Berliner Bar-Szene: Mach dir keinen Kopf

Im neuen Jahr mit alten Gewohnheiten brechen ist gar nicht so schwer. Zum Beispiel im Januar mal ganz auf Alkohol verzichten. Aber macht das Spaß? Berliner Bars beweisen, dass auch Drinks ohne Promille köstlich schmecken können – und verraten Rezepte zum Nachmixen

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Lesezeit: 3 Minuten
Christian Werner

Schaut man sich die guten Neujahrsvorsätze an, erobert ein Wunsch den Spitzenplatz bei den Deutschen. Nach einer Umfrage der Meinungsforscher von Statista wollen sich fast 50 Prozent gesünder ernähren, was auch heißt: weniger Alkohol trinken. Das treibt vor allem Männer an. Nach einer Erhebung der Krankenkasse DAK haben 20 Prozent das Ziel, weniger Alkohol zu trinken. Klingt nach null Prozent Freude? Mitnichten. Denn auch wer auf Promille verzichtet, muss sich längst nicht mehr am Wasserglas festhalten oder mit einem alkoholfreien Weißbier bescheiden. Der Trend zu alkoholfreien Produkten, der unter dem Begriff Sober Curiosity von den USA und England herübergeschwappt ist, bringt auch hierzulande neue spannende Alternativen hervor.
 
Neben guten Weinen und Sekten von Spitzenwinzer:innen bereichern schmackhafte Varianten von Rum, Gin, Bitter und Kräuterschnäpsen das Angebot an Getränken ohne Umdrehungen. An der Spitze des Trends stehen die Bars, die neue Geschmacksmuster kreieren. „Es geht ja nicht einfach darum, eine alkoholfreie Variante von Klassikern zu machen. Die Drinks sollen ihren eigenen Charakter haben“, sagt Barbara Ettel, Barchefin vom Voima in Berlin-Schöneberg. Nicht weit entfernt liegt die Fabelei, wo Barkeeper Filip Bochénski jeden Monat neue Sober-Cocktails auf die Karte setzt. „Die große Herausforderung liegt darin, den Geschmacksträger Alkohol zu ersetzen und dem Drink Tiefe zu verleihen.“
 
Um das zu erreichen, tüfteln die Barchef:innen an einem Zusammenspiel von Süße, Säure, Schärfe, salzigen und bitteren Komponenten. Ihr Ehrgeiz: Berlin ganz oben in der internationalen Sober-Szene zu platzieren. So wie The Virgin Mary Bar in Dublin oder die Listen Bar in Manhattan, die schon vor ein paar Jahren von sich reden machten.
 
Inzwischen kredenzen neben dem Voima und der Fabelei auch die Orania.Bar, die Bar am Steinplatz sowie das Restaurant Bonvivant eine breite Palette an Cocktails, die mit selbst erzeugten Zutaten wie Sirupen, Essigen und Kräuterextrakten ihren besonderen Charakter erhalten. So verwendet Julik Schimmel im Bonvivant für den Drink „Eibisch & Drachenchili“ Chilisirup, Himbeerjus mit Beerenessig aus eigener Herstellung.
 
Was in den Berliner Bars auf den Tresen kommt, ist überraschend originell – und lässt den Durst nach Hochprozentigem schnell vergessen. Hier stellen wir fünf Drinks aus den Berliner Bars vor. Mit ein bisschen Übung bekommen Sie die auch selbst hin.

Zum Selbstmixen: fünf Drinks aus der Berliner Sober-Szene

Christian Werner
Feurig: Der Drink Eibisch & Drachenchili aus dem Bonvivant hat Doppelwumms

Eibisch & Drachenchili

Zutaten:
60 ml Hibiskustee
25 ml Verjus (Saft unreifer Trauben)
5 ml Himbeerbalsam oder Essig 
15 ml Chilisirup (3 Chilischoten in 1l Wasser auskochen und im Verhältnis 1:1 mit Zucker auflösen)


Zubereitung:

Der Drink wird kurz auf Eis geschüttelt und dann doppelt ins Glas abgeseiht.
 
Für den Rand:
Im Verhältnis 1/4 Rosa Pfeffer, 1/4 Salz und 2/4 getrocknete Himbeeren mörsern und das Glas mit Orangenblütenspray bestäuben. Anschließend das Glas im Granulat wenden.


Hier auf der Getränkekarte: 

Bonvivant, Goltzstraße 32, 10781 Berlin


Christian Werner
Süffiger als der Name: der Syyllisyyskysymys aus der Bar Voima

Syyllisyyskysymys* 
 
Zutaten:
200 ml schwarzerJohannisbeernektar
15 ml frisch gepresster Zitronensaft und
15 ml flüssiger Honig.
 
Zubereitung:

Zutaten mischen und für den Schaum mit der Aufschäumdüse der Kaffeemaschine erhitzen
 
Hier auf der Getränkekarte: 

Voima, Winterfeldtstraße 22, 10781 Berlin
 
*Der Name stammt von einem finnischen Gast und heißt übersetzt eine Schuldfrage

Christian Werner
Bittersüß: Der Beltracchi aus der Bar Fabelei besticht durch seine komplexe Tiefe

Beltracchi
 
Zutaten:
40 ml Undone Bitter
30 ml Martini Floreale
20 ml Grapefruit Cordial
10 ml Feigenblatt Cordial
 
Zubereitung:
Im Tumbler mit einem großen Eiswürfel und den Zutaten verrühren und mit einer Grapefruit-Zeste dekorieren. 
 
Hier auf der Getränkekarte: 

Fabelei, Kyffhäuserstraße 21, 10781 Berlin

GettyImages
Erfrischend: Der Berlin Mule macht mächtig Lust auf den Frühling

Berlin Mule*
 
Zutaten:
50 ml alkoholfreier Gin
10–20 ml frisch gepresster Limettensaft
80–100 ml alkoholfreies Gingerbier
 
Zubereitung:
Gin und Limettensaft in ein Glas mit Eiswürfeln füllen, Gingerbier hinzugießen und alles mit einer Limettenspalte garnieren.
 
*Aus dem Buch „Mindful Drinking“ (Knesebeck) von Isabella Steiner und Katja Kauf finden Sie weitere Rezepte. 

Diana Albrecht
Blumiges Aroma: der Mockingbird aus der Bar am Steinplatz

Mockingbird
 
Zutaten:
15 ml Granatapfelsirup

25 ml frischer Limettensaft

35 ml Undone No. 7 Italian Bitter
50 ml Thomas Henry Cherry Blossom Tonic
 
Zubereitung:
Alle Zutaten mischen und den Tumbler mit bis 30 ml Mineralwasser auffüllen. 


Hier auf der Getränkekarte: 
Bar am Steinplatz, Steinplatz 4, 10623 Berlin

 


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