München WALD BESUCHEN Am 7 Oktober 1970 wurde der Nationalpark Bayerischer Wald gegründet Er umfasst heute 24 2 5 Quadratkilome ter die vor allem mit Bu chen Tannen und Fichten bewachsen sind außerdem Moore Urwaldreste Seen und Berge wie der Große Ra chel und der Lusen siehe Karte ANREISE Den National park Bayerischer Wald er reicht man mit dem Zug über Regensburg Plattling und Passau Als Mitglied der Ko operation Fahrtziel Natur ist der Nationalpark vor Ort gut mit öffentlichen Verkehrs mitteln zu erkunden Die Gästekarte GUTi wird mitt lerweile von 23 Gemeinden im Bayerischen Wald ausge geben Sie erhalten sie in Ih rer Unterkunft und fahren damit kostenlos mit dem ÖPNV Infos unter fahrt ziel natur de AMEROPA TIPP Zwiesel Aparthotel Zwiesel Eine Ü F im Studio inkl GUTi Card ab 32 pro Person Leistung 640990 Bera tung und Buchung bei Ameropa Reisen Tel 06172 109 688 oder auf ameropa de dbmobil BUCHTIPP Alle Fotos dieser Strecke stammen aus dem Buch Wilder Wald von Alexandra von Poschinger 25 Knese beck In Reportagen Port räts und Essays schreibt sie über die Bedeutung des Nationalparks und seine 50 jährige Geschichte B AY E R I S C H E R WA L D Lusen Gr Rachel Neuschönau Plattling Zwiesel C O V E R R A IN E R S IM O N IS K N E SE B E C K V E R L A G A U T O R E N F O T O L IS A H Ö R T E R E R N A T U R S C H U T Z Gewebe des Baums und durchtrennen dabei die Adern die den Baum mit Nährstoffen versorgen Und wäh rend die Käfer ins Leben starten beginnt der Baum zu sterben Zeitweise waren im Nationalpark Bayerischer Wald 827 Hektar Fichtenwald gleichzeitig vom Borkenkäfer befallen eine Fläche größer als 1000 Fußballfelder De Graaf zählt die äußeren Symptome auf Erst werden die Fichtennadeln rotbraun bis sie herabfallen Säge mehl von den Arbeiten des Käfers sammelt sich am Fuße des Baums bis nur noch ein grauer Stamm mit verstümmelten Ästen meterhoch gen Himmel ragt Wenn de Graaf am Stammtisch saß bekam sie Vor würfe zu hören die viele in der Bevölkerung teilten Wie könnt ihr tatenlos zusehen wie der Wald stirbt Die Nationalparkleute hatten nach Ansicht vieler nicht nur den Borkenkäfer zugelassen sondern auch dem räuberischen Luchs die Rückkehr ermöglicht der den Rotwildbestand gefährde Es gab Protestmärsche und banner Reifen wurden aufgeschlitzt Biebelrie ther so sagt er habe Morddrohungen erhalten Im Stern erschien ein Artikel mit der Überschrift Ka puttgeschützt Wie Mumien stünden die Fichten im Wald wo doch Jahrhunderte alles so grün gewesen sei Was hilft es einer Rangerin zu wissen dass der Wald keinen Sanitäter braucht Dass er sich selbst verjüngt wie es in der Fachsprache heißt Ja der Borkenkäfer macht sich über schwache und umgestürzte Bäume her und vermehrt sich Das aber ruft natürliche Feinde auf den Plan den Specht andere Käfer Bakterien Und ein kalter Winter erledigt den Rest Schon nach einem Jahr kann der Borkenkäfer wieder verschwinden Und die Baumleichen die er auf dem Gewissen hat wandeln sich zu nahrhaftem Boden De Graaf konnte jeden Tag bei ihrer Arbeit sehen wie sich Jungpflanzen zwischen Totholz hindurch kämpften Sie markierte die Sämlinge um sie später wiederzufinden Irgendwann entgegnete sie den Grant lern am Stammtisch Wer mir nicht glaubt kommt mit mir in den Wald Manche taten es auch und ich führte sie zu meinen Markierungen Dort zwischen alten toten Baumresten bekamen die Bäumchen genügend Licht und Platz um zu wachsen Das konnte jeder se hen Die Menschen müssen hinein in den Wald um ihn zu verstehen Zuletzt haben Biologen immer besser begriffen was die Ranger im Bayerischen Wald seit Jahrzehnten be obachten wie wichtig Totholz für einen gesunden Wald ist Erst im vergangenen Jahr fand der Vizechef des Nationalparks Jörg Müller einen weiteren Beleg In einer lauen Spätsommernacht entdeckte der For scher den Käfer Peltis Grossa Eine unscheinbare Art die auf urwaldtypische Strukturen mit viel Totholz angewiesen ist Er galt 113 Jahre lang als ausgestorben im Bayerischen Wald Ähnlich ging es der Zitronengel ben Tramete einem Pilz Um sich ansiedeln zu können braucht sie mehrere Hundert Kubikmeter Totholz das es dank des Borkenkäfers zuhauf im Nationalpark gibt Alle drei Jahre wird eine Inventur gemacht dabei wer den junge Bäume gezählt Bis jetzt sind die Forscher mit der Verjüngung zufrieden Die Beispiele zeigen dass der Wald weit mehr ist als eine Ansamm lung von Bäumen Zu ihm gehören der Borken käfer genauso wie Hirsche wuchernde Pilze blühende Buchen oder abgestorbene Rinden Verblüffende Erkenntnis Es gibt gar keine Schädlinge Bis auf den Menschen Es ist nicht der Borkenkäfer der uns zurzeit Sorge bereitet sondern der Klimawandel sagt de Graaf Die April Temperaturen im Bay erischen Wald stiegen in den vergangenen 30 Jahren um vier Grad Celsius Weil es so warm ist blühen die Bäume häufiger und intensiver Diese Vollmast kostet Wasser das rar ist Denn mit der Hitze kommt die Dürre Niederschläge bleiben aus Die Bäume blühen sich zu Tode Unsere Forscher sagen dass es die vom Bor kenkäfer geliebte Fichte im Jahr 2100 viel leicht nicht mehr geben wird sagt de Graaf Was wird an ihrer Stelle wachsen Im National park will man sich an das Credo Natur Natur sein lassen halten De Graaf und ihre Nachfol ger werden wohl beobachten was passiert Und dem Rest der Welt Bericht erstatten Autorin Maria Timtschenko kannte bislang nur Wälder die ordentlich angelegt und aufge räumt waren Im wilden Bayeri schen Wald konnte sie zum ersten Mal sehen wie Urwälder wohl ausgesehen haben als noch kein Mensch Hand anlegte 3 8 d b m o b i l d e 028 Bayerischer Wald indd 38 09 10 20 16 26

Vorschau DB mobil 11-2020 Seite 38
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