Der „Bojenmann“ schiebt auch bei Schietwetter Dienst

Sie schwanken ein wenig, doch sie fallen nie: Stephan Balkenhols gelassene „Männer im Fluss“ sind spezielle Hamburger Wahrzeichen

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Foto: imago/blickwinkel

Hamburg liegt nicht an der See, auch wenn es dahin nicht mehr weit ist. Und in Hamburg kann auch niemand übers Wasser gehen, auch wenn es manchmal so aussieht. Denn auf der Elbe, diesem meerigen Fluss mit Ebbe, Flut und dicken Pötten, da steht ein Mann. Vor Övelgönne mit seinen Kapitänshäusern harrt er reglos in den Fluten aus: Weißes Hemd, schwarze Hose, entspannt hängende Schultern, der Körper aus Aluminium.

Ursprünglich war er grob gehauen aus einem Stamm Eiche, wie die Pfähle, auf denen die Speicherstadt ruht. So stand er seit 1993 jedes Jahr von Frühling bis Spätherbst an seinem Platz – und verrottete allmählich in dem für Hamburg typischen Wetter. Als ersten von vier „Männern auf Bojen“ hat ihn der Künstler Stephan Balkenhol deshalb aus Metall nachgefertigt, im Sommer 2020 nahm er, innerlich verjüngt, äußerlich ganz der Alte, seinen angestammten Platz wieder ein. Natürlich samt Boje, die ihn auf den Wellen trägt, stolze 2,40 Meter hoch. Seetaugliche Alu-Kerle ersetzen nach und nach auch die schwimmenden Kollegen auf der Süderelbe, Außenalster und auf dem Serrahn in Bergedorf. 

Die Kulisse für den Bojenmann könnte nicht besser sein: Am anderen Ufer ragen die Kräne des Hamburger Hafens in den Himmel, riesige Containerschiffe legen hier an, um ihre Ladung zu löschen. Von der diesseitigen Elbfähren-Haltestelle „Neumühlen“ sind es nur wenige Minuten bis zum Strand der Elbe, wo man in der warmen Jahreszeit Schuhe und Socken ausziehen, die Zehen in den Sand graben oder mit bloßen Füßen durchs anschwappende Elbwasser waten kann. Dazu ein Alsterwasser (Bier und Limo) aus der Traditionskneipe „Strandperle“ – und die Nordsee kann warten. 

Wie hinkommen
Mit dem ICE nach Hamburg. Von dort mit der S-Bahn zu den „Landungsbrücken“, weiter mit der Hafenfähre Nr. 62. 

Für wen 
Für Schiffe-Gucker, Strandläufer, Kunstliebhaber und alle, die ihre Sehnsucht nach Meer an einem Fluss stillen wollen. 

Besser nicht
Rüberschwimmen zu „ihm“. Die Wasserqualität der Elbe reicht dafür nicht. Vor allem aber kann der Sog einen lebensgefährdend in die Fahrrinne ziehen.

Mitbringen
Ein Fernglas, um dem namenlosen Bojenmann tief in die Augen zu schauen.

Mehr Infos
www.hamburg.de/sehenswuerdigkeiten

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