23 Fakten über seine Reise mit der Bahn und den „Royal Train“

König Charles III. wird am Freitag (31.03.2023) von Berlin nach Hamburg mit der Deutschen Bahn reisen. Ein guter Anlass, nicht nur seine Fahrt, sondern auch die Zughistorie der Royal Family zu durchleuchten

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Datum: 28.03.2023
Lesezeit: 4 Minuten
Porträt von König Charles
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Royaler Gast: König Charles III.

Wer die Serie „The Crown“ gesehen hat, wird sich an einige schwelgerische Sequenzen erinnern, in denen die Queen mit dem Zug durch Großbritannien fuhr, dahinter sattgrüne Wiesen, hügelige Landschaften, die britische Postkartenwelt. 

Nicht nur die verstorbene Königin Elizabeth II. war regelmäßige Bahnfahrerin, auch ihr Sohn Charles, großer Fan des nachhaltigen Reisens, hat seit jeher einen eigenen Wagen, der nach Bedarf aus einem Schuppen geholt und an die Lok gehängt wird; insgesamt neun verschiedene Wagen stehen der Royal Family zur Verfügung. Die Queen hatte immer ihren eigenen, Prinz Philip einen anderen. Was es noch über den „Royal Train“ zu erzählen gibt, der seit 2004 von der DB betrieben wird: 

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Royale Premiere: 1842 fuhr der königliche Zug das erste Mal - damals sah er aber, anders als auf dem Bild, eher wie eine Kutsche auf Schienen aus. Die klassische Lok etablierte sich erst im 20. Jahrhundert.

1. Der erste „Royal Train“ ratterte bereits 1842, und zwar auf der Strecke zwischen London und Windsor, damals für Queen Adelaide. Der Zug glich aber eher einer Kutsche auf Schienen. Immerhin: Er hatte ein ausziehbares Polsterbett. 

2. Queen Victoria war die erste, die das royale Bahnreisen als Geste etablierte. Sie interessierte sich sehr für die Innenausstattung, ließ seidenblaue Sofas und Blattgold verbauen.  Edward VII. setzte auf Mahagoni und lud sich auch gern Gäste in den Zug ein. Queen Alexandra ruhte auf einem Plüschbett in Fahrtrichtung. 

3. Im ersten Weltkrieg nutzen George V. und Queen Mary den „Royal Train“, um Krankenhäuser und Firmen im Land zu besuchen. Sie arbeiteten aus der Bahn, die daraufhin mit Telefon ausgestattet wurde.

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Bis hierhin und nicht weiter: 1941 wurde die Badewanne eingebaut und mit einer Linie markiert

4. Der Zug wurde 1941 abermals erneuert und bekam sogar eine Badewanne, in der eine rote Linie eingezeichnet war. Nicht nur, um möglichst wassersparend zu baden, die Linie gab die maximale Fülllinie an, bei der auf der Fahrt nichts rausschwappte.

5. Im National Railway Museum in York lassen sich sechs der alten königlichen Wagen besichtigen. 

6. Bis 1977 gab es verschiedene Hofzüge. 

7. 1977, zum Silberjubiläum der Queen, bekam der „Royal Train“ seine jüngste Überarbeitung. Die Ausstattung ist – entgegen erster Assoziationen – eher funktional, sagt Richard Corser, der für die DB mit der Royal Family im Austausch steht. Maximal neun Wagen stehen der Königsfamilie zur Verfügung, darunter Schlafzimmer, ein Esszimmer, private Salons und ein Arbeitszimmer. Der Zug ist in einem dunklen Bordeaux gestrichen, drinnen finden sich schlichte Polsterstühle, gemusterte Sofas, helle Teppichböden. 

8. Auch das Essen ist eher rustikal: Der Caterer bekommt vorab Anweisungen, ob es irgendwelche Einschränkungen bei der Ernährung gibt, im Zug wird dann frisch und regional, aber simpel gekocht. Vielleicht auch ab und zu Charles’ Lieblingsgericht: überbackene Eier mit Tomaten, Basilikum, Parmesan und Reblochon. 

9. Der „Royal Train“ kann maximal mit 160 km/h fahren, nachts wird das Tempo auf 130 km/h gedrosselt – für einen ruhigeren Schlaf. 

10. Trotz spartanischer Ausstattung: Eine Reise mit dem „Royal Train“, zum Beispiel nach Wales, kann schnell 30.000 Pfund kosten, oder umgerechnet um die 80 Euro pro Meile, etwa aufgrund der Bereitstellung, der Vorbereitung und des Personals. 

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Kein Kingsize-Modell: das Bett von König Charles III. im „Royal Train“

11. Der „Royal Train“ wird eher für längere, teils mehrtägige Reisen genutzt, die Queen hat dann auch an Bord übernachtet. Das, so erklärt Corser, sei sicherer und günstiger gewesen, als auf Reisen ständig ganze Hotels zu buchen. Kurze Distanzen wie zu Weihnachten nach Sandringham fährt die königliche Familie auch mit öffentlichen Zügen. Von sechs bis 20 Fahrten im Jahr ist alles möglich. 

12. Wenn der „Royal Train“ nicht ausgefahren wird, steht er in einer Halle in Wolverton am Grand-Union-Kanal, wo sich ein kleines Team um die Instandhaltung kümmert. 

13. Nach dem Tod der Queen sollte sie ursprünglich auf Schienen von Schloss Balmoral nach London überführt werden, auch, damit die Leute entlang der Strecke Abschied nehmen konnten. Aus Sicherheits- und Kostengründen – es hätten unter anderem an jeder Brücke Polizei bereitstehen und andere Züge gecancelt werden müssen – wurde ihr Leichnam am Ende doch geflogen. 

14. Die Loks, die übrigens eigene Namen tragen, „Queen’s Messenger“ und „Royal Sovereign“, werden mit einem Biodiesel namens HVO betrieben, der aus Pflanzenölen hergestellt wird.

15. Die Lokführer müssen sehr präzise rangieren: Sie sollten die Züge auf 15 Zentimeter genau anhalten können.

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Volle Kraft voraus – mit dem "Royal Train"

16. Wie König Charles III. den Zug nutzen möchte und ob es Modernisierungen geben wird, weiß man bei der DB noch nicht, bis Ende August hat er aber bereits drei Reisen angemeldet.  „Wir sind zuversichtlich, dass der ‚Royal Train‘ weiter betrieben wird“, sagt Richard Corser. Womöglich wird es auch irgendwann WLAN in den Zügen geben, bislang ist dies nicht der Fall.

König Charles ist das richtige Stichwort: Es soll ja nicht nur um den „Royal Train“ gehen, sondern auch um Charles‘ Reise mit der Deutschen Bahn von Berlin Hauptbahnhof nach Hamburg Dammtor.

17. Für die Planung ist unter anderem Christian Miesel zuständig aus dem Team Protokoll Vorstand der DB – ja, ein Protokoll gibt es auch hier. Das Team betreut Veranstaltungen mit dem Vorstandsvorsitzenden sowie den Konzernvorständen und achtet auf die Einhaltung protokollarischer Grundsätze und Rangfolgen. Seit Anfang des Jahres kümmert sich das Team des Vorstandsprotokolls um die Fahrt Charles‘ III. von Berlin nach Hamburg.

18. König Charles III. fährt nämlich mit keinem Sonderzug, sondern einem regulären ICE. Bereits weit im Vorfeld wurden ausreichend Plätze für ihn und seine Delegation reserviert. 

19. Bei der Ankunft am Hauptbahnhof Berlin ist natürlich mit einem großen Andrang an Journalist:innen und Bürger:innen zu rechnen. Damit alles geregelt und sicher abläuft, arbeiten hier alle Hand in Hand. Seitens der DB ist natürlich die DB Sicherheit involviert. 

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Bereits 2019 kam hoher Besuch nach Deutschland: König Charles – damals noch Prinz – mit seiner Frau, der Herzogin Camilla, im Hauptbahnhof Leipzig

20. Vor dem Hauptbahnhof in Berlin werden Flaggen gehisst und am Gleis ein roter Teppich verlegt. 

21. Richard Lutz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn, wird König Charles III. und Queen Consort, also Königsgemahlin Camilla, begrüßen. „Hier ist ein ganz genaues Briefing wichtig“, sagt Miesel. Wann ist die genaue Ankunftszeit? Wo steht der Bahnchef? Wie spricht er seine Gäste an – wen zuerst? Reicht man die Hand?

22. Hier also die richtige Reihenfolge: Erst wird Richard Lutz vom „Equerry“ (oder dem Protokoll des Auswärtigen Amts) vorgestellt, dann verbeugt er sich. Erst wenn das Königspaar das Wort an ihn richtet, spricht er es beim ersten Mal mit „Your Majesty“ oder „Your Majesties“ an, danach reicht ein „Sir“ und „Ma’am“ bei der Ansprache. 

23. Hände schüttelt man nur, wenn sie einem angeboten werden. Danach kann es informell werden.

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