Wald, aber richtig!

Acht Tipps für korrektes Verhalten im Grünen

Von:
Datum: 15.02.2023
Lesezeit: 3 Minuten
Ein Wandernde:r im Wald
© Getty Images/Frank Rothe
Wanderer im Bayerischen Wald

Ein Waldspaziergang ist etwas Tolles: Man bewegt sich an der frischen Luft, atmet den würzigen Duft von Blättern, Rinde, Moos und Erde ein, wird entschleunigt und auch ein bisschen demütig bei der Betrachtung  jahrzehntealter Baumriesen, die mit ihren Laubdächern Schatten spenden und mit ihren breiten Stämmen wirken, als könnte ihnen niemand etwas.
Aber: Flora und Fauna sind empfindlicher, als manche:r Waldgänger:in im ersten Moment denken mag. Acht Tipps, wie Sie sich entstressen. Und den Wald ebenfalls:

1. Laut sein – allerdings nicht immer
Deutschlands bekanntester Förster, der Autor Peter Wohlleben, hat im Interview mit DB MOBIL den Tipp gegeben, dass Waldspaziergänger:innen laut sein sollen: „Dann wissen die Tiere, dass Sie kein Jäger sind, und können einordnen, wo Sie sich gerade befinden.“ Das heißt aber nicht, dass Geschrei, Gesang oder wummernde Bässe aus der Boombox zum Waldspaziergang dazu gehören. Schon aus Eigennutz sollten Sie die Waldgeräusche wie das Zwitschern der Vögel, das Knarzen der Bäume oder das Rauschen der Blätter genießen, sie tragen maßgeblich zur Entspannung bei. Wohlleben rät: „Setzen Sie sich an einen Baum und zeichnen eine Geräuschekarte: Was höre ich, und aus welcher Richtung kommt es?“ 

2. Der Müll kommt mit
Hört sich selbstverständlich an, ist es aber bedauerlicherweise nicht: Stecken Sie Ihren Müll ein, auch wenn es sich „nur“ um Reste eines Picknicks oder ein Papiertaschentuch handelt. Der Waldknigge der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald appelliert an Besucher:innen: „Lassen Sie bitte nichts liegen! Im Wald zurückgelassener Müll führt dazu, dass Boden und Grundwasser verunreinigt werden. Zudem bedroht er Tiere, die sich an Glasscherben, Blechteilen und Kronkorken verletzen können. Plastikteile werden oft als Nahrung aufgenommen und führen dann zu schweren Gesundheitsstörungen. In Schnüren und Drähten können sich Wildtiere verfangen.“

3. Zigarette? Muss zu Hause bleiben
Bundesweit gilt in allen Wäldern ein absolutes Rauchverbot von März bis Ende Oktober. In manchen Bundesländern darf das ganze Jahr über nicht im Wald geraucht werden, zum Beispiel in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Hessen, Rheinland-Pfalz, Berlin, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen. Am besten lassen Sie die Zigarettenschachtel plus Feuerzeug gleich zu Hause. Apropos Feuer: Da bereits ein kleiner Funke oder ein Häuflein glühender Asche einen Flächenbrand verursachen kann, darf im Wald nur auf ausgewiesenen Plätzen gegrillt werden.

4. Tobende Hunde können teuer werden
Ob Hunde im Wald frei laufen dürfen oder nicht, ist deutschlandweit nicht einheitlich geregelt. In der Mehrzahl der Bundesländer herrscht eine generelle Leinenpflicht im Wald, in einigen haben Jäger:innen sogar das Recht, auf nicht angeleinte Hunde zu schießen, und es werden Bußgelder bis zu 25.000 Euro verhängt. Der Leinenzwang soll vor allem Wildtiere schützen – wenn ein (Jagd-)Hund auf die Fährte eines Wildtieres stößt, ist er häufig nicht mehr abrufbar und hetzt hinter der Beute her, im schlimmsten Fall bis zum Tod des Wildtieres.

Sind Sie statt mit dem Hund auf dem Pferd unterwegs, müssen Sie stets auf Straßen und Wegen bleiben, in manchen Bundesländern sogar nur auf ausgewiesenen Wegen. Das Bundewaldgesetz verbietet grundsätzlich Ritte querfeldein, so verlockend sie auch sein mögen.
 

© Getty Images/Ole Spata/EyeEm
Kein Highspeed bitte und immer schön auf den Wegen bleiben

5. Mit dem Rad querfeldein? Nein
Auch mit dem Rad sind Querfeldeinfahrten grundsätzlich verboten, da der Boden und die Vegetation durch rasante Fahrten und Bremsmanöver geschädigt werden können. Wenn Sie mit dem Fahrrad durch den Wald fahren, dürfen Sie sich selbst mit einem Mountain- oder Trekkingbike nur auf befestigten Pfaden bewegen. Ausnahme: Es gibt einen extra angelegten Trail.

6. Gefahren ernst nehmen
Ist in einem Teil des Waldes der Durchgang verboten, bitte immer daran halten und nicht einfach über die Absperrung klettern. Forstarbeiten beispielsweise können für Spaziergänger:innen gefährlich werden, deshalb einen großen Bogen darum machen. Während eines Sturms oder eines Gewitters unbedingt den Wald meiden, es droht Gefahr durch herumfliegende Äste, umstürzende Bäume oder einen Blitzschlag. Sollten Sie sich während eines Gewitters doch einmal dort aufhalten, dann auf keinen Fall Schutz unter frei stehenden, hohen Bäumen suchen, rät die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald in ihrem Knigge: „Auf freiem Feld sollten Sie sich mit geschlossenen Füßen auf den Erdboden hocken und im Wald niedriges Gebüsch und Dickungen aufsuchen. Vollkommen sicher sind Sie im Innenraum von Fahrzeugen, da diese den Blitz ableiten.“ Übrigens: Auch direkt nach einem Sturm lieber nicht in den Wald gehen, es besteht immer noch die Gefahr herabfallender Äste oder umstürzender Bäume.

© Plainpicture/NaturePL/Klaus Echle
Die Jagd ist eröffnet, aber nur auf Pilze & Co.

7. Maßhalten bei Pilzen und Beeren 
Wer schon einmal Pilze gesucht hat, weiß, wie viel Spaß dies bringen kann. Der Jagdinstinkt erwacht, und der Korb kann gar nicht groß genug sein für die köstliche Ausbeute. Doch viele Menschen wissen nicht, dass Pilze und Beeren laut Artenschutzverordnung nur in Maßen geerntet werden dürfen. Auch das Blumenpflücken ist nicht unbegrenzt erlaubt. Es gilt: Geringe Mengen für den persönlichen Bedarf, beispielsweise ein Strauß Wildblumen oder ein Kilo Pilze oder Beeren pro Person, sind okay. Auch Äste, die auf dem Boden liegen, können mitgenommen werden. Nie gestattet ist es, ganze Pflanzen auszugraben. Aber auch das Einbuddeln ist reglementiert. Kommen Sie deshalb besser nicht auf die Idee, ihren Weihnachtsbaum im nächsten Wald auszuwildern – das ist verboten. Die Gründe sind vielfältig: Nicht fachgerecht eingegrabene Bäume kippen schnell um, die gern gekauften Nordmanntannen sind nicht einheimisch und sehr empfindlich, außerdem kann man  nicht willkürlich irgendwelche Bäume mixen. Auch der BUND rät deshalb allen, die keinen eigenen Garten besitzen, eher einen geschlagenen Weihnachtsbaum mit Bio-Siegel als eine Tanne mit Wurzelballen zu kaufen.

8. Trend: Waldbaden
Heute suchen viele Menschen Entspannung mit Anleitung, das gilt auch für den Aufenthalt im Grünen: In ganz Deutschland wird Waldbaden angeboten, bei dem geruhsames Gehen mit Achtsamkeits- und Atemübungen kombiniert wird. DB MOBIL-Autorin Andrea Freund hat sich den Trend mal angeschaut und ist entspannt wieder aus dem Unterholz gekommen. Früher ein großer Waldbaden-Skeptiker („Menschenskinder, ihr braucht doch jetzt nicht noch eine Anleitung, um in den Wald zu gehen.“), ist auch Peter Wohlleben heute ein Befürworter. Im Interview mit DB MOBIL sagt er: „Die Leute erlauben es sich sonst nicht, einfach mal im Wald zu sein. Einen normalen Spaziergang zu machen, ohne auf ihre Leistung zu achten.“ Das laufe beim Waldbaden anders: „Da zahlt man ja, geht unter Anleitung durch den Wald und erlaubt es sich deshalb, mal unter einem Baum zu liegen, ohne sich komisch zu fühlen. Deshalb finde ich das super.“  

Autofrei in die Natur: 
Die schönsten Nationalparke, Naturparke und Biosphärenreservate in Deutschland, Österreich und der Schweiz, die mit der Bahn erreichbar sind, sind als Fahrtziel Natur ausgewiesen. Die Kooperation von DB, BUND, NABU und VCD hat zum Ziel, den touristischen Verkehr in sensiblen Naturräumen vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel zu verlagern.

Peter Wohllebens Wald-Reisetipps
DB MOBIL hat Deutschlands bekanntesten Förster gefragt, welche Waldgebiete eine Reise wert sind. Dies sind seine Top Fünf.

  1. Lübecker Stadtwald, Schleswig-Holstein
    Wohlleben: „Ein Musterexemplar: quasi ein bewirtschafteter Urwald.“
  2. Heilige Hallen, Mecklenburg-Vorpommern
    „Der älteste Buchenwald Deutschlands.“
  3. Steigerwald, Bayern
    „Wird hoffentlich irgendwann zum Nationalpark erklärt.“
  4. Hainich, Thüringen
    „Ein schöner Buchenwald-Nationalpark auf großer Fläche.“
  5. Kellerwald-Edersee, Hessen
    „Ein Beispiel dafür, wie sich ein Wald entwickeln kann, wenn man ihn in Ruhe lässt.“

Viele Wälder sind gut mit der Bahn erreichbar. Eine Auswahl beschreibt DB MOBIL – samt Angabe der nächstgelegenen Bahnhöfe.

Podcast:
Sie wollen noch mehr von Peter Wohlleben wissen? Dann hören Sie doch mal in den DB MOBIL-Podcast „Unterwegs mit ...“ rein, bei dem er in der ersten Staffel zu Gast war.
 

Schreiben Sie uns!

Der Artikel hat Ihnen gefallen, Sie haben eine Frage an die Autorin/den Autor, Kritik oder eine Idee, worüber wir einmal berichten sollten? Wir freuen uns über Ihre Nachricht.