Auf ganzer Schiene bunt

Im Sommer wird die Deutsche Bahn mit einem eigenen Wagen an fünf Christopher-Street-Day-Paraden teilnehmen. Aber nicht nur damit bekennt sich das Unternehmen zu Vielfalt und Toleranz

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CSD
Picture Alliance/Geisler-Fotopress

Nach zwei Jahren, in denen er vielerorts pandemiebedingt Pause machen musste, wird er in diesem Jahr wieder in vielen großen deutschen Städten mit ausgelassenen Paraden gefeiert: der Christopher Street Day (CSD). Auch die Deutsche Bahn wird im Juli und August in fünf Städten mit einem eigenen Wagen an dieser bunten Demonstration für die Rechte und Gleichstellung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender, Intersexuellen und queeren Menschen teilnehmen. Eine Selbstverständlichkeit für das Unternehmen: „Es ist uns wichtig, klar Haltung zu zeigen und uns für Vielfalt und Toleranz einzusetzen“, so DB-Chef Richard Lutz. „Diese Offenheit für unterschiedliche Lebensentwürfe ist eine entscheidende Stärke der Deutschen Bahn.“

Deutsche Bahn AG/Pierre Adenis
Der „railbow-ICE #Einziganders“ rollt seit 2021 quer durch die Republik und signalisiert die Haltung der Deutschen Bahn zu Diversität und Weltoffenheit. Für DB-Chef Richard Lutz mehr als nur ein Symbol, genau wie die Teilnahme an den CSD-Paraden

Weil dieses Engagement für das Unternehmen also eine Herzensangelegenheit ist, unterstützt die Bahn nicht nur im „Pride“-Monat, wenn die CSD-Paraden stattfinden, eine bunte und offene Gesellschaft. Schon im Juli 2021, als der „railbow ICE #Einziganders“ – ein ICE mit Regenbogen-Branding – den Bahnhof Berlin Gesundbrunnen in Richtung München verließ, setzte das Unternehmen damit ein starkes Signal für gesellschaftliches Miteinander und Akzeptanz. Darüber hinaus sollte der Regenbogen-Zug eine Würdigung des zehnjährigen Bestehens des konzernweiten LGBTIQ*-Mitarbeitenden-Netzwerks „railbow“ sein. Rund 800 ehrenamtliche Mitglieder engagieren sich derzeit in diesem internationalen Netzwerk. „Bei railbow sind alle willkommen. Auch Heterosexuelle, die sich mit der LGBTIQ*-Gruppe solidarisieren möchten“, erklärt der Vorsitzende Norbert Nirschl, der als Bereitstellungsdisponent die ICE in München navigiert. „Je größer das Netzwerk, desto mehr können wir erreichen. Gerade auf den Paraden im Sommer ist es umso schöner, wenn wir in großer Zahl vertreten sind.“

Auch nach mehr als zehn Jahren ist die Arbeit von „railbow“ (der Name leitet sich ab von den englischen Wörtern „rail“ für Schiene und „rainbow“ für Regenbogen) im DB-Konzern enorm wichtig, denn LGBTIQ*-Personen sehen sich noch immer mit vielen Unsicherheiten konfrontiert. Die beginnen nach wie vor nicht selten mit der Frage: Ist ein Outing am Arbeitsplatz überhaupt notwendig? Dafür spreche das Gefühl der Befreiung, das viele in den Mitarbeiter:innen-Gesprächen erleben, so Norbert Nirschl. „Es gibt zum Beispiel keinen typischen ‚Oh-Moment‘ mehr, sobald Mitarbeitende eine:n gleichgeschlechtliche:n Partner:in erwähnen.“

Auch das Aufkommen von Gerüchten und der sogenannte Flurfunk ließen sich durch eine kurze Ansprache vermeiden. Gegen ein Outing am Arbeitsplatz spreche aber nach wie vor die Angst vor blöden Sprüchen und davor, in eine bestimmte Schublade gesteckt zu werden. Manche Schilderungen von Kolleg:innen, die angefeindet werden, irritieren Nirschl besonders.

„Ich verstehe nicht, wie es sein kann, dass es Menschen gibt, die das Wort ‚schwul‘ im Jahr 2022 immer noch als Beleidigung verwenden.“ Sobald Vorfälle an Nirschl oder andere Vertrauenspersonen herangetragen werden, wird in klärenden Gesprächen mit allen Beteiligten eine Lösung gesucht. Für die Outing-Frage bietet die Deutsche Bahn anonyme Plätze in dem Seminar „Soll ich oder soll ich nicht?“ an, um diese sehr persönliche Frage für sich zu klären. Trans-Personen erhalten auf Wunsch eine gesonderte Beratung.

Nur logisch also, dass das railbow-Netzwerk 2019 auch zum ersten Mal mit einem eigenen DB-Truck an den Christopher-Street-Day-Paraden teilnahm. Richard Lutz begleitete als Schirmherr des Vereins den Umzug in Berlin. Und auch als 2020 und 2021 pandemiebedingt die meisten CSD-Paraden abgesagt wurden, verstummte die Deutsche Bahn nicht. Mit der Videobotschaft „Wir fühlen mit Euch – Pride Ride bei der DB“, in der unter anderem ein Schaffner in Rock und High Heels und eine Drag-Queen mit Hündchen auftraten, signalisierte das Unternehmen in Zusammenarbeit mit dem railbow-Netzwerk seine Unterstützung für die LGBTIQ*-Bewegung. Außerdem wurden bundesweit an rund 60 Bahnhöfen und DB-Bürogebäuden Regenbogenflaggen gehisst. Die Pride-Flaggen werden auch in diesem Jahr wieder über den Bahnhofsdächern wehen, und der DB-Truck, der bei den fünf CSD-Paraden mitfahren wird, ist größer, höher und bunter als 2019. Die Feier für Gleichheit und Toleranz kann also losgehen.

Und was ist mit dem Regenbogen-ICE?

Alle, die Lust auf einen persönlichen „Pride Ride“ haben, können unter regenbogen-ice.de die Route des bunten Zuges verfolgen. Er setzt seine Reise nämlich fort, und zwar das ganze Jahr über.

Deutschlandweit Vielfalt feiern

Auf fünf CSD-Paraden setzt die DB mit eigenem Truck ein Zeichen für Toleranz: in Köln (3.7.), München (16.7.), Frankfurt a. M. (16.7), Berlin (23.7.), Hamburg (6.8.). Zusätzlich informiert am 9.7. ein Stand in Pirna übers Queersein bei der Bahn.

Erschienen in DB MOBIL Ausgabe Juli/August 2022

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