So stellten sich Architekten früher die Zukunft vor

Fliegende Autos und Reisen zum Mars: Kaum etwas fasziniert Menschen so sehr wie Zukunftsideen. Im Berliner Hansaviertel machten sich Architekten schon in den 1950er Jahren Gedanken, wie wir bald wohnen würden. Noch heute kann man durch ihre Ideen spazieren und sie mit der Wirklichkeit abgleichen

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Hansaviertel in Berlin
imago images/Jürgen Ritter
Ein Spaziergang durch das, was früher als "die Stadt von Morgen" galt. Das Berliner Hansaviertel ist ein architektonisches Frelichtmuseum

Geschwungene Hochhäuser mit bunten Balkonen, Mehrfamilienbungalows aus Glas, Beton und Aluminium. Sieht so die Stadt von morgen aus? 1957 tat sie das. Berlin war damals noch zu großen Teilen zerstört, ganze Stadtteile lagen in Trümmern. So auch das Hansaviertel nahe der Siegessäule. Mit einem Ideenwettbewerb sollte die Fläche wieder bewohnbar gemacht werden, 53 Architekten aus aller Welt wurden dafür engagiert, darunter weltbekannte wie Walter Gropius, Oscar Niemeyer und Le Corbusier. Insgesamt 35 Gebäude bauten sie im Rahmen der „Interbau 57“, sie alle drückten den „Zukunftswillen“ der Stadt aus, so der damalige Bürgermeister Otto Suhr bei der Eröffnung. Was das hieß, kann man bei einem Spaziergang durch das Viertel gut erkennen: Stahlbeton statt Ziegelstein, alleinstehende Gebäude statt Blockbebauung, viel Glas, Offenheit und Grün. Das Hansaviertel ist ein Freilichtmuseum architektonischer Visionen. 17-stöckige Sozialbauten neben Einfamilienhäusern mit Dachterrasse und Wohnkomplexen, die aussehen wie in einem Ferienresort. Und zwischendurch spazieren Hasen und Igel, manchmal schaut sogar ein Fuchs aus dem anliegenden Tiergarten vorbei. Wo solches Zusammenleben möglich ist, kann man wirklich von der Stadt von morgen sprechen.

Am Rande des Hansaviertels befindet sich das Grips-Theater für Kinder und Jugendliche. Berühmt wurde das Haus durch das Stück „Linie 1“, ein Musical über eine Frau, die in Berlin ihren Freund sucht und dabei in der U-Bahn-Linie 1 auf diverse ungewöhnliche Menschen trifft. Das Stück gilt als eines der erfolgreichsten deutschen Musicals aller Zeiten und wird noch heute im Grips aufgeführt. Östlich des Hansaviertels liegen die Siegessäule mit Aussichtsplattform und das Schloss Bellevue, Amtssitz des Bundespräsidenten. Südlich davon befindet sich der Berliner Zoo und der Große Tiergarten, ein mehr als zwei Quadratkilometer großer Park. Auf jeden Fall einen Schlenker wert: Das Gaslaternenmuseum an der Haltestelle Tiergarten; eine Sammlung von historischen Gaslaternen aus aller Welt, unter freiem Himmel, Eintritt frei.

imago images/imagebroker
Bunte Balkone und geschwungene Bauformen, das galt damals als State of the Art. Würde es einen heute noch anlocken?

Wie hinkommen:
Mit dem ICE nach Berlin. Dann mit der U-Bahn bis zur Haltestelle Hansaplatz oder der S-Bahn bis Tiergarten oder Bellevue. Aktuelle Informationen finden Sie unter www.bahn.de

Für wen:
Architekturliebhaber, Stadtspaziergänger und Menschen, die gerne in die Wohnungen anderer gucken.

Wen treffe ich da:
Architekturstudenten (w/m/d), Füchse, Hasen, Igel.

Mitbringen:
Ein Handy. Damit die Übersichtstafel am Hansaplatz abfotografieren, damit man immer weiß, von wem welches Gebäude stammt.

Infos 
https://hansaviertel.berlin/

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