F O T O B R ID G E T C O L L IN S B R ID G E T LC O L L IN S G M A IL C O M F O T O F R A N K E G E L L E B E N gute Gewohnheiten in unserem Gehirn verankert benötige der Prozess eine so ziale Anbindung Wichtig ist dass Sie jemandem auch davon erzählen oder ihm das Geschriebene zeigen damit es nach haltig wirken kann ICH NEHME EINEN Zettel zur Hand und notiere ein paar Fragen Was war das Schönste in der Krise Was die größte Überraschung Was habe ich gelernt und was möchte ich nicht mehr missen Während ich das aufschreibe merke ich wie normal mir manches erscheint was mir vor dem Corona Beben noch fremd war Vor der Krise plante ich mei ne Wochenenden minutiös und hatte trotzdem oft das Gefühl etwas Wichtiges zu verpassen Jetzt erlebe ich das Weni ger an Ausgeh und Kontaktmöglichkei ten als ein Mehr an persönlicher Freiheit Ich muss nicht zu den ersten Gästen im neu eröffneten Restaurant gehören kann auf den Wettbewerb um Hast du schon gesehen gegessen gemacht leichter verzichten Ich habe gelernt dass es mir ohne den Freizeitstress besser geht We niger shoppen weniger in Läden konsu mieren weniger unterwegs sein weniger Termine kann bitte so bleiben Dafür genieße ich es abends an der Alster spazieren zu gehen habe beobach tet wie weit Magnolien und Kirschen in ihrer Blüte waren ich kenne nun fast je den Rhododendronstrauch in Ufernähe Unterwegs treffe ich Freunde mit denen ich bei aller gebotenen Distanz intensive re Gespräche führe als früher Das sozia le Leben das ist meine schönste Erfah rung muss nicht kompliziert sein Beides das Spazierengehen und dabei Freunde treffen werde ich auf jeden Fall auf meiner Nach Corona Wunschliste vermerken Das Kochen übrigens auch Zu Hause lieferte ich mir virtuelle Küchenschlach ten mit Freunden und mit meinem 19 jährigen Sohn der von Corona in seinen Reiseplänen ausgebremst fast täglich Kaiserschmarren Variationen von Lafer Schuhbeck und anderen Ster neköchen zauberte Ich selbst verwandel te mich Woche für Woche mehr in einen Küchenjongleur der Menüs kochte die einen Tisch mit acht Leuten entzückt hätten Hätte hätte der Tisch mit acht Perso nen blieb natürlich frei dafür entdeckte ich eine Möglichkeit die mir zuvor nie in den Sinn gekommen wäre Ein gemeinsa mes Essen über eine Videokonferenz Plattform bei der Freunde aus Hamburg und Köln einander beim Tafeln zusahen und unterhielten Etwas das ich gern öf ter mit Menschen teilen möchte die in anderen Städten wohnen Ist notiert Ich habe gelernt dass ich meine Fit nessübungen auch ohne Spiegel und den Schweißgeruch anderer Leute zu Hause machen kann Überhaupt zu Hause was hier alles geht Der tägliche Videocall mit den Kollegen zwischendurch mal Ton und Bild ausstellen um die Druckerpa trone zu wechseln oder Wäsche in die Trommel zu stopfen Multitasking in Reinform Wäre im Büro unmöglich Und nachdem wir nun alle die vielen Kanäle der digitalen Kommunikation schätzen gelernt haben sollte Homeoffice viel öf ter in den Alltag übernommen werden Ebenfalls vermerkt Das spart Wege die sonst mit Autos Bussen oder anderen Verkehrsmitteln zurückgelegt werden müssten Und Ver kehr belastet Straßen und Luft und macht Lärm Als Stadtbewohner habe ich die Ruhe während der Krise genossen Wer möchte schon dass es überall wieder so brummt wie vorher Ich fürchte aller dings dass der paradiesische Zustand schon zu Ende ist während ich dies auf schreibe Was also bleibt in Zukunft Für mich die Stadtflucht An einem Tag in der Woche so mein Vorsatz werde ich ei nen Ort in der Natur aufsuchen an dem es sehr ruhig ist Reisen tatsächlich kein so schönes Thema in Zeiten geschlossener Grenzen Während ich von fernen Ländern träum te wurde ich zum Plan Weltmeister stellte eine Reise nach der anderen auf Google Maps zusammen war schon drei mal mit dem Fahrrad in den Alpen was auch virtuell sehr viel Spaß gemacht hat Was ich unbedingt hinüberretten möchte in die neue Zeit ist die lange währende Vorfreude Auch wenn man die Reise vielleicht nie antritt Dating in Zeiten von Corona nichts ist angenehmer als sich vom Sofa aus an zunähern Keine Aperol beziehungswei se Aerosol Dates keine langen Anfahrts wege kein Stress das richtige Lokal zu finden Und obwohl die Videotelefonie das Medium der Stunde war machte ich eine überraschende Wiederentdeckung Ich benutzte mein Smartphone öfter zum Telefonieren und erschloss mir eine Di mension der Nähe die ich unter all den Text Video und Fotonachrichten schon vergessen hatte SO LERNTE ICH auch Lissi besser ken nen Sie ist in Tirol zu Hause ich in Ham burg Anfangs wollten wir uns im Be wegtbild sehen dann gingen wir dazu über zu telefonieren Auf dem Sessel zu sitzen und ihrer Stimme zu lauschen war für mich wie Radiohören oder ein Buch zu lesen Immerzu arbeitete meine Fanta sie die sich ausmalte wie die Kirche wohl aussah deren Glocken gerade läute ten Einmal hörte ich im Hintergrund Trompetenklänge Eine Melodie ertönte die ich schnell erkannte Strangers in the Night Ein beruhigendes Gefühl Auch 1000 Kilometer entfernt traten die Menschen vor die Tür und musizierten Alle sitzen im selben Boot dachte ich das ist die Botschaft die von der Krise ausgehen könnte Stellen wir uns vor wie wir sie bisher bewältigt haben mit Diszi plin Rücksicht und Mitgefühl Wir ha ben uns als soziale Wesen neu entdeckt sagt Wissenschaftlerin Urner So hilfsbe reit hätten sich die Menschen lange nicht mehr gezeigt Und Helfen das sei wis senschaftlich erwiesen mache glücklich Ein schönes Resümee Lasst uns nach Corona alle glücklicher werden Ist notiert Nun mache ich mal eine Pause vom Homeoffice und übergebe den Stift an Sie Halten Sie fest was Sie gern aus der Zeit der Krise bewahren möchten Und bitte unbedingt jemandem davon erzählen Wish you were here Autor Uwe Pütz übte den Pink Floyd Song während der Ausgangsbeschrän kung auf der Gitarre Als er bereit war das Stück vorzutragen war die Phase der Lockerung eingetreten Niemand trat mehr abends zum Musizieren vor die Balkontür Ob sich das Ritual wiederbeleben lässt 3 0 d b m o b i l d e 028 Schreib das auf indd 30 25 06 20 16 08

Vorschau DB mobil 06-2020 Seite 30
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