Wiege der Weihnacht

Es gibt Orte, an denen es stärker weihnachtet als anderswo. An denen einem weiche Rentierschnauzen die Hände kitzeln, der Duft von Lebkuchen in die Nase steigt oder man durch verschneite Landschaften rauscht. Wo Weihnachten in und um Deutschland zu Hause ist – das erfahren Sie hier

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Foto: Achim Mende
Glühwein unterm Viadukt – das geht im Hochschwarzwald

Glitzerndes Höllental: Weihnachtsmarkt in der Ravennaschlucht  

Der Name „Höllental“ klingt ein wenig düster, doch jedes Jahr zur Adventszeit erstrahlen das Tal und die darin gelegene Ravennaschlucht in festlichem Glanz. Zwischen den tannenbewachsenen Felswänden findet einer der stimmungsvollsten Weihnachtsmärkte Deutschlands statt. Glühwein duftet, Lichterketten funkeln, Fackeln flackern, Trompeten tönen, und Schlittschuhkufen zischen über eine kleine Eisbahn. Und die Schlucht ist von einem historischen Eisenbahnviadukt überspannt – ebenfalls in buntes Licht getaucht. Ein wunderschöner, romantischer Ort. Los geht es ab November, weitere Infos über Öffnungszeiten, Eintritt und Aussteller:innen gibt es hier.

Fleißiger Weihnachtsmann: Die Weihnachtspostfiliale von Himmelpfort 

Himmelpfort – wenn das nicht wie die Adresse des Weihnachtsmanns klingt! Das haben sich in den 1980er-Jahren einige Kinder gedacht und ihre Wunschzettel dorthin geschickt. Die Postbeamt:innen des brandenburgischen Kurorts brachten es nicht übers Herz, die verirrten Briefe zu ignorieren, und antworteten in Santas Namen. So etablierten sie eine Tradition, die bis heute von der Deutschen Post in Himmelpfort gepflegt wird: Bis zum dritten Advent können Kinder ihre Wünsche schicken, und der Weihnachtsmann und seine gelb gekleideten Helfer:innen beantworten die Briefe. Die Kinder können die Post auch persönlich vorbeibringen und an den Wochenenden einen Blick auf die offizielle Weihnachtspostfiliale und die fleißigen Schreiber:innen werfen. Die müssen ordentlich ranklotzen: Über 300.000 Briefe landeten im vergangenen Jahr in ihrem Briefkasten. Alle Infos zur Postfiliale des Weihnachtsmanns gibt es hier.

Foto: picture alliance/dpa
Der Himmelpfortener Weihnachstmann fährt E-Bike

Musikalischer Klassiker: Das bekannteste Weihnachtslied der Welt 

Nein, gemeint ist nicht „Last Christmas“, sondern ein weitaus älterer Klassiker: „Stille Nacht“ wurde zum ersten Mal am 24. Dezember 1818 in der St.-Nikolaus-Kirche im österreichischen Oberndorf gesungen. Die Melodie lieferte der ortsansässige Organist Franz Xaver Gruber, Pfarrer Joseph Mohr hatte zuvor den Text geschrieben: „Stille Nacht, heilige Nacht / Alles schläft; einsam wacht / Nur das traute hochheilige Paar / Holder Knabe im lockigen Haar / Schlaf in himmlischer Ruh!“ Ob er sich hatte träumen lassen, dass seine Zeilen ein Superhit werden würden? Die ganze Welt singt das Lied heute an Weihnachten: Es gibt Übersetzungen in Hunderte Sprachen und sogar Versionen auf Friesisch, Indisch und Klingonisch. Allein die Version „Silent Night“ von Bing Crosby verkaufte sich über 30 Millionen Mal und gilt damit als dritterfolgreichste Single aller Zeiten. Die alte Kirche, in der das Original zum ersten Mal erklang, steht leider nicht mehr, dafür erinnert in Oberndorf eine hübsche weiße Kapelle an ihre Geschichte. Hier und im nahe gelegenen Museum können Besucher:innen mehr über die beiden Väter des Weihnachtsklassikers, seine Uraufführung und Verbreitung erfahren. Alle Infos dazu gibt es hier.

Foto: mauritius images/Peter Roland Schreyer
Superhit-Schmiede: Die Stille-Nacht-Kapelle bei Salzburg

Verlockende Lebkuchen: Das Kultgebäck aus der Lebküchnerei Düll in Nürnberg 

Weihnachten ist ein Fest für die Nase: Wenn es nach harziger Tanne, exotischen Räucherkerzen, Orangen und Glühwein duftet, ist Heiligabend ganz nah. Einzigartig ist auch das Aroma von Lebkuchen – würzig, nussig, schokoladig geht es durch die Nase direkt ins Herz. Wer davon nicht genug bekommen kann, sollte in Nürnberg vorbeischauen. Die Lebküchnerei Düll hat sich auf Elisenlebkuchen spezialisiert, eine Nürnberger Spezialität, die mit nur wenig Mehl und dafür gaaanz vielen Nüssen gebacken wird. So viel Weihnachten auf so wenig Quadratzentimetern gibt es selten. Die Taler mit Schokoüberzug können Sie übrigens auch online bestellen.

Foto: Lara Freiburger für DB Mobil
Elisen-Experten: Holger und Christine Düll und Sohn Alexander von ihrer Lebkuchenbäckerei

Höchste Eisenbahn: Im Panoramazug durch die Alpen 

Weiße Weihnachten? Die gibt es am sichersten in den Bergen. Weiße Weiten, tiefe Täler und eine atemberaubende Aussicht über die Gipfel – das hat was. In der Schweiz lässt sich eines der schönsten Bergpanoramen der Welt per Bahn erleben: Der Bernina Express fährt an nur einem Tag von der schweizerischen Stadt Chur bis nach Tirano in Italien. Dabei rauscht der Panoramazug der Rhätischen Bahn an Gletschern, vereisten Wasserfällen und türkisfarbenen Bergseen vorbei, fährt durch verschiedene Tunnel und über spektakuläre Brücken. Der Höhepunkt der Tour, im wahrsten Sinne des Wortes, erwartet die Fahrgästinnen und -gäste nahe der italienischen Grenze: Dort hält der rote Zug mit den großen Panoramafenstern an der Station Ospizio Bernina – in 2.552 Metern über Normalnull ist dieser Bahnhof eine der höchstgelegenen Stationen Europas.

Foto: Rhätische Bahn/Hansjörg Egger
Höhenrausch: Der Bernina Express auf dem Landwasserviadukt bei Filisur

Eisige Temperaturen: Der kälteste Ort Deutschlands 

Wer sich nach tiefem Frost, meterlangen Eiszapfen und dicken Schneedecken sehnt, kann auch einen Ausflug nach Kühnhaide machen. Die Chancen auf eisige Temperaturen sind hier so gut wie in keinem anderen (bewohnten) Ort Deutschlands. Im Januar und Februar herrschen nachts auch mal minus 28 Grad, Bodenfrost ist das ganze Jahr über zu erwarten, und selbst im Mai können Minustemperaturen die Bäume dazu bringen, ihr Laub abzuwerfen: In dem 500-Seelen-Ort kriecht das Quecksilber meist am untersten Ende der Temperaturskala herum. Deshalb nennt sich der Ortsteil von Marienberg in Sachsen stolz „kältester bewohnter Ort Deutschlands“. Grund für die extreme Kälte ist die spezielle Lage im Erzgebirge: Kühnhaide liegt zwar nur knapp 700 Meter über dem Meeresspiegel, aber in einem Tal, das nach unten so eng wird, dass die hereinströmende Luft fast vollständig gestoppt wird. Die Berge rings um den Ort tragen das Übrige zum „Kälteloch“ bei. So kommt es besonders in klaren, windstillen Nächten zu Rekordtemperaturen im Minusbereich. Meist liegt in Kühnhaide von Anfang November bis Ende März Schnee – ideale Verhältnisse für den Skilanglauf. Weiße Weihnachten sind aber selbst hier nicht garantiert: Deutliche Wärmeausschläge im Dezember machen diese romantische Vorstellung oft zunichte.

Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild
Oft tiefgefroren: Kühnhaide im Erzgebirge

Relaxter Rudolph: Wandern mit Rentieren 

Was wäre der Weihnachtsmann ohne seine Mitarbeitenden? Nur mit der Hilfe von Wichteln, Engeln und Rentieren kann er die logistische Meisterleistung am 24. Dezember bewältigen. Ist Weihnachten vorbei, hat sich die helfende Schar Urlaub verdient. Die Rentiere etwa ziehen sich zurück auf Rentierfarmen, wo man sie gerne besuchen darf! Dort liegen sie in der Sonne, kauen genüsslich Heu und lassen sich von begeisterten Kindern hinter den Ohren kraulen. Ab und zu geht es mit den Besucher:innen auf eine Wanderung. Eine gute Gelegenheit, den friedlichen Geweihträgern mal richtig nahe zu kommen. Diese Rentierfarmen in Rheinland-Pfalz und Hessen bieten Begegnungen und Spaziergänge mit ihnen an.

Foto: Rentieralm
Toben, Fressen, niedlich sein – auf der Rentieralm erholen sich die Weihnachtshelfer

Gib Gummi: Der Eiskanal in Oberhof 

Rodeln gehört zur Adventszeit wie der Tannenbaum zu Weihnachten. Aber was, wenn der Schnee fehlt – oder gar der Berg? Dann ab zum Eiskanal im thüringischen Oberhof: Der steht die ganze Wintersaison über zur Verfügung. Hier sausen seit den 1970er-Jahren regelmäßig Profiwettkämpfer:innen die fast 1,5 Kilometer lange Bahn hinab; die nächste Weltmeisterschaft im Rennrodeln ist für 2023 geplant. Bis dahin haben Besucher:innen die Wahl zwischen verschiedenen Fortbewegungsmitteln: Ice-Tubing in großen Gummireifen, die aber immerhin Geschwindigkeiten von bis zu 50 Stundenkilometer erreichen. Oder Ice-Rafting in einem gummibootartigen Gefährt, das man sich mit neun Mitfahrenden teilt und das mit bis zu 70 Stundenkilometern durch die Eisrinne flitzt. Wer es richtig ernst meint, lässt sich im Bob von echten Profipilot:innen in den Kanal schubsen – bei 100 Stundenkilometern wird’s frisch unter dem Helm. Anmeldung und Termine hier.

Foto: Oberhof Tourismus GmbH
Gut Festhalten! Beim Ice-Rafting rast man im Gummiboot übers Eis

Fliegende Holzspäne: Das Spielzeugdorf im Erzgebirge 

In Seiffen wird gesägt, gedrechselt, geschnitzt und gehobelt, was das Zeug hält. Aus klobigen Holzstücken zaubern die Kunsthandwerker:innen des sächsischen Kurorts filigrane Figuren: Nussknacker in lackierter Uniform, putzige Räuchermännchen, langbärtige Wichtel und Schwibbögen, die an Weihnachten viele Fenster erleuchten, gehören zu den typischen Souvenirs, die von Seiffen aus die Wohnzimmer dieser Welt erobern. Ein Spaziergang an der Hauptstraße und über den Platz vorm Rathaus fühlt sich an wie ein Gang durch eine riesige Spielzeugabteilung: Hunderte Betriebe produzieren Spielzeug und Weihnachtsschmuck, lassen sich bei der Arbeit über die Schulter gucken, stellen ihre Kunstwerke in Schaufenstern aus oder bieten sie auf dem Weihnachtsmarkt an. Ein Museum erzählt davon, wie die ehemalige Bergbaustadt sich auf das Holzhandwerk spezialisierte und zum „Spielzeugdorf“ wurde. Informationen zu Reisen nach Seiffen und zu weihnachtlichen Angeboten gibt es auf der offiziellen Website.

Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild
Freuen sich auf Ihren Besuch: Die Nussknacker von Seiffen

Hinweis

Aufgrund der Pandemiesituation kann es zu Einschränkungen der Öffnungszeiten der genannten Lokale, Läden und Einrichtungen kommen.

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