Katja Ebstein

Am Hauptbahnhof Hannover spricht die Sängerin über Politikplauderei im Zug und ihre Freunde von Deichkind

Moritz Künster
Katja Ebstein

Frau Ebstein, wohin geht’s ?

Ich war gerade in meinem Haus auf Amrum. In Hannover mache ich eine Pause, bevor ich heim nach München fahre.

Fahren Sie in der 1. Klasse?

Ja, weil es dort meist nicht so voll ist. Ich habe gern ein bisschen Luft um mich herum.

Wie vertreiben Sie sich die Zeit im Zug?

Ich hänge gern einfach nur meinen Gedanken nach. Das funktioniert im Zug ganz wunderbar. Oft komme ich dabei auf gute Ideen, die ich in meinem Notizbuch notiere. Ich beobachte gern Menschen. Von diesen Eindrücken zehre ich, wenn ich am Theater in andere Rollen schlüpfe.

Unterhalten Sie sich mit ­anderen Reisenden?

Ja, oft werde ich erkannt oder komme über die Themen, über die ich gerade in der Zeitung lese, mit ihnen ins Gespräch. Ich tausche mich gern mit Wildfremden über gesellschaftspolitische Themen aus, die uns alle angehen.

Welche Bedeutung hat das Reisen für Sie?

Beruflich bin ich mein Leben lang kreuz und quer durchs Land gefahren. Echtes Reisen aber bedeutet für mich, fremde Kulturen kennenzulernen und zu verstehen, warum die Menschen so sind, wie sie sind. Ich träume von einer Zugfahrt von Moskau nach Wladiwostok. Oder durch Südafrika oder Kanada.

Ihr Buch handelt davon, wie uns Begegnungen prägen. Wer war das bei Ihnen?

Vor allem meine Eltern. Sie haben mich in all meinen Wünschen unterstützt. Unvergessen sind auch meine Begegnungen mit Willy Brandt aus dessen Wahlkampf. Dank ihm traf ich sogar Nelson Mandela.

Die Band Deichkind widmete Ihnen in ihrem Hit „Remmidemmi (Yippie Yippie Yeah)“ eine Liedzeile. Sind Sie den Jungs aus der Gruppe schon einmal begegnet?

Ja, ich sehe wohl der Mutter von einem aus der Band ähnlich. Das sind lustige Norddeutsche, mittlerweile Kumpel von mir. Ich habe sie auch live gesehen. Unglaublich, was die für eine Show abziehen. Sie verstehen es, noch mit über 40 das Kind aus sich rauszulassen. Das darf man nicht unterdrücken. Diesen Rat kann ich nur allen geben.

Wunderfrau

Katja Ebstein (bürgerlich Karin Ilse Überall) prägte mit Chansons wie „Wunder gibt es immer wieder“ die BRD-Popkultur mit. In ihrem Buch „Das ganze Leben ist Begegnung“ (S. Fischer) blickt die 75-Jährige auf ihre wichtigsten Stationen zurück. Ihr Konzertprogramm „Gestern, heute, morgen“ bietet einen Mix aus Gospels, Lyrik und ihren größten Hits (ab 2021).

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