Weimar
Goethe, Schiller und das Bauhaus: Die Thüringer Stadt ist ein Ort, der für Geschichte, Architektur, Weltkultur und Kunst steht. Wir nehmen Sie mit in die ehemalige Residenzstadt, die einen charmanten Mix aus Prunk und Bodenständigkeit anzubieten hat

Einführung
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Sie haben nur zwei Stunden
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Ein Wochenende in Weimar
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Tag eins
Wer Weimar entdecken will, muss gut zu Fuß unterwegs sein. Der erste Tag steht voll und ganz im Zeichen der Weimarer Klassik, zu entdecken mittels eines ausgedehnten Stadtspaziergangs. Wir beginnen auf dem Marktplatz, wo früher die herzogliche Garde exerzierte und es heute immer ein wenig nach Bratwurst riecht. Seit dem Spätmittelalter ist der quadratische Platz zentraler Treffpunkt der Weimarer:innen. Täglich um 10, 12, 15 und 17 Uhr erklingen die Glocken aus Meißner Porzellan im Giebel des Rathauses. Insgesamt 14 Melodien mit Weimar-Bezug haben sie drauf. Erraten Sie, um welche es sich handelt? Hier am Markt befindet sich auch die Touristinformation, wo täglich um 14 Uhr ein geführter Stadtspaziergang beginnt (9 Euro pro Person, Anmeldung hier: weimargmbh.eventris.eu).
Wir wollen aber auf eigene Faust weiterziehen und kommen am Kirms-Krackow-Haus vorbei, benannt nach dem einstigen Besitzerehepaar Franz Kirms und Caroline Krackow, die das Haus zu einem kulturellen Zentrum der Biedermeierzeit ausbauten. In ihrem Salon trafen sich Adelige, Künstler:innen und Damen der Gesellschaft zu intellektuellen Gesprächsrunden, darunter der Schauspieler August Wilhelm Iffland, der Dichter Hans Christian Andersen oder der Komponist Franz Liszt. Diese zumeist als Teerunden abgehaltenen Treffen können bei der Teezeremonie im Rahmen einer Hausführung nachempfunden werden (www.thueringerschloesser.de).
Bevor es weitergeht, erst einmal ein schönes Frühstück: Empfehlenswert ist das Café „Wünsch dir was“ (Kaufstraße 20, Frühstück bis 12 Uhr), bei dem der Name Programm ist und sich jede:r ihr oder sein Frühstück selbst zusammenstellen kann. Wer nur schnell etwas auf die Faust haben mag, sollte mal in der Brotklappe vorbeischauen (Frauenplan 8, Mo–So 8–18 Uhr). Hier gibt es als bewussten Kontrapunkt zu den ubiquitären Selbstbedienungsbäckereien mit ihrer Massenware selbst gemachte Brote und Stullen aus Sauerteig.
Weiter geht es zur Herzogin Anna Amalia Bibliothek. 1691 als „Herzogliche Bibliothek“ von Herzog Wilhelm Ernst im Residenzschloss gegründet, zog sie unter der Regentschaft von Herzogin Anna Amalia 1766 an ihren heutigen Standort (Die Besichtigung des beeindruckenden Rokokosaals ist auf 70 Besucher:innen am Tag limitiert, es empfiehlt sich eine Reservierung weit im Voraus). 1797 betraute Anna Amalia Goethe mit der Leitung der Bibliothek. In den folgenden 35 Jahren bis zu seinem Tod konnte Goethe den Bestand auf fast 80.000 Exemplare verdoppeln. Apropos Goethe: Der hatte nicht nur einen gut dotierten Job in Weimar, sondern bekam aus Dankbarkeit von Herzog Carl August auch noch zwei Häuser geschenkt, die besichtigt werden können: Über das Gartenhaus sagte Goethe selbst: „Übermütig sieht’s nicht aus, hohes Dach und niedres Haus!“ Nach seinem Umzug an den Frauenplan lebte er dann fast 50 Jahre lang im gehobenen Städtermilieu. Die Wohn- und Arbeitsräume sind weitestgehend im Originalzustand erhalten, weil Goethes Enkel den Bestand früh dem Staat Sachsen-Weimar-Eisenach vermachte und hier schon ab 1886 eine Gedenkstätte entstand.
Wir nähern uns langsam wieder dem Marktplatz, nicht ohne noch durch die Schillerstraße zu schlendern, vorbei an Friedrich Schillers Wohnhaus. Er hatte es sich vom Munde abgespart und dann doch nur drei Jahre darin verlebt. Schwer von Krankheit gezeichnet, schrieb er hier wie im Wahn noch „Wilhelm Tell“ und „Die Braut von Messina“, bevor er mit 45 Jahren an einer akuten Lungenentzündung verstarb. Jetzt aber genug von Anna Amalia, Goethe und Schiller. Zeit für etwas Handfestes: Im Restaurant „Scharfe Ecke“ gibt es vielleicht die besten Thüringer Klöße der Stadt, groß wie eine Boxerfaust und mit Rotkohl, Roulade oder Bratenvariationen zu bekommen. Hier reserviert man besser telefonisch vor.
Tag zwei
Der zweite Tag steht ganz im Zeichen des modernen und aktuellen Weimar, und er beginnt im Museum Neues Weimar. In der Ausstellung „Van de Velde, Nietzsche und die Moderne um 1900“ werden, ausgehend von Friedrich Nietzsche als Vordenker, Werke aus Realismus, Impressionismus und Jugendstil gezeigt. Von der Weimarer Malerschule bis zum eleganten Design Henry van de Veldes vermittelt die Ausstellung ein Gespür dafür, dass die Moderne nicht einfach passiert ist, sondern Künstler:innen sie um 1900 als Auftrag begriffen. Das, was uns heute in der Kunst- oder Designsprache als gegeben vorkommt, wurde damals erdacht, irrerweise zu großen Teilen in Weimar. Wer danach noch den Kopf für mehr Input frei hat, kann ins Bauhaus-Museum gehen. Es wurde 2019 im neuen Gebäude wiedereröffnet und widmet sich der frühen Phase des Bauhauses, schließt ideengeschichtlich also wunderbar an die vorausgehende Ausstellung an. Es lohnt sich vor allem auch deshalb, weil es mit der Weimar+-App (als Download im Apple App Store und Google Play Store) tolle Audioführungen und interaktive Elemente für das Bauhaus-Museum Weimar, das Museum Neues Weimar, das Musterhaus Am Horn, das Nietzsche-Archiv und den Park an der Ilm gibt.
Letzteren entdecken wir zu Fuß, aber nicht, ohne vorher noch ein Stückchen Kuchen in der Kuchenmanufaktur Koriat (Steubenstraße 48, www.koriat.de/weimar) abzugreifen. Für viele gilt der Kuchen, den die kleine Manufaktur feilbietet, als bester der Stadt, vor allem die französischen Tartes sind zu empfehlen. Vor dem Laden bilden sich oft Schlangen – lassen Sie sich darauf ein. Der Park an der Ilm, am Rand der Altstadt, ist das vielleicht einzige begehbare Kunstwerk von Goethe. Der Dichter gestaltete den Landschaftspark, in dem auch sein bereits erwähntes Gartenhaus liegt, zusammen mit Herzog Carl August. Mit der Weimar+-App hört man hier die Ilm-Nixe und einige Zeitzeug:innen sprechen.
Und jetzt wird es noch einmal sportlich. Direkt an der Touristinformation am Markt kann man sich ein Fahrrad leihen, mit dem es entlang des Feininger-Radwegs auf die Spuren des Bauhaus-Meisters Lyonel Feininger geht. Der amerikanische Künstler kam 1906 erstmals nach Weimar und mietete sich dort ein Atelier. In den nächsten drei Jahrzehnten unternahm er viele Touren ins Umland und füllte seine Skizzenblöcke mit Kirchen, Brücken, Dorfkernen, die auf der Tour erfahrbar sind. Die 28 Kilometer lange Strecke führt durch Orte wie Niedergrunstedt, Gelmeroda oder Possendorf. Die von Feininger häufig illustrierte Feiningerkirche in Gelmeroda wird von Donnerstag bis Sonntag in Feiningers Farben illuminiert. In Mellingen findet sich eine dem Maler gewidmete Kunstinstallation, der Feiningerturm, der 1999 errichtet wurde und der Malweise des Künstlers nachempfunden wurde. Gläserne Aufsteller informieren über die Feininger-Orte entlang der Strecke. Die meisten Wege sind befestigt, auch für Ungeübte leicht befahrbar, und am Ende landet man wieder in der Altstadt. Und hier gibt es im „36 Pho Co“ (Marktstraße/Kaufstraße) noch ein sehr gegenwärtiges Essen. In einem der vielleicht besten vietnamesischen Restaurants Deutschlands, mit extravaganter Inneneinrichtung, feinem Porzellangeschirr und kunstvoll drapierten Gerichten, gibt es von Sommerrollen über Reisnudeln bis zum Zitrone-Hibiskus-Eistee alles, was die leichte asiatische Küche zu bieten hat.
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FOTOS
Für die Weimar GmbH: Maik Schuck, Thomas Müller, Jens Hauspurg, Candy Welz, Matthias Eckert
Foto Gedenkstätte: Adobe Stock
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