Des Herzogs Heim

Hier kommen die höfischen Fantasien von ganz allein – das verspielte Renaissance-Schloss in Güstrow verführt mit den stilistischen Reizen des Südens

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Reinalde Roick - stock.adobe.com

Wenn der Lavendel blüht und die Sonne scheint, hat man hier für einen Moment das Gefühl, in Frankreich zu sein. Oder in Italien. Doch nein, das hier ist Mecklenburg-Vorpommern. Das Schloss Güstrow täuscht eben gern die Sinne – mit einer architektonischen Melange aus französischen, italienischen und norddeutschen Elementen. Es gilt als eines der bedeutendsten Renaissanceschlösser im nördlichen Europa und bietet die ideale Kulisse für einen ausgedehnten Tagtraum. Einmal Schlossherr sein. Oder Herzogin. Bei einem Spaziergang durch den liebevoll angelegten Schlossgarten oder die prachtvoll dekorierten Räume sind fantasievolle Träumereien erlaubt. Doch zurück zur Realität, sonst entgeht einem noch das Juwel des Palastes: die Stuckdecke des Festsaals und dessen Rotwildfries. Letzteres wurde 1570 für Herzog Ulrich zu Mecklenburg angefertigt, den Bauherren des Schlosses. Im Untergeschoss befindet sich außerdem eine beeindruckende Mittelaltersammlung, Werke aus Renaissance und Barock sind ebenfalls Teil der Dauerausstellung. Ergänzend gibt es hier immer wieder Kunst der Gegenwart zu sehen.

Das Schloss ist das Wahrzeichen der gleichnamigen Stadt Güstrow. Hier ließ sich 1910 der Bildhauer, Grafiker und Dramatiker Ernst Barlach nieder – so wird Güstrow auch oft „Barlachstadt“ genannt. Darauf ist man hier so stolz, dass dem Künstler gleich drei Museen gewidmet sind. Wer die Zeit dafür nicht hat, kann sich im Güstrower Dom zumindest Barlachs bekannte Skulptur „Der Schwebende“ ansehen. Die Architektur Güstrows vereint verschiedene Baustile und hält für Interessierte Beispiele von der Backsteingotik bis zum Klassizismus bereit. Einkehren kann man in einem der vielen Cafés nahe der 600 Jahre alten Marktkirche oder in einem der malerischen Hinterhöfe. Die Umgebung Güstrows lässt sich wunderbar über gut ausgebaute Rad-, Reit- und Wanderwegnetze erkunden; die Radfernrouten Berlin-Kopenhagen und Hamburg-Rügen machen hier ebenfalls Halt. Für die verdiente Abkühlung bietet sich im Sommer der städtische Inselsee an.

Wie hinkommen:
Mit dem ICE/IC nach Bützow oder Rostock. Von dort mit Regional-Express bzw. S-Bahn nach Güstrow.

Aktuelle Informationen finden Sie unter www.bahn.de.

Für wen:
Architektur- und Kunstliebhaber:innen, Geschichtsinteressierte, Tagträumer und Möchtegern-Adel.

Insta-tauglich?
Es ist noch keine Pilgerstätte für Influencer:innen, aber allemal ein großartiges Fotomotiv – besonders wenn die Blumen im Schlossgarten blühen.

Was man noch besuchen kann:
Nicht nur zur Winterszeit: Das Norddeutsche Krippenmuseum zeigt 170 traditionelle Exemplare aus aller Welt.

Wer den Ort schon bedichtet?
Ernst Barlach natürlich: „Güstrow ist ein Ort, wo man leben kann – trotz Italien."

Info:
www.mv-schloesser.de

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