Tipps für die Osterferien: Wunder der Technik erleben

Deutschland ist ein Land der technischen Meisterleistungen. Wo Wasserkraftwerke, Eisenbahn, Schiffe und Bergbau hautnah erlebbar sind – gerade in Zeiten, da die Klimakrise Innovationen erfordert

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Datum: 21.03.2024
Lesezeit: 8 Minuten
Walchenseekraftwerk in Bayern
© Imago/Manngold
Ökostrom für Bayerns Bahnverkehr: Hinter den Strommasten liegt der Walchensee. Von dort rauscht das Wasser durch die Rohre hinunter in den Kochelsee – und treibt dabei Turbinen an, die Strom erzeugen

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1. Walchenseekraftwerk am Kochelsee, Bayern

Moment mal, um welchen See geht es hier? Um beide. Das ist Teil der genialen Idee: Der Walchensee liegt weiter oben, dessen Wasser schießt mit enormer Kraft durch dicke Rohre den Hang hinab und treibt am 200 Meter tiefer gelegenen Kochelsee die Turbinen an. Der dadurch erzeugte Strom wiederum sorgt dafür, dass im oberbayerischen Schienennetz die Lokomotiven fahren. Ökostrom fürs Bahnnetz – und das seit genau 100 Jahren.

Ohne dieses Kraftwerk wäre es zu Beginn des 20. Jahrhunderts kaum möglich gewesen, den Bahnverkehr rund um München zu elektrifizieren. Dazu produzieren auch das DB-eigene Wasserkraftwerk Bad Reichenhall und das Wasserkraftwerk Kammerl seit mehr als 100 Jahren Ökostrom für das Schienennetz.

Das Walchenseekraftwerk sollte man einmal vor Ort besuchen. Nicht nur lässt sich am Kochelsee herrlich wandern und Boot fahren. Kleine und große Besucher:innen bekommen anschaulich erklärt, was das Besondere an dem Kraftwerk ist. Im Walchensee lässt sich nämlich das Wasser aufstauen. Und genau dann, wenn die Stromleistung benötigt wird, rauscht es durch die 400 Meter langen Druckrohrleitungen. Seit der Inbetriebnahme des Walchenseekraftwerks gehen rund 30 Prozent des erzeugten Stroms an die Deutsche Bahn – vier Turbinensätze erzeugen jährlich zwischen 85 und 105 Millionen Kilowattstunden Bahnstrom. Letzteres entspricht dem durchschnittlichen Verbrauch von etwa 35.000 Privathaushalten mit vier Personen.

Wer die Hochspannung mal runterfahren möchte: Der überdachte Vorplatz des historischen Kraftwerkbaus lädt zum Verweilen ein und ist Schauplatz der Veranstaltungsreihe „Musiksommer am Walchenseekraftwerk“.

Anreise: ab München mit RB 66 nach Kochel, von dort mit dem Bus bis Altjoch. Anschließend circa 20 Minuten Fußweg.

© Technoseum/Klaus Luginsland
Auf einer nachgebauten Laufmaschine machen junge Besucher:innen im Technoseum eine Probefahrt

2. Technoseum Mannheim, Baden-Württemberg

Was hat aus dem Südwesten Deutschlands nicht schon die Welt beglückt! Hier baute Karl Drais das erste Fahrrad und Carl Benz das erste Auto. Das Technoseum in Mannheim zeigt viele Originalmaschinen aus der Region in Betrieb. Darunter eine mechanische Weberei, eine Papiermühle, eine Dampfmaschine, eine historische Druckerpresse und eine Porsche-Produktionseinheit.

Besucher:innen erfahren außerdem, wie eine Getreidemühle funktioniert. Wer sich nach all dem Rattern und Zischen den Kopf freipusten lassen möchte, fährt mit der Museums-Dampflok von der Ausstellung geradewegs ins Freie. Und von Mai bis Oktober kann man noch umsteigen in eine ehemalige Torfbahn. Sie dreht ihre Runden auf dem rund einen Kilometer langen Gleis durch den Museumspark. Und apropos Fahrrad-Erfinder Drais: Eine Draisine fährt ebenfalls ab am Museumsbahnhof.

Anreise: ab Mannheim Hbf mit Straßenbahn Linie 6 bis „Fahrlach, Mannheim“.

Achtung, der Bohrwagen im Erzbergwerk macht richtig Lärm!

3. Erzbergwerk Ramsbeck, Nordrhein-Westfalen

Helm auf, es geht hinab, und zwar in den Stollen des stillgelegten Erzbergwerks im Sauerland. 1,5 Kilometer weit fährt die originale elektrische Grubenbahn herab, bis man sich 300 Meter unter der Erde wiederfindet und mit einem Grubenführer dem Umlauf des Förderwagens nachforscht.

In Ramsbeck gibt es unter anderem die ehemals größte Trommelfördermaschine der Welt zu bestaunen, danach geht es weiter zum Schacht, aus dem das Roherz geholt und anschließend in einen Bunker gekippt wurde, von dem ein Förderband den Rohstoff bis zur Aufbereitung fuhr. Für ein noch authentischeres Gefühl führen Mitarbeiter:innen einen Bohrwagen vor, aber Achtung, da geht’s richtig laut zu.  

Im dazugehörigen Bergbaumuseum erfährt man mehr über die abgebauten Mineralien, lernt die Kaue kennen, einen originalgetreu nachgebauten Waschraum, sowie die Werkzeuge und Arbeitsabläufe.

Anreise: mit RE 57 bis Bestwig, mit Bus bis Ramsbeck Ziegelwiese, Fußweg circa 8 Minuten.

© DB Museum/Uwe Niklas
So fing alles an: Modell des „Adler“, der ersten Dampflokomotive Deutschlands, im DB Museum in Nürnberg – rechts im Bild

4. DB Museum, Koblenz, Rheinland-Pfalz / Nürnberg, Bayern / Halle (Saale), Sachsen-Anhalt

Im DB Museum Koblenz hat es schon Tradition: Am Ostersonntag und Ostermontag versteckt der Osterhase von 10 bis 16 Uhr Ostereier auf dem Museumsgelände. Da bleibt es nicht aus, dass die rund 50 Lokomotiven sowie 50 Reisezug- und Güterwagen aus ungewöhnlicher Perspektive bestaunt werden. Ansonsten zeigt das Museum in verschiedenen Ausstellungsräumen, wie die Technik der elektrischen Antriebe funktioniert.

Familien, die nach dem Besuch in Koblenz noch mehr Lust auf Eisenbahn-Museen haben, sollten als Nächstes einen Besuch im großen DB Museum Nürnberg ins Auge fassen: Dort wird ab 26. April 2024 die Sonderausstellung „Unter Druck. Die Geschichte der Zugtoilette“ zu sehen sein. Außerdem warten im Museum interaktive Exponate, Themenräume und natürlich legendäre Schienenfahrzeuge darauf, entdeckt zu werden. Unter anderem ein Nachbau des „Adler“, der ersten Dampflok, die in Deutschland verkehrte. Das Museum ist montags geschlossen (bis auf Feiertage).

Auch das DB Museum in Halle an der Saale hat das Programm in jüngster Zeit noch stärker auf Kinder und Familien ausgerichtet. Ein Höhepunkt: Am Samstag, 24.8.2024, können Museumsgäst:innen in und um den historischen Ringlokschuppen ein großes Sommerfest feiern. Das Museum ist wie jenes in Koblenz nur samstags von 10 bis 16 Uhr geöffnet.

Anreise Koblenz: von Koblenz Hbf mit dem RB  eine Haltestelle bis „Koblenz-Lützel“, von dort nur wenige Gehminuten.
Anreise Nürnberg: Über den Westausgang des Nürnberger Hauptbahnhofs ist das DB Museum in nur wenigen Gehminuten erreichbar.
Anreise Halle/Saale: ab Halle (Saale) Hauptbahnhof mit Straßenbahnlinie 12/5, Buslinie 350 oder S-Bahn Linie S 47 bis zur Haltestelle „Steintorbrücke“.

5. Edelsteinminen Steinkaulenberg, Rheinland-Pfalz

Es klingt wie im Märchen: In einer Höhle tief unter der Erde Idar-Obersteins findet sich ein Schatz: glitzernde Bergkristalle, Amethysten, Achate. Doch gibt es eine sehr naturwissenschaftliche Erklärung für dieses Phänomen. Es handelt sich um den Besucherstollen der einzigen zugänglichen Edelsteinmine Europas. Das Lavagestein, der Ursprung für die Edelsteine, bildete sich vor über 250 Millionen Jahren, seit dem Mittelalter wurden die Steine bis 1875 dort abgebaut.

Bei einer Führung erfährt man mehr über Entstehung und Abbau, außerdem darf man selbst schürfen und Fundstücke behalten. Zurück im Tageslicht kann man nach einem halbstündigen Spaziergang in der Weiherschleife die Verarbeitung der Steine beobachten. Eine Anmeldung zur Führung und zum Schürfen sind dringend erforderlich.

Anreise: ab Koblenz mit RE 2 nach Ingelheim, dann mit RE 3 nach Idar-Oberstein.

© Technik Museum Sinsheim
Als würden sie tatsächlich abheben: Die beiden Überschallflugzeuge Tupolev (vorn) und Concorde sind die spektakulärsten Exponate im Technik Museum Sinsheim

6. Technikmuseum Sinsheim, Baden-Württemberg

Haben Sie schon einmal im Cockpit einer Concorde gesessen, vor ihnen Dutzende Knöpfe und Schalter? Oder ein altes Formel-1-Auto aus der Nähe betrachtet? Im Technik Museum Sinsheim, eine Stunde südlich von Frankfurt am Main, kommt man besonderen Transportmitteln näher als irgendwo sonst: Auf 50.000 Quadratmetern, verteilt auf eine 30.000 Quadratmeter große Halle plus Freiluftausstellung, gibt es neben besonderen Flugzeugmodellen und Rennwagen vor allem Oldtimer zu bestaunen. Und man erfährt etwa, wie viel Hubraum der experimentelle Rennwagen Brutus hatte oder wie die Autohistorie in den USA in Gang kam.

Doch auch Dampflokomotiven, Fahrräder oder sogar Kinderwägen, die schließlich ebenso der Fortbewegung dienen, werden ausgestellt. Bis August 2024 gibt es eine Sonderausstellung über das 24-Stunden-Rennen von Le Mans.

Ursprünglich Anfang der 1980er aus Privatsammlungen begründet, erhielt das Technikmuseum über die Jahre immer mehr Exponate. 2003 etwa die Concorde, die dem Haus für einen Euro von Air France überlassen wurde. Wer von Technik eine Pause braucht, saust durch die Riesenrutschbahn, kehrt ins Restaurant ein oder tobt eine Runde über den Spielplatz.

Anreise: ab Mannheim mit S1 nach Heidelberg, von dort mit S5 nach Sinsheim Museum/Arena, dann circa. 10 Minuten Fußweg.

Ein Modell der ,Queen Mary 2‘ – aus Lego

7. Internationales Maritimes Museum Hamburg

Wer Hamburg besucht, kommt an Schiffen nicht vorbei. Ob mit dem Alsterdampfer über die Kanäle schippern, mit der Fähre auf der Elbe, neben den richtig großen Pötten – oder aber, für Landratten, eben im Internationalen Maritimen Museum. Im ältesten noch erhaltenen Bau der Speicherstadt nahe dem Hafen blickt man auf 3000 Jahre Schifffahrtshistorie – und eine beeindruckende Sammlung. Nicht nur gibt es 26.000 Schiffsmodelle zu entdecken, von Wikinger-Drachenbooten bis zu einem Lego-Modell der „Queen Mary 2“ aus mehr als einer Dreiviertelmillion Steine.

Auch mehrere Zehntausend Konstruktionspläne, Gemälde, handgemalte Kompasse oder der Schädel Störtebekers begegnen einem auf einer der zehn Etagen. Für Kinder werden eigene Führungen angeboten. Im Schiffsführungssimulator können sich (leider nur erwachsene) Maritimophile noch einen Wunsch erfüllen: einmal ein Containerschiff zu steuern, zumindest virtuell. Ahoi!

Anreise: ab Hamburg Hbf mit Buslinie 2 bis „Singapurstraße“, von dort 3 Minuten zu Fuß.

© Imago/Imagebroker
Wie aus einem Fantasyfilm: Bei einer Führung in der Völklinger Hütte wähnt man sich zwischenzeitlich auf einem anderen Planeten

8. Völklinger Hütte im Saarland

Hier liegt noch immer der Geruch von Maschinenöl in der Luft. Im einzigen vollständig erhaltenen Eisenwerk der Welt, das inzwischen auch zum Welterbe der Unesco gehört. Bis 1986 wurde hier noch Stahl produziert und so erzählt die Hütte auch von der industriellen Revolution. Auf einer Führung können die riesigen Maschinen und der Hochofen besichtigt werden, man erfährt, wie Roheisen eigentlich entsteht – und wie Menschen die Erze teils mit Körben selbst auf ihren Köpfen transportierten.

Doch auch Kunst findet man an diesem Ort: In der Gebläsehalle werden regelmäßig riesige Videoinstallationen gezeigt, aktuell geht es um die Geschichte des deutschen Films. Im „Paradies“, einem Teil, der inzwischen von Pflanzen bewachsen ist, findet man Kunstwerke der Urban Art Biennale, die regelmäßig zu Gast ist in der Völklinger Hütte.

Anreise: ab Saarbrücken Hbf mit RB 70 nach Völklingen, circa 6 Minuten Fußweg.

9. Zeiss-Planetarium Jena, Thüringen

Die Idee soll von Oskar Miller gekommen sein, dem Gründer des Deutschen Museums. Er fragte beim Jenaer Optikunternehmen von Carl Zeiss nach, ob man nicht ein Modell bauen könnte, das den Himmel so zeigt, wie man ihn von der Erde aus sieht. Nach einigen Jahren Tüftelei hatten Mechaniker von Zeiss ein Gerät entwickelt, um einen Sternenhimmel zu projizieren. Bevor ein Exemplar nach München ging, errichtete man eine provisorische Kuppel auf dem Dach der Werkhallen. Zehntausende besuchten die Vorführungen, vom „Wunder von Jena“ war die Rede.

Zwei Jahre später wurde ein festes Planetarium errichtet. Und das kann man heute noch besuchen; es ist das älteste noch betriebene Planetarium der Welt – natürlich mit modernisierter Technik von heute. Eine Vorführung, die den Sternenhimmel zeigt, sollte jede:r mal gesehen haben. Aber so eine Kuppel von 25 Metern Durchmesser und die eingebaute 360-Grad-Technik bieten noch mehr Möglichkeiten. Besucher:innen können in die Tiefsee hinabtauchen, Rockshows von Queen oder Pink Floyd erleben, Märchen-Musicals folgen – oder mit den Olchis ins All fliegen.

Anreise: ab Erfurt mit RE bis Jena-Göschwitz, mit Straßenbahn Linie 1 bis Stadtzentrum Löbdergraben, Jena; Fußweg circa 8 Minuten.

© Deutsches Museum München/Hubert Czech
Diese Kugelbahn gehört zu den beliebtesten Attraktionen im „Kinderreich“ des Deutschen Museums in München

10. Deutsches Museum, München, Bayern

Es mag sein, dass Ihre Familie mit Naturwissenschaften so gar nichts anfangen kann. Dann nichts wie ins Deutsche Museum. Kaum ein anderes Haus vermag es mit einer Mischung aus Ausstellung und Experimentierlabor, die Besucher:innen mit Technikbegeisterung zu infizieren. Überall dürfen Kinder und Erwachse Knöpfe drehen und Schalter umlegen, es blitzt, summt und vibriert allerorten. Die Jüngsten forschen in ihrem eigenen „Kinderreich“. Das alles auf vier Ebenen – und für jede könnte man gut eine Woche aufwenden, um alles zu erleben.

Immerhin gibt’s für kleine Pausen das Restaurant „Frau im Mond“, mit einer Dachterrasse, die aus der natürlich sehenswerten Raumfahrtausstellung ins Freie führt. Weitere Höhepunkte? Cembalo und Chiffriermaschine, Kernspaltungstisch und Prismenspektralapparat, Mikroskopisches Theater und Foucault’sches Pendel, Roboter und Raketenwagen. Ach ja, und eine Modellbahnanlage.

Anreise: ab München Hbf mit S-Bahn bis Isartor, von dort kurzer Fußweg.

Hinkommen mit dem Deutschland-Ticket:

Abo abschließen, einsteigen und losfahren. Das Deutschland-Ticket macht es möglich.

Es kostet 49 Euro monatlich und ist bundesweit überall im Nah- und Regionalverkehr gültig. Egal ob Sie mit Bus oder Bahn fahren, seit 1. Mai brauchen Sie deutschlandweit nur noch ein Ticket.
Das Deutschland-Ticket ist als monatlich kündbares Abonnement auf bahn.de erhältlich, außerdem unter anderem im DB Navigator und im DB Streckenagent.
Um Ihre Reise mit dem Deutschland-Ticket zu planen, setzen Sie in der Reiseauskunft auf bahn.de den Haken bei „Nur Nahverkehr“. In der App DB Navigator wählen Sie unterhalb der Datums- und Zeitauswahl die Filter-Fläche, dann unter „Optionen“ den Reiter „Verkehrsmittel“, wählen Sie dort den Schieber „Nur Nah-/Regionalverkehr“ aus.

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