Wie lässt sich langes Sitzen auf Reisen mit kindlichem Bewegungsdrang vereinen?

An dieser Stelle schreiben Lisa Harmann und Katharina Nachtsheim abwechselnd rund ums Leben und Unterwegssein mit Kindern (und Mann). Heute befasst sich Lisa mit der Frage, wie sich langes Sitzen auf Reisen mit kindlichem Bewegungsdrang vereinen lässt

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Lesezeit: 3 Minuten
Juliane Dunkel

Bei meinem ersten Kind drehte sich die Laune um 180 Grad, als es endlich, endlich laufen lernte und sich somit selbstständig fortbewegen konnte. Aus einem unglücklichen Schreibaby wurde ein Strahlekind mit guter Laune. Stillstand? Passte so gar nicht zu unserem Töchterlein. Sie hasste es, in der Auto-Babyschale festgeschnallt zu sein. Auch hier gab es erst eine Wende, als sie in die Sitzerhöhungen wechselte, geradeaus schauen und mehr von der Welt mitbekommen konnte. Sie brauchte einfach immer Action und wollte möglichst viel erleben.

Bei ihren zwei Brüdern war das anders. Die konnten ganz wunderbar auch mal in der Gegend rumliegen, waren recht „gechillt“ als Babys. Bei ihnen wuchs der Bewegungsdrang erst mit den Jahren und mit dem Können. Je besser sie krabbelten, liefen und später Fahrrad fuhren, desto mehr Bewegung schienen sie auch zu brauchen. Heute, im Teenager-Alter, bin ich froh, wenn sie mal zehn Minuten am Tisch sitzen bleiben, ohne ständig aufzuspringen. Während die Schwester also mittlerweile ihre „Basis chillt“ (ja, so nennt man innere Ruhe in ihrer Sprache), gehen die Jungs bis zu fünfmal die Woche zum Fußballtraining. Nicht, um sich komplett auszupowern, sondern um auf ein halbwegs normales Ruhe-Level zu kommen.

Dieser Bewegungsdrang kann das Reisen hin und wieder anstrengend machen. Wenn wir mit den Kindern die Wahl zwischen Auto und Bahn haben, würden wir uns immer für Letzteres entscheiden. In der Bahn können sie sich freier bewegen, wir können sie durch die Gänge jagen oder zum Bordbistro schicken. Oder sie können einfach die Möglichkeit nutzen, mal kurz aufzustehen und sich die Füße zu vertreten.

Angeschnallt im Auto hingegen schlafen ihnen die Gliedmaßen ein. Sie sind unausgeglichen, es ist zu eng, wir müssen viele Pausen einlegen. Am besten wird der Frust dann noch am Geschwisterkind ausgelassen. Praktisch, schließlich sitzt es direkt daneben. Da hilft dann eben kein „Ich sehe was, was du nicht siehst“ mehr oder der nächste Snack, den ich aus meinem Proviantbeutel zaubere. Manchmal knien sie sich auf die Rückbank, „verfriemelt“ im Gurt – einfach nur, um ihr Sitzfleisch zu entlasten. Zum Sitzen sind unsere Kinder, vor allem die zwei jüngeren, nicht gemacht.

Und wer sich jetzt großartige Tipps à la „Lass sie mit den Fingern zappeln, wenn sie zu lang sitzen müssen“ versprochen hat, die oder den muss ich leider enttäuschen: Ich weiß nämlich bedauernswerterweise selbst nicht, wie sich der Bewegungsdrang unserer Kinder mit langem Sitzen vereinbaren lässt. Außer, sie eben nicht allzu lang sitzen zu lassen und das in die Reiseplanung einzukalkulieren. Viele Pausen sind hilfreich, ordentliches Auspowern im Vorfeld, ein gutes individuelles Unterhaltungsprogramm zu bieten und die Fahrt beispielsweise als „Kinoabend“ zu verkaufen. Am besten noch mit Popcorn dazu. Oder eben einfach mit der Bahn fahren. Und dann: ab durch die Gänge!

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