„Mal eine Frage, Richard…“

Freundliches Kreuzverhör: Richard Lutz, Chef der Deutschen Bahn AG, stellt sich im Video-Talk den Fragen 13- bis 18-jähriger Schüler:innen. Die löchern ihn vor allem zu Themen wie Umweltschutz und Nachhaltigkeit

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Video-Meeting mit Schüler:innen, Moderatorinnen und Richard Lutz
DB AG
Gutes Dutzend: Richard Lutz (oben, 2. v. l.) im Kreis der Moderatorinnen und Schüler:innen (Smiley-Teilnehmer:innen mögen ihr Gesicht nicht zeigen)

Das geht ja schon gut los. „Wenn die 2. Klasse im Zug voll ist und wir uns in den Gängen die Füße platt treten, warum kann man nicht Bereiche der sowieso leeren 1. Klasse öffnen?“, fragt die 17-jährige Elisabeth aus Karlsruhe und klickt ihr Mikro wieder stumm. Auf dem Bildschirm: Elf Augenpaare blicken gespannt. In der zwölften Kachel blinzelt ein Mann im weißen Hemd. Es ist die erste Frage, die Richard Lutz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn AG, an diesem Morgen in dem Video-Talk „Generation Bahn“ gestellt bekommt. Ob es in Ordnung sei, einander zu duzen, hatte Lutz eingangs gefragt und sich ein einverständiges Nicken der 13- bis 18-Jährigen abgeholt. Jetzt ist Klartext gefragt. „Ich ermutige unsere Mitarbeitenden immer, solche Entscheidungen aus der Situation heraus zu fällen“, antwortet Lutz auf Elisabeths Frage. „Sitzen nur ein paar Leute in der 1. Klasse? Dann würde niemand Ärger mit mir kriegen, wenn der eine oder andere Platz freigegeben wird, um die Lage an Bord etwas zu entspannen.“

Schüler:innen fragen, der Bahnchef antwortet – eine Stunde lang. Bislang hat es schon zwei Veranstaltungen dieser Art gegeben. Der 57-Jährige spricht im Bahntower in Berlin mit Schüler:innen aus ganz Deutschland über „den Laden“, wie er die DB mit ihren weltweit rund 337 000 Mitarbeitenden liebevoll nennt. Es geht um Themen wie Pünktlichkeit der Züge („Ja, ein wunder Punkt“), die Preispolitik der Bahn („Da haben wir wirklich günstige Super Sparpreise“), der WLAN-Ausbau in den Zügen („Viel passiert, aber noch Luft nach oben“). 
Der Talk setzt einen Dialog fort: Seit 2019 betreibt die DB mit dem medienpädagogischen IZOP-Institut das Projekt „Jugend liest DB MOBIL“ mit 50 Schulen. Rund 700 Schüler:innen verschiedener Klassenstufen nutzen das Magazin in der Medienerziehung, Lehrer:innen greifen unterschiedliche gesellschaftliche Themen im Unterricht auf – vor allem Umweltfragen. In diesen Schulen hatte die DB zu Beginn des Jahres gefragt, wer Lust hätte, an den ersten „Generation Bahn“-Gesprächen teilzunehmen. 

Umwelt- und soziale Themen scheinen die Teilnehmenden besonders zu beschäftigen. Der 16-jährige Jona zum Beispiel war schon häufiger auf Fridays-for-Future-Demos, „um sich ein eigenes Bild zu machen“. An diesem Vormittag wollte er dabei sein, um sich mal anzusehen, wer eigentlich diesem Konzern vorsteht, „der einen ja auch in den Urlaub fährt“. 
Ansonsten sind die Interessen der Jugendlichen vielfältig. Was die Bahnhofsmissionen für Obdachlose tun können, wie schnell der Anteil erneuerbarer Energien am Bahnstrom steigt – das sind Fragen, die verhandelt werden. Einige Schüler:innen möchten wissen, warum es im Bordbistro keinen Kaffee mit Hafermilch gebe und ob das vegane Angebot nicht größer sein sollte. Lutz lächelt. „Ich finde selbst, dass zu viel Fleisch produziert wird, mittlerweile haben wir ja auch Veganes auf der Karte. Aber ich kriege natürlich nicht alles im Detail mit, was im Unternehmen so läuft. Auf vieles werde ich selbst von Mitarbeitenden aufmerksam gemacht – oder durch solche Fragen, die mir helfen, den Fokus richtig zu setzen.“ 

DB AG
Lasst uns reden: Der Hintergrund mit Social-Media-Logos wurde eigens für den Talk gestaltet

Die Wissbegierde der Schüler:innen beschränkt sich aber nicht auf das, was in den Zügen passiert. „Klimaneutralität auf der Schiene ist das eine. Aber wie sieht es im Rest der Firma mit Nachhaltigkeit aus, vom Umgang mit Plastik bis zur Firmenwagenpolitik?“, fragt die 15-jährige Juliane. Lutz überlegt nur eine Sekunde. „Das gehört ja zusammen – wer A sagt, muss auch B sagen.“ So gebe es mehr Holzbesteck im Bordbistro, die Seifen in Bürogebäuden und Bahnhöfen seien längst mikroplastikfrei. Und was den Dienstwagen angehe: Seinen habe er zugunsten eines Dienstfahrrads aufgegeben. 
Eine Stunde Fragen-Pingpong geht zu Ende. Der 13-Jährige Louis aus Nittenau freut sich, dass er „dem Unternehmen jetzt ein Gesicht zuordnen“ kann. Eine Schülerin aus Lauterbach findet es „schön zu sehen, dass Richard auf unsere Anliegen konkret was zu sagen hatte.“ Und Jona sagt: „Ich habe mir Richard eher wie einen Politiker vorgestellt, nicht so bodenständig. Nur: Ob sich nach unserem Gespräch viel ändert? Mehr Zeit wäre gut gewesen.“ Das hatte auch Lutz so empfunden: Er fällte eine Entscheidung aus der Situation heraus – und hängte kurzerhand 20 Minuten dran.

Die DB veranstaltet weitere Talks „Generation Bahn“ mit Richard Lutz, etwa am 10.9. und 5.11. Für Letzteren sind noch Plätze für Schüler:innen zwischen 13 und 18 frei! Bewirb dich mit Info zur Person (Alter, Schule, Wohnort) und ein, zwei Fragen, die du dem Bahnchef gern stellen würdest, unter generationbahn@deutschebahn.com

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