7 71 0 2 0 2 1 F O T O S O L IV E R L A N G 2 N E O M IN D Die mobile Gesellschaft ist mehr und mehr auf den ÖPNV angewiesen Wie muss ein Zug gebaut sein um komfortabel möglichst viele Fahr gäste zu befördern Das erprobt die DB mit ausgeklügelten Designstudien AM EIN FACHSTEN WÄRE NUR STEHPLÄTZE ABER DANN WÜRDE NIE MAND MEHR BAHN FAHREN an kennt das Mor gens und abends sind die S Bahnen voller als tagsüber In den Zügen der Zukunft soll es trotzdem nicht mehr eng werden dank flexibler Sitz und Stehlandschaften sowie anderer raffinierter Innovationen mit denen das Platzangebot an das jewei lige Fahrgastaufkommen in Haupt und Nebenverkehrszeiten angepasst werden kann Vor Kurzem hat DB Regio die Nahverkehrstochter der Deutschen Bahn mit dem IdeenzugCity gezeigt wie die S Bahnen von morgen aussehen können mit Sitzplätzen die sich ein und ausfahren oder ineinander schieben lassen und umlaufenden LEDs im und am Zug die Liniennummer und Rich tung sowie Wagen auslastung anzeigen Großflächige LED Fo lien signalisieren wo Platz für Fahrräder Rollstühle und Kinderwagen ist Allerdings In den Bahnhöfen wird der Zug so bald nicht auftauchen er hat nicht einmal Räder Es handelt sich um ein lebensgroßes Modell eines S Bahn Mittelwagens 2017 hatte DB Regio den Ideenzug der ersten Generation vorgestellt Von au ßen ein normaler Doppelstockwagen für den Regionalverkehr innen fantasievoll bestückt mit Schlafkojen Sportecke Kinder und Familienbereich Für die einzelnen Module gab es viel positives Feedback Wie entstand das damalige Modell Projektleiter Philipp Kühn erklärt die Idee Wir haben uns gefragt Wie kann man die bis zu zwei Stunden die Pendler jeden Tag in unseren Zügen verbringen so gestalten dass die Zeit nicht verloren ist Das Ziel eine offene Entwicklungsplattform zu bieten um darüber mit Fahrgästen und Nahver kehrsunternehmen zu diskutieren Der neue IdeenzugCity folgt hingegen einer anderen Logik denn S Bahnen erfüllen andere Aufgaben als Regional züge Die Reisezeiten sind kürzer die Auslastung variiert stark in Stoßzeiten sind die Bahnen oft voller in Nebenver kehrszeiten dagegen häufig fast leer Ein Ausbau der Infrastruktur aber dauert Jahrzehnte und kann daher nicht einziger Lösungsansatz sein Wie also befördert man schon jetzt mehr Menschen von A nach B Am einfachsten wäre es wenn die Züge ausschließlich Stehplätze hät ten aber dann würde wohl niemand Bahn fahren wollen sagt Kühn Es müssen also S Bahn Konzepte her die eine Anpassung über den Tag ermög lichen und einschneidender sind als die für den Regionalverkehr Für den Ideen zugCity wurden daher zwei Modi ent wickelt für hohen Komfort und für größtmögliche Kapazität Ein Beispiel Im Komfortmodus besteht der Universal Train eines der Module aus mehreren Sitzgruppen Zur Stoßzeit schiebt ein unsichtbarer Mechanismus einen Teil der Sitze zu einer Stehstütze in der Mitte der Bahn zusammen der Rest wird an den Seitenwänden eingeklappt Dadurch bie tet der Bereich Platz für bis zu 40 Prozent mehr Reisende Ein anderes Modul Flex Sitze besteht aus zwei Vierersitzgruppen neben dem Einstieg Im Kapazitäts modus verschwindet der Sitz am Gang So entsteht an der Tür ein Trichter durch den der Fahrgaststrom schneller seitlich abfließt und so Gedränge verhindert Neben dem IdeenzugCity hat die DB kürzlich auch für den IdeenzugRegio von 2017 neue Module präsentiert Ein WC mit separatem Urinal Wickeltisch und Waschbecken zum Beispiel um die Hygi eneeinrichtungen im Zug zu verbessern und klappbare Bänke für einen leichte ren Fahrradtransport Gute Ausstattung prima Umso besser wenn der Zug pünktlich und zuverlässig fährt Auch hier setzt der IdeenzugCity an Basis ist eine effizientere Fahrgastlen kung durch Licht und Displays im Innen und Außenbereich des Zuges Hinzu kommen kontaktlose Öffner für die Tü ren und ein breiter Einstieg um den Fahrgastfluss zu optimieren Ob es wirk lich funktioniert wird nun mit Testperso nen live am und im Modell getestet Bis das Gros der Ideen umgesetzt wird wird es dennoch dauern Die Module sind noch nicht serien und schienenreif und auch bisher ohne Zulassung Außer dem entscheiden nicht die Nahverkehrs unternehmen wie ihre Züge aus sehen sondern Bundesländer und Verkehrsver bünde Sie müssen die Features in Aus schreibungen für neue Züge aufnehmen die so erst nach und nach damit ausge stattet werden können Auf dem Weg dahin sind die immobi len Testzüge unverzichtbar Durch Entwürfe auf Papier verändert sich noch nichts im Kopf sagt Kühn Man muss die Konzepte einmal als Modelle aufbau en um die Möglichkeiten realistisch aufzuzeigen Wie sie in der Praxis funk tionieren zeigen bald erste Pilotprojek te Die Innenausstattung neuer S Bah nen in Stuttgart und München ist bereits teilweise vom Ideenzug inspiriert Und die Südostbayernbahn testet 2022 Modu le aus dem Ideenzug Regio So sollen in einem Doppelstockwagen Bürokabinen und neue Entspannungssitze installiert werden Und Kühn ist überzeugt weite re Innovationen umsetzen zu können Die Zeichen stehen auf nachhaltige Mobilität die Chance zu wachsen ist für den ÖPNV so groß wie nie Und deshalb haben wir Entwickler gerade richtig Rückenwind Wer die Ideenzüge virtuell begehen will kann das unter ideenzug event de virtual tour ideenzug hub tun M 072 DB Welt indd 77 07 09 21 08 11

Vorschau DM mobil 2021-10 V2 opt. PDF Seite 77
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