Wieso sind Urlaubsfreundschaften für Kinder so wichtig (und für Eltern auch)?

An dieser Stelle schreiben Lisa Harmann und Katharina Nachtsheim abwechselnd rund ums Unterwegssein mit Kindern (und Mann). Heute fragt sich Katharina, ob das Beste am Urlaub die Menschen sind, denen man dort begegnet

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Juliane Dunkel

In das verrückte Abenteuer namens Elternschaft stolpern die meisten von uns ja doch etwas naiv. Dass wir es normal finden, an Babypopos zu riechen, alle Namen sprechender Zeichentrickhunde auswendig zu lernen und jährlich einen Haufen neuer Kinderschuhe kaufen zu müssen (wieso wachsen Kinderfüße sooo schnell?), hätte wohl niemand von uns so vorhergesehen.

Ein weiterer Punkt, den ich in meinen Vorstellungen vor der Elternschaft völlig romantisiert hatte, war der Urlaub mit Kindern. Eine Freundin von mir sagte neulich, Urlaub sei nur eine Alltagsverlagerung an einen anderen Ort. Meine Kinder sind nun vier, sieben und zehn – und haben in den vergangenen eineinhalb Jahren pandemiebedingt sehr viel Zeit miteinander verbracht. Das war manchmal sehr schön, aber auf Dauer will eine Zehnjährige nicht nonstop mit ihrem siebenjährigen Bruder rumhängen, der sich überwiegend für Fußball, Superhelden und alles, was Lärm macht, interessiert.

Und daher ist es auch bei uns im Urlaub so, dass meine Kinder sich nach einiger Zeit doch sehr nach Gleichaltrigen mit ähnlichen Interessen sehnen. Klar buddelt die Große auch noch mit der Kleinen im Sand, und der Sohn klettert gern mit Papa über die Felsen – aber Gleichaltrige sind einfach spannender und cooler als die eigene Familie. That’s life.

Umso länger unsere Kinder also nur zu dritt abhingen, desto mehr Konflikte gab es. Klassischer Lagerkoller eben. Ich kann’s nur zu gut nachfühlen. Das änderte sich schlagartig, als meine Große ein Mädchen aus Österreich anquatschte und von da an kaum noch gesehen war. Und mein Sohn sich mit einem italienischen Jungen anfreundete – er trug am Strand ein Fußballtrikot, das reichte als Annäherungsgrund. Sie konnten zwar nicht wirklich miteinander reden, aber wer braucht beim Fußballspielen und Schnorcheln schon viele Worte?

Sobald also unsere Großen neue Freunde hatten, entspannte sich der Urlaub sehr. Die Kinder hatten endlich mal Abwechslung von uns allen. Was mich wirklich rührte: Innerhalb weniger Momente waren sie mit den anderen so vertraut, als würden sie sich schon lange kennen. Dabei fiel mir wieder auf, wie gehemmt wir Erwachsenen in so einer Situation oft sind. Kinder sind da viel lässiger und offener, denken sich: Hey, da ist ein anderes Kind, ich brauche jemanden zum Spielen – den spreche ich an. Natürlich fällt das nicht allen gleich leicht, aber wenn sich auch ein schüchternes Kind zu so einem Schritt überwindet, lernt es so viel: dass es sich lohnt, neue Kontakte zu knüpfen. Dass es überall auf der Welt nette Leute gibt. Dass man auch mit Menschen, die ganz anders aufgewachsen sind und leben als man selbst, prima auskommen kann.

Aber nicht nur die Kids waren viel entspannter, sondern auch wir Eltern. Endlich mussten wir mal nicht nonstop Geschwisterstreit schlichten, sondern konnten aufs Meer starren oder in Ruhe Sandburgen mit der Kleinsten bauen. Und wenn die Bande dann doch wieder bei uns auftauchte, lauschten wir einfach dem, was die Großen erlebt hatten, und freuten uns mit ihnen über ihre neuen Erfahrungen.

Es hat schon einen Grund, warum so viele Familien mit anderen Familien in den Urlaub fahren: Kinder brauchen andere Kinder (und nicht nur immer ihre Geschwister). Denn dann hat man die Chance, dass Urlaub für alle mehr wird als nur eine Alltagsverlagerung an einen anderen Ort …

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