Wie behält man am Vorabend einer Reise die Nerven?

An dieser Stelle schreiben Lisa Harmann und Katharina Nachtsheim abwechselnd über das Leben und Unterwegssein mit Kindern (und Mann). Heute befasst sich Katharina mit den turbulenten Stunden vor der Abreise und wie man es schafft, ohne Nervenzusammenbruch in den Urlaub zu starten

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„Maaaaamaaaaa, wo ist Affi? Ich brauche Affi zum Schlafen!“ Meine Fünfjährige steht im Schlafanzug vor mir und ist völlig aufgelöst. „Affi ist schon im Koffer, weil er ja morgen mit uns in den Urlaub fährt“, versuche ich die Lage zu entschärfen. Dabei weiß ich eigentlich, dass dieses Unterfangen aussichtslos ist.

Es war natürlich eine risikobehaftete Idee, Affi schon mal in den Koffer zu packen – denn natürlich kann meine Tochter ohne ihren geliebten Plüschaffen nicht einschlafen. Die Angst hat aber gesiegt, dass wir ihn am nächsten Morgen im Gewusel im Bett vergessen, Affi nicht mitreist und der Urlaub somit von großem Vermissen und nächtlichem Theater geprägt ist. Deshalb habe ich ihn vorsorglich schon mal eingepackt. Ein Fakt, der aus Sicht meiner Tochter absolut nicht nachvollziehbar ist. 

Also finde ich mich kurze Zeit später wieder, wie ich durch Unterhosen, Pullis und Hosen wühle, um dieses Stofftier zu suchen. Mir begegnet alles, was ich eingepackt habe, nur das Objekt der Begierde nicht. Was leider bedeutet, dass ich den Koffer wieder komplett ausleeren muss. Schimpfend, motzend und schweißgebadet – versteht sich. Derweil ruft mein Mann aus dem Wohnzimmer: "Hast du die Pässe irgendwo gesehen? Ich hatte die doch auf den Schreibtisch gelegt …"

Und der Sohn versucht zusätzlich genau in diesem Moment, auszudiskutieren, warum es NICHT übertrieben ist, zwei Fußbälle mitzunehmen. Spätestens da sinkt man als Mutter erschöpft zwischen die nicht fertig gepackten Koffer und wünscht sich, am nächsten Tag in einen Adults-only-Wellnessurlaub zu starten und nicht in die Ferien mit der Familie. 

Reisefieber – so nannte meine Mutter die aufgeregte und angespannte Stimmung kurz vor dem Urlaub. Nur dass niemand schlapp in der Ecke liegt, sondern alle überdreht sind. Die Kinder sind voller Vorfreude und können daher nicht einschlafen. Die Eltern gehen im Kopf tausendmal alles durch, kontrollieren immer wieder Taschen und Rucksäcke, schmieren Brote als Proviant, laden die Tablets mit Hörspielen voll, gehen die Reisepläne durch oder suchen sie. Sind alle Zahnbürsten da? Hast du noch Bargeld? Meinst du, wir brauchen Gummistiefel für die Kinder? Wo sind denn bloß die Aufladegeräte hin? 

Manchmal wirkt die Abreise einer Familie wie die Durchführung eines Staatsbesuches: Alles muss minutiös geplant sein, man darf nichts vergessen, und gegessen werden muss ja auch noch. Doch wenn man sich im Vorfeld einige die Nerven beruhigende Dinge vor Augen führt, stehen die Chancen gut, nicht komplett durchzudrehen.

Meine Tipps, um nicht komplett durchzudrehen:
 

  1. Auf keinen Fall erst einen Tag vorher mit dem Packen anfangen. Sonst ist garantiert das Lieblingsshirt noch in der Wäsche. 
  2. Listen schreiben. Hört sich oldschool an, ist aber echt sinnvoll. Abstreichen, was man eingepackt hat, denn so behält man den Überblick. 
  3. Wenn die Kids am Vorabend zu aufgeregt sind, einfach mal eine halbe Stunde den Fernseher anschalten, damit man in Ruhe das letzte Mal alles checken kann. 
  4. Die Abfahrzeit nicht zu früh legen, sonst bekommt man die halbe Nacht kein Auge zu, weil man Angst hat, zu verschlafen. 
  5. Sich klarmachen: Die Reise geht ja nicht in den tiefsten Dschungel. Wenn man etwas vergessen hat, kann man es zur Not auch vor Ort kaufen. Das nimmt schon mal viel Druck.

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