Horn to be wild

In Hessen spielen sich Szenen wie im Western ab: Urige Rindviecher und Wildpferde ziehen dort wieder frei umher. Ein fotografischer Ausflug in eine überraschende Ecke Deutschlands

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German Roamers
Wisente leben frei auf dem Geländer einer ehemaligen Munitionsanstalt im südhessischen Münster

GRÜNE MOTIVE

Wenn die Bahn in die Natur eingreifen muss – zum Beispiel für Bauprojekte –, schafft sie an anderer Stelle Ausgleichsmaßnahmen, die Natur und Landschaften bewahren. Die Fotografien der German Roamers zeigen eine Auswahl dieser Gebiete, die nicht nur wunderschön anzusehen sind, sondern zum Erhalt schützenswerter Ökosysteme beitragen. Deutschlandweit kümmert sich die Bahn beispielsweise um rund 20 000 Hektar Wald, und sie hat seit 2010 mehr als 32 000 Naturschutzaktivitäten umgesetzt. Mit mehr als 150 Maßnahmen macht sich die Deutsche Bahn für Umwelt und Nachhaltigkeit stark. 
Infos unter deutschebahn.com/gruen

Und jetzt Sie 

Sie wollen auch fotografieren lernen? Der Fotograf Leo Thomas, 26, hat die obigen Bilder mit seinen Kollegen vom Kollektiv „German Roamers“ aufgenommen. Seine fünf Tipps für Anfänger. 

1. Beginnen Sie vor der Haustür  

“Beim Scrollen durch Instagram, Pinterest oder Google-Bilder stoße ich oft auf Orte und Motive, die mir gefallen. Mir macht es Spaß, diese dann selbst mit Google Maps und den Geo-Tags über den Bildern aufzustöbern. Anfängern würde ich empfehlen, die eigene Heimat abzusuchen. Dort kennen sich die meisten gut aus, und wenn es stürmt, die Sonne untergeht oder es neblig ist, weiß man zu Hause gleich, auf welchem Feld, von welchem Hügel oder in welchem Wald man diese Stimmung am besten einfängt.“ 

2. Investieren Sie kleines Geld ins Objektiv – und in Snacks 

„Jedes Smartphone der heutigen Generation verfügt über eine ausreichend leistungs­fähige Handykamera für gute Bilder. Meine ersten Fotos habe ich zum Beispiel mit dem iPhone 5 gemacht. Jetzt fotografiere ich mit einer Sony A7R III und einer Olympus OM-D E-M1 Mark II, aber gute Einsteigermodelle um die 500 Euro gibt es von jeder Marke, und sie genügen. Dazu ein Objektiv mit 24–70 mm Brennweite, und man kann sowohl ranzoomen als auch weite Aufnahmen machen. Für Nachtaufnahmen mit langen Belichtungszeiten lohnt sich ein Stativ. Fast so wichtig wie die Kamera ist ein Snack, damit einem nicht wegen eines knurrenden Magens die Lust am Fotografieren vergeht. Und: Lange Unterhosen und gute Outdoorbekleidung sind empfehlenswert. Wer friert, will nicht mehr fotografieren.“ 

3. Gehen Sie früh raus! 

“Die Sommer sind besonders hart für das Fotografieren. Ich stehe vor Sonnenaufgang auf, etwa um vier Uhr morgens, und fotografiere meist noch lange bis nach Sonnenuntergang. Abends und morgens ist das Licht nicht so hart und das macht den Unterschied. Die Nächte sind dann dementsprechend kurz, und das schlaucht. Aber gerade für den wabernden Nebel, der so viele Roamers-Bilder bestimmt, muss man zeitig wach sein. Wenn, wie häufig im Herbst, der Himmel wolkenverhangen ist, dann ist die Tageszeit zum Fotografieren fast egal.“ 

4. Nehmen Sie sich Zeit 

„Theoretisch kann man ein gutes Foto planen. Es gibt beispielsweise die App Photopills, die sagt, wann die Sonne wo stehen wird. Genauso lässt sich mit Google Maps manches im Vorhinein auskundschaften. Ich nutze das sporadisch. Vieles entsteht im Moment. Deshalb ist es wichtig, sich Zeit zu lassen. Manchmal sitze ich fünf Stunden an einem Ort, fotografiere immer wieder dasselbe Motiv, aber die Lichtstimmung ändert sich. Für die Kompo­sition sind einige Grundlagen wichtig. Die Horizontlinie muss gerade sein, und um nicht alles zentriert auszurichten, sollte man die sogenannte Drittelregel nutzen: Dafür unterteilt man das Bild gedanklich mit zwei senkrechten und zwei waagerechten Linien in neun gleich gro­ße Teile. Das zentrale Motiv sollte an einem der vier Schnittpunkte anliegen.“ 

5. Tierfotografie: Zoomen Sie! 

Wer Tiere fotografieren will, braucht Geduld. Häufig ergeben sich die interessantesten Bilder zufällig, wenn sie herumlaufen. Um die Bewegungen einzufangen, stelle ich eine kurze Belichtungszeit ein. Komme ich nicht nah heran, nutze ich ein Telezoomobjektiv mit 70–200 mm Brennweite. Damit kriege ich auch eine Herde Wisente in 20 Meter Entfernung aufs Bild. Hält ein Tier still, zoome ich ran und fotografiere es frontal und im Profil. Aber ich mache auch Aufnahmen, die es in der Herde zeigen. Hauptsache Abwechslung!“ 

Im Elmer Wald in Osthessen hat seit 40 Jahren keine Motorsäge mehr gewütet. Für Spaziergänger sind aber Wege vorhanden.

In Büdingen helfen Wasserbüffel seit 2014 dabei, ein ehemaliges Militärgelände in ein Sumpfgebiet zu verwandeln. Sichten kann man die Tiere von einer Aussichtsplattform am Rande des Biotops.

Auf mehr als 150 Hektar in Aschaffenburg und Babenhausen lässt die DB Wildpferde weiden. In Aschaffenburg gibt es einen Rundweg um das Gehege, in dem auch Heckrinder leben. In Babenhausen besucht man die Tiere am besten mit Pferde¬betreuerin Marion Nigl.

Tel. 06071/736 67 70

Auf dem Gelände der ehemaligen Munitionsanstalt Münster weidet seit April eine Herde Wisente. Sehen kann man sie ab Frühjahr 2021. Dann ist die Eröffnung eines Besucherzentrums geplant.*

German Roamers 

2013 schrieb der Hobbyfotograf Johannes Höhn auf Instagram Menschen an, die ähnliche Fotos schossen wie er. Er wollte Deutschland zum Hotspot für Outdoor-Fotografie machen. Seine Überzeugung: Hier kann es genauso abenteuerlich aus­sehen wie in Neuseeland. 2015 gründete er die German Roamers. Mittlerweile fotografiert Höhn hauptberuflich und gemeinsam mit elf  Kollegen im Kollektiv Natur in Deutschland. Ihr prägnanter Stil: dunkle Grüntöne, viel Nebel und gern mal ein zotteliges Vieh dazwischen. Sie posten ihre mystisch-märchenhaften Bilder auf Instagram – für rund 400 000 Follower. 

 

* Einschränkungen möglich aufgrund der aktuellen Lage

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