Der Steg ist das Ziel: Spektakuläre Bauten auf der Ostsee

An vielen Orten zwischen Flensburg und Usedom entstehen gerade neue Seebrücken. Sie sollen Sturm und Hochwasser trotzen – und mit schönem Design imponieren. Fünf Neuheiten und wie Sie hinkommen

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Datum: 21.04.2023
Lesezeit: 9 Minuten
Langer Steg führt zu einer hufeisenförmigen Brücke
© Staatliches Amt für Landwirtschaft und Umwelt, Mittleres Mecklenburg, Dezernatsgruppe Küste

Die Luft wird frischer, salziger. Schritt für Schritt kehrt man dem Strandleben den Rücken und nähert sich der Weite des Meeres, auf dem sich in der Ferne die Wellen kräuseln. Seebrücken verströmen einen Zauber, dem sich Strandläufer:innen kaum entziehen können. Hunderte Meter kann man darauf hinaus aufs Wasser schlendern, ohne nasse Füße zu bekommen. Manche sind schlichte Holzkonstruktionen, andere vereinen elegante Pavillons, Meereslounges und Spielplätze auf einem Steg. Und andere nehmen sogar die Form von Fischen an, so wie die Seebrücken in Hohwacht (Flunder) und in Niendorf (Steinbutt). 

Von Ostholstein über die mecklenburgische Küste bis Vorpommern mit den beiden Inseln Rügen und Usedom ragen etwa 40 solcher Stege in die Ostsee. Allein fünf davon stehen auf Usedom, darunter auch die älteste im Seeheilbad Ahlbeck. Ursprünglich dienten sie größeren Schiffen als Anlegestelle für den Verkehr, heute sind sie vor allem attraktive Wahrzeichen vieler Badeorte. Und die liefern sich gerade ein Schaulaufen um die schönsten Sichtachsen an der Ostsee. Zurzeit entstehen neue Konstruktionen in Scharbeutz, Haffkrug, am Timmendorfer Strand und in Prerow auf dem Darß. Koserow auf Usedom hat vor Kurzem eine neue Anlage eingeweiht. 

Ein Blick auf die Entwürfe genügt, um zu sehen, dass die Badeorte mit ihren Neubauten ästhetisch Maßstäbe setzen wollen. So soll die neue Brücke von Haffkrug wie ein Blitz ins Meer stoßen, während sich Prerows Steg wie eine Schlinge auf dem Wasserspiegel ausbreitet. Der neue Mut zur Brücke hat aber auch einen ganz handfesten Grund: Wind und Wellen haben einigen Anlagen über viele Jahre hinweg zugesetzt. Die Brücke von Koserow zum Beispiel konnte nach Zerstörungen durch schwere Stürme nur noch erneuert werden. Andernorts möchte man den Folgen des Klimawandels zuvorkommen. Da der Meeresspiegel aufgrund der Erderwärmung ansteigt, werden die neuen Brücken höher gebaut. Damit die größte Versuchung für Strandläufer:innen eine sturmsichere Zukunft hat. DB MOBIL stellt die schönsten Seebrücken vor.

© SWUP GmbH
Blitzblank: Der Entwurf der neuen Seebrücke in Haffkrug zeigt scharfe Kante

Haffkrug: Zicke zacke 
Mal Backbord, mal Steuerbord: Im Zickzackkurs soll das neue Wahrzeichen von Haffkrug in See stechen. Mit 230 Metern ist die neue Brücke 65 Meter länger als die alte und gliedert sich in mehrere Bereiche. Im ersten Abschnitt entsteht eine Allwettertribüne für Veranstaltungen, von der es über ein Panoramadeck mit Sonnenliegen und Kinderspielplatz in Richtung Doppelspitze geht. Auf der oberen Plattform mit Glasabdeckung hat man einen Rundumblick auf die See, eine Etage tiefer legen Schiffe an und ab. Während Haffkrug auf ein vielseitiges Angebot setzt, soll die 276 Meter lange, spitz zulaufende Brücke im Nachbarort Scharbeutz vor allem als Startrampe für Stand-up-Paddling, Segeln und Tauchausflüge dienen. Beide Brücken sollen im Frühjahr 2024 eröffnet werden.

Nächstgelegener Bahnhof: Haffkrug, von dort 10 Minuten Fußweg. 
 

© schlaich bergermann partner
Und ewig ruft das Meer: Am Timmendorfer Strand schlendert man auf einem Rundweg übers Wasser

Timmendorf: Fanmeile für Flaneur:innen
Im Streben nach der schönsten Seebrücke möchte das mondäne Ostseebad Timmendorfer Strand ein weithin sichtbares Signal aussenden. Geplant ist eine Anlage, die anders als die meisten nicht einfach weit draußen endet. Stattdessen zweigt ein Rundweg auf 427 Metern von der Promenade ab und liegt wie eine Schlinge auf dem Meer. Der Pfad verbindet einen Schiffsanleger, mehrere Aufenthaltsbereiche und Plätze für Veranstaltungen. Die Eröffnung ist für Herbst geplant.

Nächstgelegener Bahnhof: Timmendorfer Strand, von dort 8 Minuten mit dem Bus, Linie 40.

© Staatliches Amt für Landwirtschaft und Umwelt, Mittleres Mecklenburg, Dezernatsgruppe Küste
Lange Leine: Nach Hunderten Metern geradeaus folgt die Brücke von Prerow einer Hufeisenform

Prerow: Länge läuft  
Die Küste von Mecklenburg-Vorpommern zählt 20 Seebrücken zwischen Boltenhagen und Usedom. Die längste Anlage steht bislang in Heringsdorf, doch das soll Ende des Jahres Geschichte sein. In Prerow auf dem Darß laufen die Bauarbeiten für die mit 720 Metern längste Seebrücke im gesamten Ostseeraum. Verbunden mit einem langen Steg ist ein hufeisenförmiger Hafen, an dem ein Seennotrettungskreuzer, 40 Sport- und Fischerboote sowie Fahrgastschiffe anlegen können. Gedacht ist auch an Sonnendecks für Besucher:innen, die bei gutem Wetter bis zur Insel Hiddensee blicken können.

Nächstgelegener Bahnhof: Ribnitz-Damgarten-West oder Barth. Von dort gibt es täglich mehrere Busverbindungen nach Prerow.

Boltenhagen: Wieder freie Sicht  
Um dem Anstieg des Meeresspiegels und Hochwassern entgegenzuwirken, mussten die mit Strandhafer bepflanzten Dünen in Boltenhagen erhöht werden. Damit Besucher:innen weiterhin einen freien Blick aufs Wasser haben, errichtete man eine erhöhte, 2,2 Kilometer lange Promenade. Vor kurzem folgte der letzte Bauabschnitt – die Erhöhung des Vorplatzes, der die Promenade mit der 290 Meter langen Seebrücke verbindet. Von hier fahren Schiffe nach Wismar, Travemünde und zur Insel Poel.

Nächstgelegener Bahnhof: Grevesmühlen, von dort ca. 30 Minuten mit der Buslinie 345.

© Kurverwaltung Koserow / Andreas Dumke
Weit und breit: Die Seebrücke in Koserow endet in einer Plattform, die abends durch LED-Leuchtbänder erstrahlt

Koserow: Großes Kino am Abend 
Ganz nah am Wasser gebaut ist die neue Seebrücke von Usedom rein ästhetisch, denn sie schlängelt sich in wellenförmigen Bögen ins Meer. Die dreiteilige Anlage des Seebads misst 280 Meter in der Länge und schmückt sich am Brückenkopf mit einem Glockenturm auf einer Plattform, die mit treppenförmig angeordneten Sitzen und Liegen genug Platz für den unverstellten Blick ins Weite bieten. Besonders beliebt ist das Sonnenuntergangskino. 

Nächstgelegener Bahnhof: Koserow, von dort ca. 20 Minuten Fußweg oder Weiterfahrt mit Bussen der UBB. 
 

© Felix Gänsicke
Elegant: Die Seebrücke Sellin führt über eine Villa mit Palmengarten hinaus aufs Meer bis zur Tauchgondel

Ins Blaue hinein: Weitere schöne Seebrücken an der Ostsee

Sellin: Abtauchen und staunen
Sie ist mit 394 Metern die längste Anlage auf Rügen. Bereits der Abstieg von der Steilküste zum Steg über die „Himmelsleiter“ ist ein Erlebnis. Auf der Seebrücke Sellin befinden sich eine Villa mit Restaurants und eine Tauchgondel, die wie ein Requisit aus einem Kinofilm aussieht. Mit ihr kann man bis zu vier Meter in die Tiefe sinken und mit etwas Glück Flunder, Aal und Ohrenquallen beobachten.

Nächstgelegener Bahnhof: Großbahnhof Binz, von dort ca. 30 Minuten mit den Bussen 20 und 22. 

Ahlbeck: Filmreife Kulisse 
Die Seebrücke auf Usedom zählt zu den ältesten Bauwerken ihrer Art in Deutschland. 1898 im Gründerzeitstil errichtet, wurde der 280 Meter lange Seesteg 1993 aufwendig erneuert. Das Gebäude erstrahlt heute in Weiß, was Loriot zu verdanken ist. Der Schauspieler hatte 1991 einige Szenen seines Films „Pappa ante Portas“ auf der Seebrücke gedreht. Die hatte damals eine braune Farbe. Loriot ließ das Bauwerk weiß streichen, so, wie er es aus seiner Kindheit in Erinnerung hatte.

Nächstgelegener Bahnhof: Ahlbeck, von dort 14 Minuten zu Fuß.
 

© Tourismus-Service Heiligenhafen / Oliver Franke
Und Action: Die Seebrücke in Heiligenhafen lockt mit einer Badeecke und einem Wasserspielplatz

Heiligenhafen: Trauzeuge 
Der Vorläufer des Zickzackkurses steht auf der Halbinsel Steinwarder. 45 Meter führt die teilweise zweigeschossige Erlebnis-Seebrücke hinaus aufs Meer und ändert dabei zweimal abrupt die Richtung. Unterwegs lädt ein Sonnendeck mit Hängematten zum Entspannen ein, die Anlage bietet neben einer Badeecke auch einen Kinderspielbereich und einen verglasten Abschnitt zum Schutz gegen das Wetter. Wer mag, kann sich auf der Brücke trauen lassen. 

Nächstgelegener Bahnhof: Oldenburg in Holstein, von dort knapp eine Stunde Fahrt mit der Buslinie 570.

Hohwacht: Platt gemacht 
Die 370 Quadratmeter große Brücke in Gestalt eines Plattfischs erinnert an die Vergangenheit des Ortes als Fischerdorf. Die Hohwachter Flunder hängt an einem Stahlpylon und ist Schauplatz für Konzerte, Gottesdienste und Yogakurse. 

Nächstgelegener Bahnhof: Plön, von dort knapp eine Stunde mit der Buslinie 350.

Kellenhusen: Zum Abhängen
Die dritte Brücke seit 1906 wurde 2006 wegen Muschelbefalls abgerissen. 2007 entstand die 305 Meter lange Anlage neu als „Erlebnis-Seebrücke“ mit Hängematten, Wassertreppen und einem Schiffsanleger. Auch Heiraten kann man dort. Besonders schön ist die Brücke jeden Abend nach Einbruch der Dunkelheit, wenn sie bunt beleuchtet wird.

Nächstgelegener Bahnhof: Neustadt in Holstein, von dort ca. 1 Stunde mit dem Bus 550.

© Felix Gänsicke
Der längste Fisch im Wasser: Die Brücke von Niendorf hat den Steinbutt zum Vorbild

Niendorf: Auf’m Butt  
Die 185 Meter lange Brücke wurde in Form eines Steinbutts errichtet: mit Augen, Maul und Flossen. Am besten ist das jedoch von oben zu erkennen. Die Brücke vereint Platz für Drehliegen, ein Freilufttheater, einen Spielbereich und einen hydraulisch absenkbaren Badesteg. Sie befindet sich am Ende der Niendorfer Promenade, die insgesamt zehn Kilometer lang ist.

Nächstgelegener Bahnhof: Timmendorfer Stramnd, von dort ca. 15 Minuten mit der Buslinie 40.

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Es kostet 49 Euro monatlich und ist bundesweit überall im Nah- und Regionalverkehr gültig. Egal ob Sie mit Bus oder Bahn fahren, seit 1. Mai brauchen Sie deutschlandweit nur noch ein Ticket.
Das Deutschland-Ticket ist als monatlich kündbares Abonnement auf bahn.de erhältlich, außerdem unter anderem im DB Navigator und im DB Streckenagent.
Um Ihre Reise mit dem Deutschland-Ticket zu planen, setzen Sie in der Reiseauskunft auf bahn.de den Haken bei „Nur Nahverkehr“. In der App DB Navigator wählen Sie unterhalb der Datums- und Zeitauswahl die Filter-Fläche, dann unter „Optionen“ den Reiter „Verkehrsmittel“, wählen Sie dort den Schieber „Nur Nah-/Regionalverkehr“ aus.

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