d b m o b i l d e E S S A Y 25 Jahre Lockdown Der Sommer ist da Schluss mit der miesen Stimmung Lange genug haben wir ver zichtet haben auf Zahlen Kurven und Sta tistiken gestarrt das Lebensglück vertagt auf eine Zeit nach Corona Sie scheint nun greifbar nah Doch so recht will keine Euphorie auf kommen Da lauert noch diese andere Menschheitskrise Das Klima Es wird heiß und heißer auf unserem Planeten Hatten wir auf dem Schirm während dieses Virus wütete Es war wie wenn ein Sturm tost und im Wetterbericht heißt es Achtung draußen auf dem Atlantik braut sich der wahre der Jahrhundertorkan zusammen Und wieder so ahnen wir wird es heißen verzichten Leben ändern starren auf Zah len und Statistiken Statt Inzidenz muss jetzt der Treibhausgasausstoß runter Sollte Corona ein Vorgeschmack darauf sein was beim Kampf gegen Erderwär mung droht Oft ist von Zielen in ferner Zukunft die Rede Klimaneutral bis 2045 Das klingt bedrohlich nach Lockdown die nächsten 25 Jahre Lebensglück ade Das magische Dreieck Jetzt mal halblang Ja wir werden unser Leben ändern müssen Aber wer sagt dass diese Veränderung uns Unglück beschert Es gibt einen entscheidenden Unterschied zu Corona Wir müssen nicht zunächst eine Durststrecke überstehen um eines Tages wieder erfüllt zu leben Wir können direkt damit beginnen er füllt zu leben und nebenher die Welt ret ten Denn grün macht glücklich Steile These auf der wir unser diesjäh riges Heftmotto der Grünen Ausgabe gründen Würden wir nicht aufstellen ohne ein paar Expert innen in Sachen Glück zu Rate zu ziehen Gut möglich dass ihnen die ein oder andere Person ge läufig ist Gespräch also mit Stefan Klein Sein Buch Die Glücksformel stand Anfang der Nullerjahre mehr als ein Jahr lang auf den Bestsellerlisten Zu Beginn ein Plädoyer für Veränderung Sich frei machen von Gewohnheiten ist extrem belebend und kann glücklich machen sagt der 55 jährige Wissenschaftsautor Und die Umgebung naturnäher zu ge stalten wirft ebenfalls zuverlässig Glücksrendite ab Klein kennt die For schung und die besagt Der Mensch wird gesünder kreativer entspannter wenn er sich im Grünen aufhält Wir haben einige solcher verblüffend klaren Erkenntnisse in dieser Ausgabe in einer Foto strecke inszeniert ab Seite 28 Aus Abertausenden Seiten Glücksforschung hat Klein immer wieder drei einfache Erkennt nisse gezogen Zu hoher Lebenszufriedenheit tra gen bei häufige Bewe gung gute menschliche Beziehungen Freiheit in der persönlichen Zeiteintei lung bedeutet vor allem selbstbestimmt arbeiten und nicht zu viel Was zur Abwendung der Klimakatast rophe zu tun ist im Großen wie im Klei nen dürfte weithin bekannt sein Auch dank eifriger Mahner innen und Erklärer innen wie Greta Thunberg Lui sa Neubauer Mai Thi Nguyen Kim Clau dia Kemfert und vieler weiterer kluger Menschen Also kurz mal ein paar grüne Alltagsbeispiele durchdeklinieren Rad fahren verschafft Bewegung und erlaubt auf täglichen Strecken eine freiere Zeiteinteilung als wenn man mit dem Auto im Verkehr feststeckt oder einen Parkplatz sucht Wer Rad durch Bahn er setzt kann über noch mehr freie Stunden verfügen Oder Urlaub in der Region ma chen mit Familie oder Freund innen Gut für menschliche Beziehungen man teilt sich die Zeit frei ein und sofern man wan dert Rad fährt schwimmt klettert oder sich sonstwie bewegt hat man das magi sche Glücksdreieck beisammen Völlig ir relevant hingegen das Reiseziel ob nah oder fern exklusiv oder nicht Oder nehmen wir an die Durchgangs straße in Ihrer Nähe wird verkehrsberu higt Weniger Lärm weniger Feinstaub weniger Stress und bessere Gesundheit für Sie die Begrünung sorgt ohnehin für einen Glücksanstieg siehe oben Sie fahren dort sicherer Rad gehen ent spannter zu Fuß Bewegung plaudern dank der Ruhe mehr mit Nachbar innen Beziehungen Sogar Autofahrer innen werden glücklicher wenn der motorisier te Verkehr abnimmt und Radler innen mehr Platz bekommen Weiß man dank Studien aus den Niederlanden und Kopenhagen Das was man für ei nen nachhaltigen Lebensstil hält wirkt sich auch positiv auf die psychische Ge sundheit aus fasst Klein zusammen Gutes wollen Jetzt muss doch einmal kurz von Verzicht die Rede sein Jede r Glücksforscher in würde genau dazu raten und die Bestsel lerautorin Maja Göpel auch siehe Inter view Seite 66 Wer absichtlich geizig ist mit dem was glücklich macht steigert das Glücksempfinden Vielfach belegt Täglich Weihnachten todlangweilig Täglich Fleisch öde schreibt Frank Schätzing in seinem jüngsten Buch in dem er die Klimakrise wie einen seiner Thriller erzählt3 wir porträtieren ihn und weitere Klimaretter innen auf Seite 69 Er fährt fort Überfluss geht nicht zwingend mit Luxus einher der Be griff sagt schlicht dass es von allem auch von al lem Schlechten zu viel gibt Das stumpft ab Wir verlernen uns zu freuen Wer also mittels Verzicht nach Glück strebt tut fast zwingend nebenher das ökologisch Richtige Was einen zudem von der Zwangsvorstellung entlastet jedes Han deln habe sich stets am berüchtigten Fuß abdruck zu bemessen Das stresst Was wenn Klimasünder innen meine CO Einsparung zunichte machen Und ist es nicht ohnehin zu spät das Treibhausgas längst in der Atmosphäre das 1 5 Grad Ziel unerreichbar Wenn ich das schon höre sagt Mi chael Braungart Chemiker Professor in Rotterdam und in Lüneburg den wir ebenfalls auf Seite 69 vorstellen Was sei denn das für ein verzagtes Ziel den CO Ausstoß lediglich zu drosseln Das kom me ihm vor wie in der Kirche Sei gefäl ligst weniger schlecht und tue Buße Dann doch lieber Gutes Positives wol len Wir müssen doch das Ziel haben im Jahr 2100 wieder beim CO Niveau von 1900 zu landen Dem 63 Jährigen schwe 1 Stefan Klein Die Glücksformel oder Wie die guten Ge fühle entstehen S Fischer 12 Sein aktuelles Buch beschließt Klein da mit wie die Menschheit in der Lage ist die Klima krise zu meistern Wie wir die Welt verändern Eine kurze Geschichte des menschlichen Geistes S Fischer 21 2 Maja Göpel Unsere Welt neu denken Ullstein 17 99 3 Frank Schätzing Was wenn wir einfach die Welt retten Handeln in der Klimakrise Kiepenheuer Witsch 20 2 6 024 Lead Essay indd 26 08 06 21 09 27

Vorschau DB mobil 07-2021 Seite 26
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