Passau

Wenn man erzählt, dass man in Passau lebt, ist die erste Reaktion meistens: „Ah! Die Dreiflüssestadt!“ Donau, Inn und Ilz teilen das Land an diesem schönen Fleckchen Niederbayerns. Dadurch ergibt sich eine auffällige Topografie: Wie eine Zunge verjüngt sich ein Teil der Stadt zu einer Halbinsel zwischen Inn und Donau. An der Spitze laufen alle drei Flüsse zusammen. Man erkennt sie dort an ihren unterschiedlichen Farben. Der Inn in einem trüben Ton wie schwarzer Tee mit Milch, an guten Tagen zu Türkis neigend. Die Donau in einem dunklen, waldigen Grün. Die schmale Ilz, herb dunkelbraun, fast schon schwarz.

Auf der umspülten Ortsspitze flaniert man über Kopfsteinpflaster, immer wieder zweigen urige Gassen ab. Unweigerlich verspürt man Italienurlaubsflair, und das ist kein Zufall: Nachdem 1662 fast die ganze Stadt lichterloh in Flammen stand, wurden italienische Baumeister beauftragt, sie im Stile des landestypischen Barocks wieder aufzubauen. Besonders im Sommer laden die Cafés und Restaurants dazu ein, das Dolce Vita, das süße Leben, zu genießen. Tourist:innen, die von den Flusskreuzfahrtschiffen strömen, lehnen sich mit einem Espresso zurück. Gleich daneben sitzen die Studierenden, die fast ein Viertel der Einwohner:innen der Universitätsstadt ausmachen. Der vormalige Dunst des Erzkatholischen hat sich gelichtet, die Kirchen an jeder Ecke sind jedoch geblieben. Angeführt vom beeindruckenden Passauer Dom prägen sie das Stadtbild. Sobald die Nächte länger werden, legt sich ein geheimnisvoller Nebelschleier über die Dämmerstunden des Tages. Nach Regen wirft so manche:r Passauer:in einen sorgenvollen Blick auf die reißenden Flüsse und organisiert sich ein Notdomizil bei den Freund:innen, die höher gelegen wohnen. Das Verhältnis zwischen der Stadt und ihren Flüssen ist leidgeprüft, aber auch voller Liebe. Wenn abends das glühend orangefarbene Sonnenlicht tausendfach im Inn zerspringt, steht man selig am Ufer – und zückt die Kamera.