Auf dem Messegelände geht es zurück in die Zukunft

Über zwanzig Jahre nach der Expo Hannover lohnt sich ein Bummel durch das ehemalige Gelände: Während der „Däne" modern redesignt wurde, soll der „Holländer" zum Wohnprojekt der Uni werden

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Der niederländische Expo-Pavillon in Hannover
imago images/Future Image
Zwischen architektonischem Wahnsinn und einem Geniestreich der Statik – der niederländische Expo-Pavillon in Hannover.

Verblichene Fassaden, kaputte Fenster, demolierte Aufzüge und rissiges Mauerwerk, mit bunten Tags beschmiert-verziert. Von der architektonischen Musterschau niederländischer Landschaften ist heute nur noch ein blasses Abbild übrig. 20 Jahre Witterung und menschliche Vernachlässigung hinterlassen eben Spuren. Warum man so ein Verfallsobjekt besuchen sollte? Der niederländische Pavillon, auch bekannt als „Holländer“, gehört zu den bekanntesten Überlebenden der Hannoverschen Weltausstellung EXPO 2000. Zu seinen Lebzeiten gedieh in dem Gebäude ein Wald mit 42 Eichen und Buchen, ein Gewächshaus und eine Dünenlandschaft. Sogar einen See samt Insel hatte man auf dem Dach eingelassen. Die sieben Ebenen gestapelter Landschaften sind heute nicht mehr auszumachen, aber der – aus der Ferne betrachtet – scheinbar schwebende Riese bleibt ein spannendes Zeugnis architektonischen Wahnsinns. Ein Geniestreich der Statik, die Wasser über Wälder türmte und nebenbei ein Denkgebäude schuf, das einst 18 Millionen Besucher anzog. 

Ein Spaziergang über die „Chicago Lane“ bietet einen guten Blick auf das mittlerweile wiederbelebte Gelände. Pünktlich zum 20-jährigen Jubiläum erhält der Expo-Boulevard endlich sein Glow-up. Mittlerweile sind alle Pavillons verkauft und bereit für die einst prophezeite „sinnvolle Nachnutzung“. Der „Däne“ ist kürzlich und nach aufwendiger Sanierung als nachhaltiger Energie-Plus-Designbau auferstanden, aktuell wird außerdem ein neues Verlagsgebäude errichtet. Zwischen Baustellen spaziert man auf den blauen Klotz eines Möbelhauses zu, die einzige Möglichkeit zur leiblichen Stärkung. Hier trifft man nicht selten Studenten der benachbarten Hochschule. Die „Gärten im Wandel“ setzen ein paar grüne Highlights in das industrielle Bild des Aufschwungs und werden regelmäßig als Ausstellungsstätte des LUMIX-Fotofestivals genutzt. Der Holländer soll übrigens demnächst zum Campus-Wohnprojekt werden – wer also noch mal eine kleine Zeitreise ins Jahr 2000 unternehmen möchte, sollte sich auf den Weg machen.

Wie hinkommen: 
Mit dem ICE nach Hannover, dann mit der Linie 10 zum Endpunkt Messe/Ost.
Aktuelle Informationen unter www.bahn.de

Für wen: 
Architekturliebhaber, Expo-Fans, Fotografen und Design-Studenten. 

Insta-tauglich?
Graffiti-Tags, Scherben und leere Bierdosen – cooler geht es kaum. 

Gut zu wissen: 
Wochentags besser bei IKEA parken, kostenlose Plätze in der Umgebung werden von Studenten und Dozenten beschlagnahmt.

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