Müssen uns Winterkinder wirklich leidtun?

An dieser Stelle schreiben Lisa Harmann und Katharina Nachtsheim abwechselnd rund ums Leben und Unterwegssein mit Kindern (und Mann). Heute fragt sich Katharina Nachtsheim, warum man immer das Gefühl hat, dass Sommergeburtstage schöner sind als die Winteredition

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„Mir ist kalt“, sagte der Junge und streckte mir seine rote Nase entgegen. Sofort stimmten die anderen Kinder ein: „Mir auch. Können wir nach Hause?“ Nach Hause? Ich war empört, schließlich hatten wir noch nicht mal die Hälfte der Schatzsuche hinter uns, die wir Eltern früh am Morgen vorbereitet hatten (und uns dabei fast den Kältetod geholt hatten). Doch es war nichts mehr zu machen: Alle sechsjährigen Geburtstagsgästinnen und -gäste meines Sohnes hatten bereits taube Zehen, obwohl alle Kinder in dicken Schneeanzügen und Winterstiefeln steckten. Eigentlich kein Wunder – das Thermometer zeigte minus vier Grad. Willkommen im Berliner Januar. 

Während ich also die Geburtstagscrew frierend nach Hause brachte, dachte ich an meine eigenen Geburtstage als Kind. Ich bin Mitte Juli geboren, ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich jemals schlechtes Wetter am Geburtstag gehabt hätte. Für meine Eltern waren meine Feiern maximal einfach. In der Grundschulzeit reichte es, den Rasensprenger aufzustellen, eine Wassermelone aufzuschneiden und genügend Eis in der Tiefkühltruhe zu haben. Später spendierten meine Eltern meinen Freundinnen und mir den Eintritt fürs Freibad inklusive Pommes und Cola. 

Ich liebte meinen Sommergeburtstag – auch aus dem Grund, dass er in der Jahresmitte lag. So gab es zweimal im Jahr Geschenke, an Weihnachten und im Sommer. Besser hätte ich es mir nicht vorstellen können. Dass andere Kinder hier richtig Pech haben können, sah ich an meinem großen Bruder. Er hat nämlich am 24.12. Geburtstag. Einmal hörte ich, wie er nach dem Frühstück seufzte: „Jetzt ist mein Geburtstag wieder vorbei, jetzt beginnt Weihnachten.“ Dieser Satz hat mich nachhaltig negativ beeindruckt, genau wie die Tatsache, dass er natürlich nie an seinem Geburtstag mit Freund:innen feiern konnte. So was würde ich meinen Kindern niemals antun, dachte ich. 

Nun, was soll ich sagen: Meine Kinder haben Ende November, Mitte Dezember und Mitte Januar Geburtstag. Weit entfernt von Sommergeburtstagen mit Picknick, Wasserspielen, Eisbomben und Geschenke-Ausgeglichenheit … 

Das bedeutet für uns Eltern: mehr Stress. Erstens, weil die Geburtstagsfeiern viel aufwendiger sind. Man kann mit einer Horde sechsjähriger Jungs nicht nur drinnen feiern (es sei denn, man wollte die Wohnung danach eh renovieren). Man muss also raus, was aber zwölfunddreißig Kleiderschichten und noch mehr Mützen, Handschuhe und Schals bedeutet. Die Schatzsuchen/Schnitzeljagden sind immer matschige, kalte Angelegenheiten, die nur dazu dienen, dass wieder eine Stunde vorbei ist und die Abholzeit näher rückt. 

Dazu kommt die Sache mit den Geschenken: Es ist alles auf eine kleine Zeitspanne im Jahr komprimiert. Was gibt’s zum Geburtstag, was zu Weihnachten, wie verhindert man, dass die Kids bei der Geschenkeflut durchdrehen? Und wie geht man damit um, wenn das Kind während des Jahres ein neues Fahrrad braucht (oder die Inliner zu klein sind) – gibt’s das dann einfach ohne Anlass? Nee! Oder doch? 

Ja, Winterkinder (und deren Eltern) können einem schon ein bisschen leidtun. Wobei, dieses Jahr scheint es erstmals eine gute Wendung zu geben. Unsere Größte wird elf und wünscht sich ein großes Raclette-Essen mit ihren Freund:innen. Die kleinen Geschwister werden zu Freund:innen ausquartiert, und wir wollen das typische Winteressen richtig zelebrieren. Danach basteln wir Christbaumschmuck und schauen vielleicht noch einen Film. Niemand von uns wird frieren. Zum ersten Mal hört es sich an, als könnte ein Wintergeburtstag auch einfach richtig kuschelig-gemütlich werden.

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