führer Vienna Walls auf im Sommer veranstalten die Stadtkletterer und kletter innen gelegentlich kleine Wett kämpfe Wir fahren mit der U Bahn zur Station Handelskai im 20 Bezirk mit unseren Crashpads auf dem Rücken Die Matten sind etwa so dick wie dünne Schulturnmatten aber viel leichter Sie federn Stürze ab und sind neben den Kletterschuhen und Magnesium gegen feuchte Hände alles was wir brauchen um Wiens Wände zu erkunden Auf un serer Tour lerne ich Orte in der Stadt kennen die ich an einem normalen Wo chenendtrip sicher nicht besucht hätte An den vielen denkmalgeschützten Bau ten in der Innenstadt können wir natür lich nicht hochklettern Statt der typi schen Sehenswürdigkeiten wie Schloss Schönbrunn oder Prater blicken wir an unserem nächsten Stopp am Handelskai auf den Millenniumtower bis 2014 im merhin das höchste Gebäude Österreichs Bevor wir wieder loslegen zeigt mir Marie ihre Route Ein Freund hat ihr einen Weg die Wand hoch gewidmet an dem er sich wochenlang versucht hat Mit Kugelschreiber hat er eine Karte ge malt jeden Stein in der Mauer einge zeichnet und mit dicken Punkten die Griffe und Tritte markiert Wer eine Rou te entdeckt darf sie benennen Er wählte den Namen Magistra Marie ein Ge schenk zu ihrem Uniabschluss Die ist echt schwer sagt Marie dafür ist es mir heute zu warm Stattdessen zeigt sie mir eine einfachere Stelle So schnell wie sie hochhuscht kann ich mir nicht merken wohin ich grei fen und treten muss Damit ich es leichter dass die Reibung der Gummisohle mei ner Kletterschuhe vieles möglich macht wenn das Gummi sauber und trocken ist Das geht schon sagt Marie mit einer Ruhe um die ich sie beneide Wir nähern uns der Reichsbrücke Sie erscheint mir ganz schön hoch und ganz schön wuchtig Ich plappere vor mich hin was ich zur Vorbereitung über die Brücke gelesen habe Wusstest du dass sie mal eingestürzt ist frage ich Marie Natürlich weiß sie das Während wir die Brücke überqueren stellen wir fest dass wir Profiteurinnen des Unglücks in den Siebzigern sind weil man nun an dem ei nen Pfeiler klettern kann Unser Ziel liegt an der Ostseite in der Neuen Donau Hier hat der Fluss kaum Strömung vor allem fahren hier keine Schiffe Wir set zen uns ans Ufer Eine Frau füttert die Schwäne Das ist genial Du schwimmst erst durch 25 Schwäne das Wasser ist eiskalt und dann ab an die Wand hatte Marie mir vor meinem Besuch in Wien am Telefon vorgeschwärmt habe klebt Marie mit gelbem Klebeband Markierungen auf die Natursteinquader Ich klettere los Eigentlich lassen sich viele Stellen richtig gut greifen und gerade auf den Kanten der Fugen stehen meine Füße fest und sicher Aber nach wenigen Zügen bekomme ich Angst Meine Hände fühlen sich schmierig an meine Beine zittrig Bis zum Geländer oben sind es noch etwa fünf Meter Ganz schön hoch Macht nichts muntert mich Marie auf als ich auf halber Strecke abspringe Besser seine Grenzen kennen als abzustürzen Ich bin trotzdem enttäuscht Traue ich mich je am zehn Meter hohen Brücken pfeiler hoch wenn ich hier schon Angst bekomme Froh folge ich Maries Vor schlag die drei Kilometer bis zur Reichs brücke an der Donau entlangzuspazieren Etwas Zeit gewonnen bevor es ernst wird Unterwegs beschimpft uns ein Mann auf dem Fahrrad weil wir mit un seren Crashpads auf dem Rücken den halben Weg einnehmen Marie lacht Der Wiener Charme sagt sie Wir schwimmen ja gleich zum Brü ckenpfeiler beginne ich umständlich über eine meiner vielen Sorgen zu spre chen dann werden unsere Schuhe nass Marie nickt erwartungsvoll Rutscht man dann nicht beim Klettern ab frage ich Schließlich habe ich mal gelernt ICH PRESSE DIE ZEHEN AUF DIE KANTE SETZE DEN FUSS HÖHER ZIEHE MICH HINAUF AUF DIE BRÜSTUNG EIN ERFOLG 5 50 9 2 0 2 1 050 Bouldern indd 55 09 08 21 15 03

Vorschau DB mobil 09-2021 - Neu Seite 55
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