Das deutsche Stonehenge

Ein Naturdenkmal voller Geheimnisse: Die Externsteine zeigen, wie schön Verwitterung wirken kann

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Externsteine Horn-Bad Meinberg
Jochen Tack / imago images

Ein Werk der Natur? Ein gigantisches Stück Land-Art? Oder doch eine besonders spektakuläre Filmkulisse? Auf den ersten Blick könnten die Externsteine, eine markante, bis zu 47 Meter hohe Felsformation bei Horn-Bad Meinberg, glatt für alles drei durchgehen. Zwar ist das heute als Naturdenkmal geltende Sandstein-Ensemble eindeutig geologischen Ursprungs, doch hat es die Fantasie der Menschen über Jahrhunderte heftig bewegt. Zahlreiche Spuren zeugen von der kultischen Bedeutung: ein Relief mit der Kreuzabnahme Christi aus dem 12. Jahrhundert etwa, mehrere Grotten, ein Sargstein, ein rundes Fenster mit Ausrichtung auf den Sonnenaufgangspunkt zur Sommersonnenwende. Das Ensemble gilt als weltweit einmalig und ist wissenschaftlich bisher nicht eindeutig erklärt. Die Deutungen reichen von der germanischen Kultstätte bis zur vorchristlichen Sternwarte. So wurde die Gruppe der 13 in einer Linie nebeneinanderstehenden Felsen auch schon als das „Stonehenge Deutschlands“ bezeichnet. Klar scheint immerhin die Geologie: Die Norddrift der Afrikanischen Platte hat an dieser Stelle vor rund 70 Millionen Jahren die einst waagerecht liegenden Gesteinsschichten aufgerichtet. Feuchtwarmes Klima sorgte anschließend für intensive Verwitterung, was den Felsen ihre bizarren Formen bescherte. Die Wissenschaft kennt dafür das schöne Wort von der „Wollsackverwitterung“. Das sieht man dem Fels tatsächlich unmittelbar an, und das Resultat inspiriert die Fantasie heutiger Besucher, die an jeder Ecke seltsame Wesen, Gesichter und skurrile Formen im Stein entdecken.

Zur Sommersaison lassen sich zwei der Felsen über gründlich ausgewetzte Steintreppen besteigen. Die erste führt auf ein breites Aussichtsplateau, die zweite Treppe in großer Höhe an ein geschwungenes Brückchen, das über abenteuerliche Abgründe hinweg den Zugang zur angrenzenden dritten Klippe gestattet, dem sogenannten „Turmfels“. Dort befindet sich über einer Art Opferstein das erwähnte Rundfenster zur Sommersonnenwende. Die Aussicht von beiden Plateaus auf bewaldete Hügel des Lipperlands ist spektakulär. Das Naturdenkmal ist äußerst malerisch in die umgebende Waldlandschaft eingebettet. Es liegt zudem an einem kleinen See, in dem sich seine pittoresken Formen herrlich spiegeln: absolut insta-tauglich! Für Wandervögel sind die Externsteine dank Einbindung ins überregionale Wegenetz das perfekte Durchreise-Highlight: Von Norden kommt man über den Hermannsweg, von Süden über den Eggeweg. Letzterer ist Teil des europäischen Fernwanderwegs E1. Und noch einmal gut zehn Kilometer Wanderweg führen rund um die Externsteine selbst.

Wie hinkommen:
Nach Detmold; von dort wochentags mit der Buslinie 782 Richtung Bad Meinberg, bis Haltestelle Horn bzw. Externsteine. In der Sommersaison von Detmold samstags, sonntags, feiertags im Stundentakt mit der Touristiklinie 792.
Aktuelle Informationen finden Sie unter www.bahn.de.

Für wen:
Wanderfreunde und Landschaftsbegeisterte, Geologie- und Geschichtsinteressierte, Naturfreunde aller Art.

Besser nicht:
Zur Winter- oder Sommersonnenwende anreisen. Dann sind die Externsteine belagert von zahllosen Pilgern diverser esoterischer Grüppchen und Vereine.

Mitbringen:
Ein kleines Picknick für die Pause auf den Felsplateaus. Genügend Zeit für kleine Wanderungen auf Rundwegen durch umgebende Wälder – etwa durchs schöne Silberbachtal mit Einkehrmöglichkeit bei der Silbermühle.

Öffnungszeiten für den Aufstieg:
1. April – 30. Juni / 1. September – 31. Oktober tgl. 10 – 18 Uhr
1. Juli – 31. August tgl. 9 – 19 Uhr
1. November – 30. März geschlossen
Bitte ggf. weitere Schließzeiten aufgrund der Pandemiesituation beachten.
Das Gelände selbst und der Parkplatz sind ganzjährig zugänglich.

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Man mag sich drehen und wenden, wie man will, man findet sich wie in einem magischen Kreis gefangen.

Johann Wolfgang von Goethe

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