg hat das Wald & Schlosshotel Friedrichsruh ein Sanarium und Dampfbad errichtet, das Frauen vorbehalten ist – und einen übergreifenden Spa-Bereich auf 4400 Quadratmetern. Ein letzter Tipp: Der Steirer Hof in der österreichischen Steiermark umfasst ein Ladies Spa mit zwei Saunen, Dampfbad und einem Kneippbecken sowie einen Außenruhebereich mit Blick auf einen Weingarten.
3. Frauenhotels: Sicherheit & Unterstützung
Männer müssen draußen bleiben: Manche Hotels (wie auch das oben erwähnte La Pura Wellnessresort) beherbergen ausschließlich weibliche Gäste. Oft allerdings mit einem ernsten Hintergedanken. So hält das Josephine’s Guesthouse for Women in Zürich bis zu zehn seiner 38 Zimmer für Frauen in Notsituationen bereit, um ihnen auch kurzfristig in zentraler Lage eine Unterkunft zu einem bezahlbaren Preis zu ermöglichen – und gleichzeitig den Anschluss zu anderen Frauen. Dementsprechend übernachten hier Tourist:innen neben Frauen, die häusliche Gewalt erfahren haben, aus einer Haftstrafe entlassen wurden oder schwanger sind und keine Wohnung finden. Das Hotel bietet ihnen einen Raum, um sich neu zu orientieren und sicher zu fühlen. Eröffnet hat es am 8. März 2017 und benannt ist es nach der britischen Feministin Josephine Butler.
Das Josephine’s Guesthouse wird von „Sinn & Gewinn Hotels“ betrieben, einem Zusammenschluss von Frauen, die insgesamt vier Hotels in der Schweiz führen. Darunter sind etwa auch die Pension Bienvenue am Bahnhof in Lausanne, in der ausschließlich Frauen übernachten dürfen, und das Hotel Alma in einer Jugendstilvilla in Zürich, das 2022 nach Renovierungsarbeiten? neu eröffnet hat. Dieses beherbergt zwar auch männliche Gäste, ermöglicht jedoch als Integrationsbetrieb Arbeitsplätze für Frauen mit Beeinträchtigung.
4. Outdoor-Sportkurse für Frauen: Ermutigung & Zusammenhalt
Klettern und Snowboarden, Surfen oder Mountainbiken und Trekking: Für viele Outdoor-Sportarten gibt es Kurse und Touren, die sich speziell an Frauen richten. In der Schweiz beispielsweise hat Tanja Angst (32) mit „Chixxs on Board“ die erste Frauen-Bergsportschule des Landes gegründet. Je nach Saison bietet sie Snowboard-, Tourenski- und Kletterkurse an, aber auch Yoga und Surf Retreats. Besonders nachgefragt werden die Anfängerinnen-Kurse, sagt Angst. „Die meisten Bergsportschulen sind leistungsorientiert. Wir hingegen nehmen uns Zeit, um unterwegs schwierige Situationen zu erkennen und damit umzugehen.“ Es geht also nicht darum, innerhalb einer bestimmten Zeit das Gipfelkreuz zu erklimmen, sondern, die richtige Technik und mentale Einstellung zu erlangen. „Wir Frauen vergleichen uns oft mit anderen. Insbesondere, wenn man sich überwinden muss, wie beim Bergsport, ist es jedoch wichtig, dass wir uns auf Augenhöhe vergleichen und uns nicht einschüchtern lassen. Männer sind physisch stärker als Frauen, weil sie mehr Muskeln haben, allein deshalb brauchen Frauen eine andere Anleitung.“
Angst hofft, dass mehr Frauen sich durch Angebote wie ihre Bergsportschule in männerdominierte Sportarten wagen. Zudem möchte sie eine Plattform schaffen, durch die Hobby-Sportlerinnen sich vernetzen können, sodass sie in Zukunft gemeinsam neue Abenteuer erleben und sich gegenseitig ermutigen. Aus diesem Gedanken entstand auch ihre Ursprungsidee: Angefangen hat sie 2013 mit einem Blog über Boardsport und Gruppentreffen mit anderen, interessierten Frauen, erst mit den Jahren kamen die Kurse hinzu.
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