Von einem anderen Planeten

Ein Stern kann verglühen, die Gute Laune von Palina Rojinski niemals. Interview mit einer, die auch in schwierigen Zeiten für Wohlgefühl sorgt.

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Palina Rojinski im pinkfarbenen Jacket
Immo Fuchs für DB MOBIL

Rojinski hat etwas Unerschütterliches. Schon vor mehr als zehn Jahren, als Sidekick in der Show „MTV Home“ des heute omnipräsenten Showduos Joko & Klaas, ließ sie jede Quatschaufgabe über sich ergehen. Ob sie sich nun in einer Achterbahn schminken oder ihre Peiniger, also die Moderatoren der Sendung, verprügeln musste: Sie versprühte dabei Gleichmut und gute Laune.

Zum Interview sitzt sie in ihrem Büro auf einem pfirsichfarbenen Bouclésessel und schaut aus dem Fenster auf grüne Bäume. Wie ihr Büro in Gänze aussieht, kann man sich auf Youtube ansehen, denn ein Möbelanbieter hat einen Werbefilm darüber gedreht.

Palina Rojinski moderiert, macht Werbung, ist Schauspielerin, Synchronsprecherin und Podcasterin. Eine Mehrfach-Bindestrich-Persönlichkeit, die nun – natürlich – auch ihre eigene Marke hat: „Astrolinski“ ist eine Sweatshirtlinie mit Tierkreiszeichenmuster, zu der es mit „Folge deinen Sternen“ jetzt auch ein Sachbuch gibt, das Tierkreiszeichen, Mondzeichen und Aszendenten erklärt. Rojinski verkauft das schöne Leben. Wie es ihr in diesen eher schwierigen Zeiten damit ergeht, haben wir Sie im Interview gefragt, das für einige Tage nach den Fotoaufnahmen verabredet ist.

Frau Rojinski, wie sah Ihr Tag bisher aus?

Heute früh hatte ich Yoga und danach Physiotherapie. Da habe ich meinen Rücken und Nacken entzerren lassen, weil ich beim Yoga festgestellt habe, dass ich mich fühle wie ein vernähtes Kleid. Meine linke Rücken- und meine rechte Bauchseite fühlten sich verkürzt an. Dann war ich noch beim Zahnarzt. Und jetzt bin ich hier.

Sie sind eine Person, die das Wellbeing-Programm voll auskostet.

Ich versuche, mich gut um meinen Körper und Geist zu kümmern. Seit meiner Zeit als Leistungssportlerin weiß ich, wie wichtig es ist, beides gut in Schuss zu halten. Und was es heißt, wenn man das nicht tut.

Was empfehlen Sie da?

Ich mag ein ausgewogenes Sportprogramm und Anwendungen wie Massagen. Und schwitzen in Dampfbad oder Sauna ist nicht zu unterschätzen.

Thai-Massage?

Das ist nicht so meins. Das ist mir zu Hauruck. Die ayurvedischen Behandlungen finde ich feiner. Da gibt es so Schönes wie Synchron-Abhyanga, eine Massage von zwei Therapeut:innen, damit sich die rechte und die linke Gehirnhälfte und auch die Körperhälften gleichzeitig entspannen.

Hot Yoga?

In der Theorie voll gut, mich nervt es nur meistens, so lange in einer Asana, also einer Yogaposition, zu bleiben. In New York habe ich an einer richtig tollen Klasse teilgenommen. Es war nicht so heiß, und die Lehrerin hatte einen tollen Vinyasa-Flow samt cooler Playlist.

Immo Fuchs für DB MOBIL

Achtsamkeitsübungen?

Finde ich gut. Manchmal ist man auf Reisen ein wenig mit einem Bein noch in Berlin und mit dem anderen schon in Hamburg. Da hilft es, sich bewusst mit dem Ist-Zustand auseinanderzusetzen.

Osteopathie?

Die kann ich wirklich empfehlen. Eine gute Osteopathin oder ein guter Osteopath kann den Körper auf wunder­same Weise feinjustieren.

Wie sieht’s aus mit den Diensten von Wahrsager:innen?

Die arbeiten meistens mit Tarotkarten, die sind ein wunderbares Instrument, um sein Leben aus einer anderen Perspektive zu sehen. Mir hat es viel gebracht. Man muss nur darauf achten, dass das Medium etwas von seinem Fach versteht und verantwortungsvoll mit den Menschen umgeht. Ich lege selbst auch Tarot. In meinem Podcast zum Beispiel.

Zuckerfrei leben?

Habe ich schon mal ausprobiert. Wobei ich insgesamt auf meine Ernährung achte, mir aber dauerhaft nichts wirklich verbiete. Essensverbote führen bei mir einfach nur dazu, dass ich Heißhunger auf genau das habe, was ich nicht essen wollte. Wie bei meinen glutenfreien Wochen, wo mir das Wasser im Mund bei Pizza, Pasta und Brot zusammenge­laufen ist.

Und gerade jetzt: sich in Nachrichtenabstinenz begeben?

Ich schaue bewusst, wann ich Nachrichten konsumiere, ich lasse mich nicht ständig damit berieseln. Aber es ist mir natürlich wichtig, informiert zu sein.

Meine Stimmungen hängen häufig mit der planetarischen Konstellation zusammen

Palina Rojinski

Vor 13 Jahren hatten Sie Ihren ersten Arbeitstag vor der Kamera bei „MTV Home“, danach wurden Sie schnell bekannt. In dieser Phase, etwa 2010, schreiben Sie in Ihrem Buch, haben Sie zur Astrologie gefunden. Wie kam es dazu?

Wenn man seinen ersten großen Job antritt und in ein anderes Umfeld kommt, beginnt man, anders über sich nachzudenken. Ich wollte mich besser verstehen, genau wie ich auch mein Umfeld besser verstehen wollte. Da bin ich auf die Astrologie gekommen. Mir ist schnell aufgefallen, dass meine Stimmungen und die Themen, mit denen ich mich beschäftige, häufig mit der aktuellen planetarischen Konstellation zusammenhängen.

Inwiefern?

Gerade heute, da wir das Interview führen, haben wir den rückläufigen Merkur. Der Planet Merkur regiert unter anderem unsere Kommunikation, aber auch die Transportwege. Bei der sogenannten Rückläufigkeit haben diese Bereiche so etwas wie Schluckauf. Daher kann es schnell zu Missverständnissen kommen, man verwechselt Uhrzeiten, E-Mails gehen nicht raus, man nimmt den falschen Zug, es herrscht überall Stau, man verpasst die lang ersehnten Termine, und so weiter.

Die Astrologie als eine Art Orientierungshilfe: Sie haben Seminare zum Thema besucht, sie ist ein Hobby geworden.

Eines, das ich lange nicht an die große Glocke gehängt habe. Vor zwölf Jahren hat man noch ein eher negatives Bild von Leuten gehabt, die sich für Astrologie interessierten. Man hat sie angesehen, als würden sie hinter dem Mond leben. (lacht) Irgendwann habe ich entschieden, damit in die Öffentlichkeit zu gehen, weil ich gemerkt habe, wie gut es vielen Menschen tut.

Immo Fuchs für DB MOBIL

Heute boomen Astrologie-Accounts in den sozialen Medien. Es gibt Podcasts zum Thema, Popstars spielen stilistisch mit dem Tierkreiszeichenthema. Besonders bei jungen Menschen sind Horoskope gerade sehr beliebt. Woran liegt das?

In den vergangenen zwei Jahren ist das ein Trend geworden. Das zeigt mir, dass es viele Gleichgesinnte gibt: Menschen, die sich über die Astrologie mit sich beschäftigen wollen. Nicht nur mit ihren guten Seiten, sondern auch mit ihren Schattenseiten.

Corona, Ukraine, Klimawandel – Forscher:innen beobachten, dass das Interesse für esoterische Themen wie Astrologie und Numerologie vermehrt in Krisenzeiten auftritt.

Ja, wir haben gerade eine extreme planetarische Konstellation, die ungefähr Ende 2019 begonnen hat. Unter anderem wirkt die Konstellation Saturn-Uranus-Quadrat noch immer auf uns ein. Es geht darum, alte Normen und Strukturen nicht mehr für selbstverständlich zu nehmen, sondern sie infrage zu stellen und am liebsten zu revolutionieren. Diese Weltveränderungen spüren wir gerade. Womit ich jetzt auf keinen Fall die aktuellen Krisenherde rechtfertigen oder gar erklären will, sondern nur sagen möchte: Auch schwierige Zeiten lassen sich häufig in den planetarischen Konstellationen ablesen.

Ihr Tierkreiszeichen ist Stier. Den beschreiben Sie in Ihrem Buch wie folgt: „Dein Antrieb ist dein Hunger auf Reichtum, Stellung, Liebe, Essen, Schönheit oder andere sinnliche Freuden.“ Trifft das auf Sie zu?

So aus dem Kontext gerissen könnte man das negativ sehen. Man muss dazu wissen: Der Stier wird vom Planeten Venus regiert. Die Venus möchte das Leben schön haben. Dem Stier geht es dabei vor allem um das Absichern seiner Herde, also seiner Familie und Freunde. Er möchte, dass alle genug auf dem Teller haben. Und dass dieser Teller aus unzerbrechlichem Porzellan ist und einen Silberrand hat, ein Edelmetall, das lange wertvoll bleibt. Im Buch war es mir wichtig, die Sternzeichen in ihrer Gänze zu beschreiben und zu erklären. Wenn man also beim Stier nur den ersten Satz liest, denkt man vielleicht: „oh no, wie oberflächlich“. Wenn man aber weiß, was dahintersteckt, kann man das besser nachvollziehen. Deswegen lohnt es sich, nicht nur seine eigenen Zeichen, sondern auch die seiner Nächsten zu lesen.

Verstehe. Aber ist es nicht irre, dass es noch immer schambehaftet ist zu sagen: Einer meiner Antriebe ist Reichtum, also möglichst viel Geld zu verdienen? Wir leben schließlich in einem System, das uns dazu zwingt, genau diesen Antrieb zu haben.

Ich denke nicht, dass man sich schämen muss, wenn Reichtum einer der Antriebe ist, aber es sollte vielleicht nicht der einzige sein.

Ich sehe das Glas halb voll. Und wenn es nicht reicht, kippe ich nach

Palina Rojinski

Wenn man Ihnen zuguckt, entsteht ein Gefühl, das sich aus Ihrer guten Laune, den kräftigen Farben, in denen Sie sich kleiden, Ihrem Wohlwollen und Ihrer Schönheit zusammensetzt. Sie verkaufen „Good Vibes“, richtig?

Ich weiß nicht, ob ich das verkaufen nennen würde, das hat für mich immer auch etwas Unauthentisches. Ich sehe das Glas halb voll, und wenn es nicht reicht, kippe ich nach. Das ist einfach mein Naturell.

Man müsste Palina Rojinski, die in Interviews jahrelang die russische Seele erklärt hat, spätestens jetzt fragen, wie es ihr als Teil der russischen Diaspora mit dem Angriffskrieg auf die Ukraine ergeht, wie sie die Situation erlebt. Rojinski möchte in diesem Rahmen aber lieber keine Fragen zu diesem Thema beantworten.

Immo Fuchs für DB MOBIL

Die Popkultur ist in den vergangenen Jahren politischer geworden. Man befragt Künstler:innen zu kontroversen Themen. Glauben Sie, es sollte wieder mehr Bereiche geben, wo Bedrückendes außen vor bleibt, damit die Menschen sich erholen können?

Ich bin nicht für kategorische Einteilungen. Was zu einem Zeitpunkt passt, passt zu einem anderen Zeitpunkt nicht. Es ist wichtig, sich zu informieren und sich seine Meinung zu bilden. Als Mensch, der in der Öffentlichkeit steht, hat man eine Verantwortung, und ich äußere mich oft zu Themen, die mir am Herzen liegen. Es ist aber auch wichtig, sich nicht nur in Sorgen und Ernsthaftes zu stürzen. Erholung und Pausen sind genauso wichtig, damit man den nötigen Abstand hat, um wieder auf neue Gedanken und Lösungsansätze zu kommen.

Fällt es Ihnen in diesen eher schwierigen Zeiten schwerer, weiterhin Wohlgefühl zu verkaufen?

Gerade in dunklen Stunden ist es wichtig, dem Leben gegenüber positiv gesinnt zu bleiben. Ich finde, man kann sich entscheiden, mit welchem Blick man auf die Dinge schaut. Ich versuche einfach, für mich und andere das Positive zu sehen und zu verstärken. Und wenn ich da jemanden inspirieren kann, freue ich mich. Wie gesagt, verkaufen finde ich in diesem Zusammenhang das falsche Verb.

Was kann man machen, wenn man die positive Seite einer Situation gerade nicht entdecken kann?

Ich nutze gern das Bild des inneren Kindes. Denn oft ist es das Kind, das beunruhigt ist. Die innere Erwachsene kann sich diese Sorgen dann geduldig anhören und dem Kind das Gefühl geben, ernst genommen zu werden. Dann können die beiden verabreden, was das innere Kind braucht, um sich sicherer zu fühlen. Das klingt vielleicht ein bisschen komisch, ist aber eine psychologische Technik, mit der man seine innere Mitte wiederfinden kann. Und wenn dann die Sorgen nicht mehr so groß sind, fällt es auch viel leichter, das Positive und das Learning in einer schwierigen Situation zu erkennen.

Immo Fuchs für DB MOBIL

Vita

Geboren am 21. April 1985 in Leningrad. Floh 1991 mit ihren Eltern aus der Sowjetunion nach Berlin. Zweifache Deutsche Juniorenmeisterin in rhythmischer Sportgymnastik.

Literatur und Geschichte studierte sie – aber nur kurz. Im TV zunächst bei MTV, später bei ZDFneo und ProSieben, trat dort u. a. im viel beachteten Beitrag „Männerwelten“ auf.

DJ Palina Power nennt sie sich, wenn sie auflegt. Als Schauspielerin spielte sie in den Filmen „Traumfrauen“ (2015) und „Nightlife“ (2020) die Hauptrolle. Seit 2019 Podcast „Podkinski“.

Mit ihrer jüngeren Schwester Vivienne gründete sie 2021 die Astrologiemarke Astrolinski, u. a. für Kleidung und Poster. Am 2.11.2022 erscheint ihr Buch „Folge deinen Sternen“ (Knaur Balance, 20 €).

Erschienen in DB MOBIL Ausgabe November 2022

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