„Es gab viele Standpauken in meinem Leben!“

Die DFB-Kapitänin will ihre Fußball-Karriere in Sydney mit dem WM-Titel krönen. Mit DB MOBIL spricht sie über ihr Verhältnis zur Natur, die Rolle ihrer Mutter und den Reiz eines schwarz-gelben Trikots

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Datum: 18.07.2023
Lesezeit: 10 Minuten
Porträt Alexandra Popp, in Herzogenaurach, bei Adidas World of Sports
© Steffie Wunderl
Sydney fest im Blick: Alexandra Popp, Kapitänin der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, beim Interview mit DB MOBIL in Herzogenaurach

Sie ist wahrscheinlich der erste weibliche Fußball-Superstar in Deutschland: Alexandra Popp, Kapitänin und Gesicht der Nationalmannschaft. Mit 32 Jahren, 128 Länderspielen und 62 Toren die erfahrenste Spielerin im Kader. Die bekannteste sowieso, nachdem sie ihr Team im Sommer 2022 mit sechs Toren in fünf Spielen ins Finale der Europameisterschaft führte. Geschockt sahen mehr als 17 Millionen TV-Zuschauer, wie sich Popp vor dem Endspiel im ausverkauften Wembley-Stadion an den linken Oberschenkel fasste – und die folgende Niederlage von der Bank aus verfolgen musste.

Seither: Auszeichnungen, Auftritte, auf der Couch bei „Wetten, dass…“, Magazintitel, „Persönlichkeit des Jahres“ – als erste Frau seit Bestehen dieser Auszeichnung des Fußball-Leitorgans „Kicker“. Sie wird auf der Straße erkannt, bestürmt, mit Lob überhäuft, mit Erwartungen überfrachtet. Am 20. August steigt das Finale der Fußball-WM. Und Popp hat deutlich gemacht, zuletzt hier im Trainingslager in Herzogenaurach, wo DB MOBIL sie trifft: Dieses Finale in Sydney will sie erreichen – und gewinnen.

Im Interviewraum liegen zwei Boxhandschuhe bereit

Auf dem Platz möchte man sie ungern als Gegenspielerin haben. Popp hakt, drängt, lauert, ist laut, nutzt jede Schwäche der Gegnerin. Ein bisschen wie eine Boxerin. Irgendwie passend, dass das Interview mit DB MOBIL in einem Raum stattfindet, den sie hier im Adidas-Hauptquartier „Rope“ getauft haben: Dicke Seile hängen an den Wänden, zwei lederne Boxhandschuhe liegen auf dem Boden. Popp federt herein, offenes Lächeln, sie wirkt alles andere als rauflustig, trägt einen zartrosafarbenen Sweater, schwarze Shorts.

Frau Popp, Sie gelten als tierlieb, erzählen Sie uns von Ihrem letzten Besuch im Zoo!

Schon länger her. Im vergangenen November war ich im Tierpark Essehof. Dort habe ich meine Ausbildung zur Tierpflegerin gemacht, in den ersten Profi-Jahren beim VfL Wolfsburg. Für mich ist das toll, die Leute wiederzutreffen: meinen Ausbilder, meinen Chef. Eine Mitspielerin hat mich begleitet, Lena Lattwein.

Sie ist 23, mit ihr spielen Sie beim VfL und in der Nationalmannschaft zusammen …

Ich wollte ihr zeigen, wo ich gelernt habe und sie in Kontakt zu den Tieren bringen. Dieser Tierpark ist so konstruiert, dass man den Tieren sehr nah kommen kann. Das finde ich charmant. Ich komme runter, kann abschalten und Kraft tanken, wenn ich die Tiere, die ich pflegen durfte, wiedersehen kann.

© Steffie Wunderl
Zwei Sterne zieren das Wappen mit dem Adler auf dem Trainingspulli von Alexandra Popp. Den dritten WM-Titel für Deutschland nach 2003 und 2007 will die DFB-Kapitänin in Australien gewinnen

Was ist Ihr Lieblingstier im Tierpark Essehof?

Ich habe gern mit den Erdmännchen gearbeitet. Und mit den Kapuzineraffen. Dir sind die Affen auf der Schulter rumgesprungen, so einen engen Kontakt erlebst du sonst nicht. Ein schönes Gefühl.

Warum die Erdmännchen?

Erstmal sind sie süß! Außerdem mag ich es, Tiere in Familiengruppen oder großen Verbänden zu beobachten. Wie sie miteinander umgehen. Ich finde, da kann man auch etwas lernen fürs eigene Leben.

Ich finde es faszinierend, dass Erdmännchen eine Art Leibwächter haben

Alexandra Popp

Was denn?

Ich finde es faszinierend, dass sie eine Art Leibwächter haben, der auf die ganze Gruppe aufpasst. Wenn Greifvögel unterwegs sind, dann gibt der einen kurzen Laut, und man sieht alle Erdmännchen in den Bau hüpfen. Die Tiere sind ständig in Kommunikation. Und ich finde Kommunikation, egal ob im Privatleben oder im Fußball, ist fast das höchste Gut. 

Waren die Popps eine Tierpark-Familie?

Jein. Wir haben schon mal Tierparks und Zoos besucht, von denen gibt es ja einige im Ruhrgebiet. Meist aber waren wir in der Natur unterwegs. Mein Papa ist Jäger gewesen, mein Opa auch. Gemeinsam haben wir uns die Rehe, Wildschweine und Füchse angeschaut.

© Michael Löwa/Laif
Alexandra Popp im März 2015, gegen Ende ihrer Ausbildung zur Tierpflegerin in Essehof bei Wolfsburg. Drei Jahre pendelte sie zwischen Tierpark, Training und Triumphen: Meister-Titel, Pokalsiege, Champions League

Eine andere Familientradition ist Fußball, Ihr Vater und Ihr Bruder, der älter ist, spielten im Verein. Was war Ihr erstes Stadionerlebnis?

Das hatte ich mit meiner Mutter, in Dortmund, ich muss fünf oder sechs Jahre alt gewesen sein. Gegen den FC Bayern.

Was erinnern Sie davon?

Ich war in voller Montur. Mit Trikot, Käppi auf, Fahne …

Schwarz-gelb?

Oh ja. Ich bin BVB-Fan! 

© Imago/Sports Press Photo
Gier nach mehr: Im EM-Halbfinale 2022 erzielte Alexandra Popp (Mitte, umringt von Svenja Huth, Giulia Gwinn und Sydney Lohmann) beide Treffer. Nach dem 2:1 gegen Frankreich aber verpasste Popp verletzungsbedingt das Finale

Und Ihre Mutter?

Bayernfan! Aber sie hatte normale Klamotten an. Ich weiß gar nicht mehr, wie das Spiel ausgegangen ist. Aber ich erinnere mich, dass ich völlig geflasht war von allem. Die gelbe Wand! Wie viele Menschen einfach so ein Fußballspiel bejubeln! Das hatte ich zuvor nur im Fernsehen gesehen.

Auch Angst gehabt?

Nein, da war pure Freude, dabei sein zu können.

Schön, dass Sie Ihre Mutter ansprechen. Oft ist in Interviews von Ihrem Bruder die Rede – auch BVB-Fan – und Ihrem Vater …

… Schalker …

… aber kaum von Ihrer Mutter. Welche Rolle spielt sie?

Eine ganz große! Meine Mutter hat mich im Laufe meiner fußballerischen Karriere gefühlt überall hingefahren, als ich noch keinen Führerschein hatte.

Der beste Einfluss Ihrer Mutter auf Sie?

(überlegt lange) Sie war da, wenn es schwierig war. Sie nahm mich in den Arm, aber sagte gleichzeitig: Es ist jetzt schwer, aber es geht weiter, wir sind noch nicht am Ende, du bist noch nicht am Ende. Sie war auch eine derjenigen, die mich dazu überredet hat, weiter Fußball zu spielen.

Nachdem Sie als 14-jähriges Mädchen, altersbedingt nicht mehr in der Jungsmannschaft des FC SW Silschede, Ihres Heimatvereins, spielen durften.

Genau. 

Das war sie?

Es waren mehrere Personen, aber sie war ein Großteil davon. 

© Steffie Wunderl
Alexandra Popp gibt Autogramme am Rande einer Trainingseinheit Anfang Juli 2023 in Herzogenaurach. Als Kind spielte Popp ausschließlich in Jungsmannschaften, Fußballerinnen kannte sie gar nicht. Heute ist die DFB-Kapitänin Vorbild für Tausende fußballbegeisterter Mädchen

Sie haben als Jugendliche dann in der Frauen-Mannschaft des 1. FFC Recklinghausen gespielt, Verbandsliga. Am anderen Ende des Ruhrgebiets …

Mama hat mich eingesammelt, wir sind zum Training gefahren, oft habe ich im Auto Hausaufgaben gemacht und auch etwas gegessen. Manchmal habe ich mich noch am späten Abend daheim hingesetzt und Aufgaben erledigt. Das war extrem anstrengend.

Nach Ihrem Realschulabschluss führte Sie der Weg auf die Gesamtschule Berger Feld in Gelsenkirchen. Daran angebunden ist eine DFB-Eliteschule, die mit der Nachwuchsabteilung des FC Schalke 04 zusammenarbeitet. Zu den Ehemaligen gehören Manuel Neuer, Mesut Özil, Leroy Sané, zeitgleich mit Ihnen war Joel Matip dort. Das Fußballprogramm ist nur für Jungs. Wie haben Sie es eigentlich angestellt, dort aufgenommen zu werden?

Ich war dabei, von Recklinghausen zum FCR Duisburg zu wechseln, in die Bundesliga. Ein Sprung von drei Ligen nach oben. Außerdem wollte ich noch mein Abi machen. Da haben wir zusammen mit meinem Management überlegt: Wie schaffe ich das?

Wer war Ihr Management? 

Es waren zwei Spielerberater. Und einer hatte Kontakte zu Schalke und der Schule Berger Feld. Schalke allerdings war zu Beginn nicht so konform damit.

Schalke hatte keine Frauen- oder Mädchenmannschaft. Sie hätten  also einen Platz belegt, der für den nächsten Leroy Sané hätte sein können …

Könnte man so sagen, ja. Man hat vielleicht auch gedacht, die Jungs haben keinen Mehrwert, wenn ich dabei bin. Es wurde nie so ausgesprochen, aber sie glaubten wohl: Das Niveau werde ich sowieso nicht halten können. Da mussten wir ein bisschen Überzeugungsarbeit leisten.

© ddp
Man sieht sich! Im DFB-Pokalfinale 2009 steuerte die damals 18-jährige Popp (rechts) ein Tor zum Sieg bei. Mit ihr freute sich Inka Grings (links), zweifache Europameisterin – und heute Trainerin der Schweiz bei der WM

Wie? Haben die Verantwortlichen mal ein Spiel von Ihnen gesehen?

Nein. Das hat alles mein Berater gemacht, ich war gar nicht involviert.

Respekt vor dem Berater. Heutzutage würde man Videoclips hinschicken, oder?

Wahrscheinlich. Jedenfalls hat es funktioniert. Natürlich waren die Jungs skeptisch. Als wir aber dann auf dem Platz waren, haben die gesehen, dass ich was auf dem Kasten hatte.

Sie sind bis heute das einzige Mädchen dort gewesen. Sagt das mehr über Sie oder über Berger Feld aus?

Weiß ich nicht (lacht). Müsste man die Schule fragen. Soviel ich weiß, hat die Schule mittlerweile eine Mädchen AG … Aber ich blieb das einzige Mädchen im Schalke-Programm. 

Gibt es Klassen- oder Schultreffen, zu denen Sie gehen?

Nein, ich habe Kontakt zu einem meiner Mitspieler von damals, er spielt heute bei Rot-Weiß Essen. Und eine Weile zu Max Meyer, gerade zur Olympiazeit damals. 

Rio 2016: Meyer holte mit dem Männer-Team Silber. Sie gewannen mit den Frauen Gold.

Genau. 

Sie haben 2021 den Trainerschein gemacht. Wie hat das Ihren Blick aufs Coaching verändert?

Ich kann Entscheidungen meiner Trainer jetzt besser verstehen. Vorher hat man viel hinterfragt: Warum machen die das jetzt so? Das Verständnis, das ich nach der Trainerausbildung habe, kann ich nun in meine Mannschaft tragen. 

Fühlten Sie sich vom DFB in diesen Lehrgang hineingeschubst?

Nein, gar nicht. Es wurde angeboten, und da habe ich nicht lange drüber nachgedacht. Aber natürlich ist uns bewusst, dass wir mehr Frauen in Trainerpositionen haben wollen. Es ist immer noch nicht mein erstes Ziel, nach der Karriere Trainerin zu sein. Aber jetzt weiß ich, dass ich’s könnte. Und ich habe grundsätzlich auch Spaß dran.

© Sofieke van Bilsen/DFB
Alexandra Popp (2. v.l.) im Kreis von Mitspielerinnen beim Lehrgang in Herzogenaurach. Seit der WM 2019 ist sie Kapitänin und hat ihren Führungsstil immer wieder angepasst und verfeinert

Was war die wirkungsvollste Standpauke, die Sie je bekommen haben?

Puuh, schwierig.

Gab‘s keine?

Oh, es gab sehr viele in meinem Leben! Ich weiß noch, dass ich beim FCR Duisburg anfangs auch mal einen drüber bekommen habe, weil ich viel ins Dribbling gegangen bin oder Tricks gemacht und so dauernd den Ball verloren habe. Bis Sonja Fuss fand: So geht’s nicht weiter!

Sie war damals erfahrene Nationalspielerin …

Und sie spielte hinter mir, in der Verteidigung. Sie hat also meine Fehler ausbügeln müssen (lacht). Sonja bot mir eine Wette an: Für jeden Trick oder für jedes unnötige Dribbling, in dem ich den Ball verliere, muss ich 50 Euro bezahlen. Das war viel Geld. Wir haben ja kaum mehr als die Fahrtkosten bekommen.

Sie schlugen aber ein, weil sie dachten: Wann verliere ich schon mal den Ball?

Ja, tatsächlich (lacht). Ich war sehr von mir überzeugt. Aber es wurde schnell teuer. So habe ich gelernt, die richtigen Momente zu erkennen: Wann kann ich dribbeln? Und wann ist es besser, auf den Ball zu treten und abzuspielen?

Schon als Teenagerin eine der Besten

Geboren wird Alexandra Popp am 6. April 1991 in Witten. Sie hat einen älteren Bruder. Vater und Mutter betreiben ein Metzgereigeschäft in Gevelsberg, südliches Ruhrgebiet.

Im örtlichen Verein FC Schwarz-Weiß Silschede spielt Popp in Jungsmannschaften, das ist erlaubt, bis sie 14 ist. Popp muss in die Mädchenmannschaft wechseln, was sie derart nervt, dass sie den Fußball zwischenzeitlich aufgeben will.

Kurz vor ihrem 15. Geburtstag spielt Popp erstmals in der U-15-Mannschaft des DFB. Sie wird mit der U-17 Europameisterin. Und mit der U-20 im eigenen Land Weltmeisterin – sie trifft in jedem Spiel.

Über die Frauenmannschaft des 1. FFC Recklinghausen (Verbandsliga) gelangt Popp 2008 zum Bundesligisten FCR Duisburg. Zugleich wechselt sie auf die Gesamtschule Berger Feld – eine Eliteschule für angehende Bundesligaprofis von Schalke 04. Popp ist das einzige Mädchen dort. 

Nach ihrem Fachabitur wechselt sie 2012 zum deutschen Spitzenverein VfL Wolfsburg. Dort gewinnt sie gleich im ersten Jahr das Triple: Meisterschaft, DFB-Pokal und Champions League.

Verletzungsbedingt verpasst sie die Europameisterschaften 2013 und 2017. Nach einer erneuten Knieverletzung schafft sie es, zur EM 2022 fit zu werden. Als Kapitänin führt sie die DFB-Elf ins Finale – und muss dort gegen Gastgeber England wegen einer Oberschenkelverletzung von der Bank zusehen, wie ihr Team mit 1:2 unterliegt. 

Popp hält ihr Privatleben aus der Öffentlichkeit heraus. Sie hat angedeutet, dass sie nach ihrer aktiven Karriere gern eine Familie gründen möchte. Ein Begleiter taucht aber regelmäßig in Popps Instagram-Account auf: ihr Hund Patch, ein Australian Shepherd.

Zurück zu vollen Stadien. Sie waren beim Weltrekord dabei: Mit dem VfL Wolfsburg spielten Sie im April 2022 im Camp Nou, vor 91.600 Zuschauern, im Champions-League-Halbfinale beim FC Barcelona. Kein Fußballspiel der Frauen hatte je mehr Zuschauende. Doch scheint die Atmosphäre anders als bei Männerspielen zu sein. Wie würden Sie das beschreiben?

Ich würde es als … (überlegt) familiärer beschreiben. Fairer. Es ist wirklich ein Supporten der jeweiligen Mannschaft, das auf einem vernünftigen Niveau stattfindet.

Jule Brand hat im Interview mit „11 Freunde“ erzählt, als sie im Tunnel von Wembley stand, da war sie so nervös, sie hätte heulen können. Sie spielten verletzungsbedingt nicht. Aber ging es Ihnen so ähnlich vor 91.000 im Camp Nou?

Nein, aber das hat vielleicht auch mit der Erfahrung zu tun. Jule ist jung, hat noch nicht so viele Spiele auf so einem Niveau erleben dürfen wie ich. Angefangen mit der Nationalmannschaft 2011, mit der WM im eigenen Land. Außerdem bin ich von Hause aus kein nervöser, aufgeregter Typ. Ich habe eine gewisse Anspannung, die benötige ich auch, aber mehr meist auch nicht.

An dieser Stelle sei das Offensichtliche erwähnt: Frauen- und Männerfußball trennen noch Welten. Die Männer profitieren von enormer Aufmerksamkeit, das schlägt sich nieder in höheren Zuschauerzahlen im Stadion und vor Endgeräten, mehr Sponsoren-, Fanartikel- und TV-Erlösen. Profi-Fußballerinnen werden dramatisch schlechter bezahlt als Männer, für internationale Titel erhalten sie geringere Prämien. 

Fußballerinnen werfen Fragen der Gleichstellung auf

Andererseits boomt der Frauenfußball derzeit wie kaum eine andere Sportart. Vielen erscheint er als der „bessere“ Fußball: taktisch und spielerisch auf hohem Niveau, die Spielerinnen wirken nahbarer, echter, moderner – warum das so ist, haben Fußball-Moderatorin Lena Cassel sowie zuvor schon Nationaltorhüterin Almuth Schult im DB MOBIL-Podcast dargelegt. Viele Fans vertreten zudem die Überzeugung, das Werte wie Toleranz und Diversität im Frauenfußball weit glaubhafter vertreten werden als bei den Männern.

Die Fußballerinnen werfen auch Fragen der Gleichstellung auf. So hat sich beispielsweise Arznei- und Medizinforschung über Jahrhunderte auf Männer bezogen. Zum Nachteil der Frauen, das stellt sich zunehmend auch für die Trainingslehre heraus. Laut mancher Untersuchungen erleiden Profisportlerinnen fünfmal häufiger einen Kreuzbandriss als Profisportler. Derzeit wird erforscht, inwiefern natürliche Hormonschwankungen damit etwas zu tun haben. Überhaupt setzt sich durch, dass im Spitzensport auf den weiblichen Zyklus geachtet wird.
 

Wann haben Sie das erste Mal von zyklusbasiertem Training gehört?

Das ist noch gar nicht lange her. Bei mir im Verein beim VfL Wolfsburg hat das vor etwa zwei Jahren angefangen, mit täglichen Abfragen, ob man seine Tage hat oder nicht.

Stimmen Sie seither Ihr Training darauf ab, wie es Ihnen so geht? 

Ich persönlich nicht. Das macht unser Athletiktrainer, er hat im Auge, in welcher Phase man sich gerade im Zyklus befindet. In manchen Phasen sollte man aufpassen, dann steuert man die Trainingsinhalte. Bei intensiven Spielformen setzt man dann mal aus.

Ich brauche nicht über Gelder und Prämien reden, solange vielerorts der Fußballplatz noch nicht mal professionell ist

Alexandra Popp

Viel wird diskutiert über gleiche Bezahlung für männliche wie weibliche Profis – Schlagwort Equal Pay. Sie sprechen lieber über Equal Play: gleiche Bedingungen. Aber läuft es nicht schon jetzt darauf hinaus, dass wir auch in der Frauen-Bundesliga zunehmend eine Zweiklassengesellschaft haben?

Die ist nur zu verhindern, wenn man die Rahmenbedingungen in der Bundesliga angleicht. Ich brauche nicht über Gelder und Prämien reden, wenn schon der Fußballplatz, worauf ich meinen Beruf ausübe, vielerorts nicht professionell ist. Und da rede ich nur über den Fußballplatz an sich. Hinzu kommen noch Trainer, die medizinische Abteilung und einiges mehr. Das sind alles Dinge, die benötigt werden, um professionell Fußball zu spielen.

Dann läuft es darauf hinaus: Traditionsvereine der Männer investieren in ihre Frauenteams und drängen in die Bundesliga. Wie derzeit der BVB, der aus der Kreisliga schon in die Landesliga aufgerückt ist. In ein paar Jahren könnten Sie erstklassig im BVB-Dress auflaufen …

Das wird wahrscheinlich nicht mehr klappen, ich bin ja schon älter und hatte einige Verletzungen. Ich glaube, das weiß jeder und ich habe das schon mal geäußert: Es wäre schön, einmal das schwarz-gelbe Trikot zu tragen. Aber mein Vertrag beim VfL Wolfsburg läuft noch bis 2025, und der wird auch erstmal erfüllt.

© Steffie Wunderl
DB MOBIL-Redaktionsleiter David Schumacher (rechts) traf Popp auf dem Gelände von Adidas in Herzogenaurach, wo das DFB-Team die WM-Vorbereitung absolvierte. Auf den gelben Klebezetteln hatte Schumacher Fragen notiert – zu viele für knappe 30 Minuten. Übrig blieb zum Beispiel: „Welches ist das schönste Stadion der Welt?“ Schumacher, BVB-Fan wie Popp, hat einen Verdacht, wie die Antwort gelautet hätte.

Im TV und im ICE-Portal: Frauenfußball-WM live

Für die Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August 2023) gilt die deutsche Frauen-Nationalmannschaft als eine der Titelanwärterinnen. Die Erwartungen sind groß nach dem 2. Platz bei der Europameisterschaft in England im vergangenen Sommer. 

Wie die Spielerinnen und das Trainerteam mit dem Trubel und dem gestiegenen Erfolgsdruck, mit Triumphen und Rückschlägen umgegangen sind, beleuchtet die empfehlenswerte Doku „Born for this 2“, abrufbar in der ZDF-Mediathek. Weitere Folgen der Staffel erscheinen nach der WM.

Alle Spiele der deutschen Mannschaft werden entweder in der ARD oder im ZDF live übertragen. Wegen der Zeitverschiebung beginnen die Partien oftmals am Vormittag, manche auch nachts. 

Wenn Sie im ICE sitzen, während ein Match läuft: kein Problem. An Bord aller ICE- sowie ausgewählter Intercity-Züge können Sie alle Spiele der Fußball-WM live im ICE Portal verfolgen. Verbinden Sie sich einfach im Zug mit dem WLAN, geben ICEportal.de in den Browser ein – und steuern Sie den 11FREUNDE-Liveticker an. Darüber hinaus finden Sie aktuelle Fußballnews, eine Turnierübersicht, eine Livetabelle sowie alle vergangenen Spiele zum Nachlesen im ICE Portal.

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