Architekt Zumthor baut magisches Monument in Meschernich

Auf einem Feld in der Eifel steht eines der rätselhaft-schönen Bauwerke des Architektur-Weltstars Peter Zumthor, das für viele seiner Fans zur Pilgerstätte geworden ist. Doch auch Ahnungslose beeindruckt das ungewöhnliche Gebäude

Von:
Lesezeit: 3 Minuten
Die Bruder-Klaus-Kapelle
imago images / blickwinkel
Hier pilgern Architekturfans hin, die ihr Vorbild Peter Zumthor teilweise wie einen Guru verehren

Der Schweizer Architekt Peter Zumthor, Pritzker-Preisträger 2009 (das ist der wichtigste Architekturpreis der Welt), ist ein Sturkopf und Eigenbrötler, der nicht viel gebaut, aber dafür stets besondere Orte entworfen hat, die ein globales Echo hervorgerufen haben. Zumthor, der „Mystiker der Architektur“ (New York Times), wird von Architekturfans und auch zahlreichen Kollegen fast wie ein Guru verehrt. Zumthor-Orte sind also nicht einfach Bauten, sondern Pilgerstätten. Einer dieser magischen Zumthor-Orte liegt tatsächlich auf einem alten Pilgerweg in der Eifel, auf einem Feld im Ortsteil Wachendorf, der zu Meschernich gehört: die Bruder-Klaus-Kapelle, benannt nach dem Schweizer Friedensheiligen Nikolaus von Flüe. Bruder Klaus ist der Schutzpatron der Landvolkbewegung und Katholischen Landjugendbewegung, in der wiederum Hermann-Josef Scheidtweiler viele Jahre ehrenamtlich tätig war. Scheidtweiler ist privater Stifter und Bauherr der Kapelle. Auf seinem Land steht sie, auf einem Feld zwischen sanft gewellten Hügeln, dem man sich vom Parkplatz über einem Feldweg nähert. Von außen geht man auf einen fensterlosen, fünfeckigen Block aus beige Stampfbeton zu, der mit winzigen, kreisrunden Öffnungen an einen minimalistischen Burgturm erinnert.

Till - stock.adobe.com
Die Betonhülle der Kapelle wurde knapp vier Wochen lang um einen Kern aus 112 Fichtenstämmen gebaut, danach drei Wochen ausgebrannt.

Den wahren Zauber, die körperlich spürbare Magie des Orts, entfaltet die Kapelle aber erst, wenn man das schmale, schneckenhausartige Innere betritt. Denn die Betonhülle der Kapelle wurde nach alter Handwerkstradition in 24 Tagen um einen Kern aus 112 Fichtenstämmen gebaut, der anschließend, im Herbst 2006, in einem dreiwöchigen Feuer ausgebrannt wurde. Das Ergebnis ist ein Raum mit unvergleichlicher Aura. Der Boden eine dunkle Mischung aus Zinn und Blei, die grauen Betonwände ein Relief aus den Rundungen der Stämme, dazu diffuses Licht, dass durch einen schmalen Schlitz in der offenen Decke kommt, aber gefühlt direkt aus dem Himmel. Eine Stele mit einer Bronzefigur des Bruders Klaus, ein Meditationszeichen (ein Rad), ein paar Kerzen, mehr nicht. Wer hier nicht zum Nachdenken kommt und ganz still wird und andächtig– der wird das nirgendwo auf der Welt.

Wie hinkommen:
Mit der Bahn bis Satzvey (3,7 km entfernt), Mechernich (10 km) oder Euskirchen (11,3 km); nach Mechernich-Wachendorf mit Bus oder Taxi.

Für wen:
Architektur-Freunde, Sinnsucher, Licht-Enthusiasten

Was sollte man noch wissen:
Besuchergruppen nur nach Reservierung und gegen eine Spende an die Stiftung Andachtsstätte Nikolaus von der Flüe.

Infos
www.feldkapelle.de

Schreiben Sie uns!

Der Artikel hat Ihnen gefallen, Sie haben eine Frage an die Autorin/den Autor, Kritik oder eine Idee, worüber wir einmal berichten sollten? Wir freuen uns über Ihre Nachricht.