Zeitreise ins Mittelalter

Früher diente sie zum Schutz vor Feinden, heute ist die Stadtmauer von Rothenburg ob der Tauber ein spektakuläres Wahrzeichen aus dem Mittelalter – auf ihr lässt sich die gesamte Stadt umrunden, die selbst wie ein einziges Museum erscheint

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Es kommt ein bisschen darauf an, wie gut einem Höhe gefällt. Wer nicht ganz schwindelfrei ist, könnte auf dem Turmweg in Rothenburg ob der Tauber wackelige Knie bekommen. Aber es lohnt sich! Die Stadtmauer aus dem 14. Jahrhundert gilt mit ihren Türmen und den sechs Toren als eine der schönsten in Deutschland. In rund sechs Meter Höhe können Besucher:innen über vier Kilometer lang einmal um die gesamte Altstadt spazieren und dabei auf die Gassen, Fachwerkhäuser und insgesamt 46 Türme der Stadt blicken. Alle paar hundert Meter kommt ein Tor mit Treppenauf- und abgang, so dass die Mauer an vielen Stellen verlassen – oder betreten – werden kann. So auch am Galgentor. Im Mittelalter betraten Kaiser die Stadt durch dieses im Nordosten gelegene Haupttor, seinen Namen erhielt es aber wegen des Galgens auf der „Köpfleinwiese“ außerhalb der Stadt: Delinquent:innen mussten über die Galgengasse und durch dieses Tor zu ihrer Hinrichtungsstätte gehen.

Das Galgentor ist vom Parkplatz direkt an der Mauer in der Straße Würzburger Tor gut zu erreichen. Eine schmale und ausgetretene Steintreppe führt nach oben. Rechts geht es über den mit Holzbalken gesicherten Weg in Richtung Kummereckturm. Mutige lehnen sich an das Geländer, nicht ganz so Mutige halten sich beim Spazieren wohl eher ans Mauerwerk, in dem ehemalige Schießscharten den Blick nach „draußen“ freigeben. Nicht verpassen sollte man einen Besuch der Wolfgangskirche hinter dem Klingenturm. Als Wehrkirche sieht die zwischen 1475 und 1492 errichtete Kirche von außen aus wie eine trutzige Burg, die zwar außerhalb der Stadtmauer liegt, aber mit ihr verbunden ist: Auf ihrem Dachboden liegt ein Wehrgang, im Untergeschoss befinden sich ein Verlies sowie der Zutritt in die Kasematten der Stadt.

Wer nach Rothenburg fährt, erlebt eine Zeitreise ins Mittelalter. Die ganze Stadt mit ihren windschiefen Giebelhäusern, dem Fachwerk, den engen Kopfsteinstraßen, den Türmen und bunten Farben ist ein einziges Museum. An jeder Ecke gibt es etwas zu sehen. Dazu kommt eine Vielzahl an Museen und Sehenswürdigkeiten, darunter das Haus Plönlein am Siebersturm, der Marktplatz, sämtliche Kirchen und Türme sowie das Kriminalmuseum. Hier erfahren Besucher:innen alles über 1000 Jahre Rechtsgeschichte, die Folterinstrumente im Keller sind indes nichts für schwache Nerven. Weit bekannt ist auch Käthe Wohlfahrts Weihnachtsdorf, in dem es zu jeder Jahreszeit aussieht, als käme Santa Claus gleich um die Ecke.

Wie hinkommen:
Mit dem ICE nach Nürnberg oder Würzburg, von dort weiter mit der Regionalbahn.
Aktuelle Informationen finden Sie unter www.bahn.de.

Für wen:
Mittelalterfans, Weihnachtsliebhaber:innen, Romantiker:innen, Historiker:innen, kleine Ritter und Prinzessinnen und alle, die Geschichte lieben.

Gut zu wissen:
An jedem Stadttor befindet sich ein QR-Code, über den Sie Infovideos abrufen können. Auf dem Turmweg informieren Tafeln über die Geschichte der Stadtmauer. In der Touristinfo am Marktplatz erhalten Sie auch eine Broschüre zum Turmweg.

Mitbringen:
Genügend Zeit für Turmweg und Stadt. Am besten zwei Tage einplanen, um alles zu erkunden.

Infos:
rothenburg-tourismus.de

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