Warum ist das Warten mit Kindern so krass anstrengend?

An dieser Stelle schreiben Lisa Harmann und Katharina Nachtsheim abwechselnd rund ums Unterwegssein mit Kindern (und Mann). Heute fragt sich Katharina, wieso das Warten auf Reisen mit Kindern immer so anstrengend sein muss

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Lisa Harmann und Katharina Nachtsheim

Eine Fähigkeit, die sich bei mir tausendfach verbessert hat, seit ich Mutter bin, ist meine Reaktionsgeschwindigkeit. Es ist superheldenverdächtig, wie oft meine Reflexe verhindert haben, dass ein Saftglas umfällt, ein Fußball Nachbars Auto trifft oder ein Kind auf die Straße rennt, um Tauben zu fangen. Das ist ja auch so ein Naturgesetz: Kinder jagen Tauben. Egal, wo.

Neulich erwischte ich meine Kleinste im allerallerletzten Moment am Schlafittchen als ihr Kinderreflex ihr mal wieder befohlen hatte, den Tauben nachzujagen. „Bist du irre?“, brach es aus mir heraus. „Weißt du, was alles hätte passieren können? Warum kannst du dich nicht einfach auf die Bank setzen und warten? Ist das denn so schwierig?“ Die Vierjährige guckte mich an und antwortete: „Ja.“

Niemand wartet gerne. Niemand – außer Menschen, die Kinder haben, aber ohne Kinder unterwegs sind. Diese besondere Spezies hat gelernt, das Warten zu schätzen.

Wartezeit OHNE Kinder ist nämlich etwas Wunderbares. Es ist das Luftholen, es ist eine kleine Auszeit und die Möglichkeit, seine Nase in eine Klatschzeitung zu stecken oder einfach nur ungestört vor sich hin zu glotzen. Dieses Glück konnte ich früher – als ich noch keine Kinder hatte – nicht erkennen. Da habe ich die Augen verdreht, theatralisch geseufzt, bin nervös von einem Fuß auf den anderen getreten, habe mich beschwert und gemeckert.

Warten MIT Kindern dagegen ist der Horror. Woran das liegt? Kinder sind einfach von Grund auf ungeduldig. Es beginnt mit „Wann geht‘s los, Mama?“, kurz darauf folgt „Geht es JETZT los, Mama?“, und es endet in „Maaaamaaaaa, ich will jetzt lohoooos.“ Wir Eltern gucken alle drei Sekunden auf die Uhr, versuchen, den Nachwuchs mit Gummibärchen ruhigzustellen, und drücken ihm dann irgendwann kapitulierend das Smartphone in die Hand.

Kinder haben einfach kein Zeitgefühl. Der Satz „Noch zehn Minuten, mein Schatz“ ist ungefähr so sinnvoll wie eine Querdenker-Demo. Es mag uns Erwachsene nerven, dass Kinder so schlecht warten können, aber vielleicht sollten wir uns alle mal an unsere eigene Kindheit erinnern.

Wie war das damals, als wir unserem Geburtstag entgegengefiebert haben? Als wir schon Tage vorher kaum noch schlafen konnten? Als der ganze Körper gezittert hat, als wir endlich die Geschenke auspacken durften? Oder dieses unglaubliche Gefühl, das letzte Mal aus der Schule zu laufen und den sechs Wochen Sommerferien entgegenzurennen …

Kinder empfinden oft intensiver als wir Erwachsenen. Und dazu gehört eben auch die Unruhe beim Reisen, in die sich ja auch die Vorfreude mischt – denn dann heißt es: endlich zu Oma und Opa, in den Familienurlaub auf dem Bauernhof oder zum besten Freund, der letztes Jahr in eine andere Stadt gezogen ist.

Wie also überstehen wir das Warten auf Reisen mit den Kids?

  1. Verabschieden wir uns vom Wunschdenken, dass die Reise entspannt wird. Die nächsten Stunden werden wir damit beschäftigt sein, Snacks zu reichen, „Ich sehe was, was du nicht siehst“ zu spielen und die Kleinen zu ermahnen, nicht auf den Sitzen rumzuklettern.
  2. Akzeptieren wir, dass Kinder mit Aufregung einfach anders umgehen, weil sie noch nicht so konditioniert sind wie wir.
  3. Und hoffen wir, dass die Tauben dieser Welt irgendwann beschließen, dass Bäume und Häuser die cooleren Orte zum Rumhängen sind – nicht Straßen.

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