Können sich unsere Kinder allein von Fischstäbchen ernähren?

An dieser Stelle schreiben Lisa Harmann und Katharina Nachtsheim abwechselnd rund ums Unterwegssein mit Kindern (und Mann). Heute fragt sich Katharina, wie wir unseren Kindern Gemüse nahebringen – oder ob wir den Kampf um anständiges Essen ohnehin verloren haben

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Ich liebe gutes Essen. Ich gehe gerne gute Lebensmittel einkaufen, kann an keinem Obst- und Gemüsestand vorbeigehen. Ich freue mich, wenn ich Zeit zum Kochen habe, wenn die Küche nach Kräutern und Gewürzen riecht. Und ich wünschte mir immer, dass meine Kinder ebenfalls kleine Feinschmecker:innen werden, die gerne Neues ausprobieren und aufwendige Gerichte schätzen. Tun sie aber nicht. Null. Und noch nie.

Sie sind alle drei „picky eaters“. Was das genau heißt: Die Bandbreite von akzeptierten Speisen ist sehr gering. Favoriten sind: Milchreis, Fischstäbchen mit Kartoffelbrei, Pfannkuchen und Nudeln. Diese allerdings nur mit Butter und Parmesan, Tomate ist schon zu viel Gemüse. Generell wird alles, was grün ist, abgelehnt. Anfangs habe ich darauf bestanden, dass sie es wenigstens probieren. Was aber dann Geheule, Streit und im schlimmsten Fall Würgereize hervorrief.
Und ja: Ich habe alles ausprobiert, was schlaue Eltern sich im Internet raten.

Tipp 1: „Lass die Kinder mitkochen, dann essen sie es auch.“
Klingt logisch, und tatsächlich helfen meine Kinder auch gerne beim Gemüseschnippeln. Probieren wollen sie es trotzdem nicht. Eher fragen sie mich die ganze Zeit, warum ich eigentlich so was Gruseliges wie Fenchel freiwillig esse.

Tipp 2: „Lass die Kinder immer wieder probieren, irgendwann stellen sich die Geschmacksnerven darauf ein.“
Versuche ich seit zehn Jahren, aber irgendwie sind die Geschmacksnerven meiner Kids echt beratungsresistent.

Tipp 3: „Du darfst ihnen keine Alternative anbieten, dann müssen sie es ja essen.“
Finde ich ein bisschen fies, habe ich aber auch schon ausprobiert. Mit dem Ergebnis, dass die Kinder den restlichen Tag hungrig und schlecht gelaunt waren – heute nennt man das „hangry“ (Mischung aus den englischen Worten „hungry“ für „hungrig“ und „angry“ für „wütend“).

Tipp 4: „Du musst das Gemüse pürieren. Dann schmecken sie es nicht.“
Ha, da kennt ihr meine Kids aber schlecht, so einfach lassen die sich nicht ver*****en. Die ständigen Essensdiskussionen waren nicht nur für die Kids anstrengend, sondern auch für mich. „Kinder, kommt meckern, Essen ist fertig“ war das Motto an jedem einzelnen Tag. Das zog die ganze Familie runter – und das wollte ich irgendwann nicht mehr.

Ich habe dann entschieden, dass ich nicht jeden Kampf gewinnen kann – und, mehr noch, nicht mal jeden Kampf austragen muss. Wir Eltern haben so viel um die Ohren, so viele Bälle gleichzeitig in der Luft; da ist es doch mehr als okay, wenn man bei einigen Dingen den leichteren Weg wählt. Wir können nicht alle Bereiche des Lebens gleich gut meistern. Mut zur Lücke, weg mit dem Perfektionsanspruch.

Was wiederum ganz praktisch heißt: Ich koche das für die Kinder, was sie auch wirklich essen. Manchmal esse ich das mit, manchmal mache ich mir was anderes. Denn ich kann nicht ständig in der Woche Fischstäbchen essen.

Ehrlich gesagt habe ich mir geschworen, nie, nie, nie wieder eins zu essen, sobald meine Kinder zu groß dafür sind. Ich verstehe also jede Mama, die auf einer Bahnreise nicht zu frisch geschnippeltem Obst greift, weil sie es am Ende doch allein essen muss. Sondern zu Snacks, die die Kinder eben mögen und bei denen es keine öffentlichen Diskussionen gibt. Seid euch gewiss: Ich bin eine von euch!

Seitdem sind die Mahlzeiten das, was sie sein sollen: gemeinsame Zeit, in der jede:r von ihrem oder seinem Tag erzählt, in der alle sich treffen, unabhängig davon, was sonst so los war. Ein Fixpunkt im Familienalltag, bei dem alle zusammenkommen. Das ist mir wichtig. Das ist ein Punkt, für den ich jeden Kampf kämpfen würde.

Und so ist es mit der Kulinarik wie mit jedem anderen Thema auch: Jede Familie tickt anders, jede Familie hat ihre eigenen Regeln, jeder Familie sind andere Punkte wichtig. Lasst uns also entspannt bleiben und einfach darauf hoffen, dass auch wählerische „picky eaters“ irgendwann erkennen, dass Fischstäbchen nicht für immer das Lieblingsessen bleiben müssen …

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