Sollen wir mit Kindern ins Restaurant gehen?

An dieser Stelle schreiben Lisa Harmann und Katharina Nachtsheim abwechselnd rund ums Unterwegssein mit Kindern (und Mann). Heute fragt sich Lisa, ob Kinder in deutschen Restaurants grundsätzlich unerwünscht sind – denn oft mache es den Eindruck

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Nase rümpfen, Augen verdrehen – eigentlich kenne ich das nur aus Deutschland, wenn man mit Kindern irgendwo auftaucht. Im Restaurant etwa. „Hoffentlich setzen die sich nicht neben uns“, scheint es gleich durch die Gehirne einiger Gäst:innen zu wabern. Laut und unruhig, das sind die Attribute, die sie in die Schublade für kinderreiche Familien stecken. „Und die Eltern erst! Das sind die schlimmsten.“ So liest man es in Kommentarspalten im Netz. „Man geht doch auch aus, um seine Ruhe zu haben.“ Wirklich?

Aber stopp, einmal haben wir das auch außerhalb Deutschlands erlebt. Wir sind mit der Großfamilie in Urlaub gefahren, mit meinen Eltern, die wiederum noch zwei Gastjugendliche dabeihatten, mit meinem Mann und den drei Kindern. Im Hotel setzte man unsere Familie dann in einen gesonderten Raum, nicht zu den anderen Gäst:innen beim Buffet, sondern weit entfernt. Das Hotel: geführt von Deutschen. In Spanien, wo wir sonst aufatmen, weil hier so viel Kinderfreundlichkeit gelebt wird.

Auch aus Italien kennen wir das nicht anders. Kinder sind willkommen, Kinder sind bewundernswerte Geschöpfe: „Oh, wie süüüüß, so eine Schönheit“, heißt es da schnell. Und schon lassen wir als Eltern locker. Weil wir willkommen sind. Weil wir uns nicht unsichtbar und unhörbar machen, uns nicht verstecken müssen. Genau das merken die Kinder – und benehmen sich gleich viel besser. Die Anspannung, unter den Blicken augenrollender Mitbürger:innen zu essen, überträgt sich eben auf die Kleinen. Und ja, dann wird es auch schon mal lauter, oder jemand verzieht sich schmollend unter den Tisch.

Und nein, ich will nicht sagen, dass in unserem Heimatland alles doof ist. Ich habe auch andere Erfahrungen gemacht. In Berlin-Prenzlauer Berg zum Beispiel, wo wir oft und gern mit den noch kleinen Kindern in ein Restaurant gegangen sind, in dem es einen eigenen Nebenraum voller Spielsachen gab, mit denen sie sich nach dem Essen beschäftigen konnten. Das war herrlich, das tat gut. Es geht eher um die generelle Stimmung. Um kinderfreie Hotels und Restaurants im Urlaub. Was ja okay ist für alle, die gern Ruhe wollen und dann nicht die Nase über uns rümpfen müssen. Trotzdem glaube ich, dass wir eher ein gutes Miteinander bräuchten als exklusive und separierte Bereiche.

Eine Atmosphäre ohne Anspannung, mit Wohlwollen auf allen Seiten. Denn ja, wenn Kinder dabei sind, fällt schon mal ein Glas um. Da wird es etwas unruhiger, das stimmt. Aber Naserümpfen macht die Atmosphäre nicht besser. Sondern ein verstehendes Nicken oder sogar ein Hilfsangebot beim Aufräumen. Entspannte Eltern, entspannte Kinder.

Im Gegenzug erwarte ich dann aber auch von uns Eltern, dass die Kinder nicht alles zumatschen, über Tische und Bänke hüpfen oder wild rumschreien in der Lokalität. Sie dürfen sich schon an ein paar Regeln halten, wenn noch andere Menschen im Raum sind und essen. Das gehört zur Schule des Lebens dazu. Und ich finde, gerade deswegen ist es wichtig, auch mal mit den Kindern essen zu gehen. Es ist Teil der Gesellschaft. Sie lernen Rücksicht. Zumindest dann, wenn ihnen ebenfalls Rücksicht entgegengebracht wird. Ein gutes Miteinander – so wichtig!

Mittlerweile gibt es auch in Deutschland Restaurants, in denen die Menükarte mit einem Augenzwinkern formuliert wurde, zum Beispiel auf Langeoog. „Ich weiß nicht“ heißt da ein Gericht mit Schnitzel und Bratkartoffeln auf der Kinderkarte. „Ist mir egal“ steht für Hähnchenbrust mit Nudeln und Champignonsoße und „Ich will jetzt doch was anderes“ für eine Kugel Eis mit Smarties. So geht es halt auch.

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