Ill us tr at io n M at th ia s Se if ar th I llu st ra ti on A ut or A nj e Ja ge r Mischkes Zuggespräche Mischkes Zuggespräche Der Journalist und Autor trifft jeden Monat besondere Menschen auf seinen Reisen Diesmal aussehen Ich spüre dass dieser Satz für ihn sinnvoll ist für mich ist er rätselhaft Er erklärt mir er würde Rinden in verschiedenen Zuständen zeichnen moosig verbrannt Birken und Eichen Kiefern die modern Variationen vergammelter und kaputter Natur Ich baue Filmsets sagt der Mann schließlich und nun geht bei mir großes Bewundern los Die Kunst Landschaften ganze Welten so zu bauen dass sie nicht künstlich wirken hat mir immer imponiert Ob Bühne oder Film am Ende entscheidet das Set wie das Ganze wirkt Es ist eine Kunst Ich sage ihm das aber er winkt ab Er sei bildender Künstler gewesen Gar nicht uner folgreich wie ich später durch Googeln herausfinde Aber die Kunstszene habe ihn genervt Irgendwann wollte ich nur noch bauen und dann habe ich in Babels berg angefangen Er beeindruckt mich weil das nicht nach einem Job klingt den er des Geldes wegen macht sondern weil er es einfach tun muss Er erwähnt ein paar Dinge an denen er gearbeitet hat Fassaden für Baby lon Berlin Räume für den jüngsten Matrix Film die Höhle in Dark Ich habe das Gefühl ich rede mit einem Superstar von dem noch niemand gehört hat Und warum will ich wissen Er blickt nachdenk lich hinaus Ein paar Birken fliegen am Fenster vorbei er guckt als würde sein Gehirn Fotos davon machen damit er genau diesen Hain später zeichnen kann Weil ich so eine bessere Wirklichkeit bauen kann Eine perfekte sagt er spitzt seinen Bleistift an und zeich net einfach weiter D er Mann sitzt mir hochkonzentriert ge genüber und zeichnet den Kopf fast auf der Tischplatte den Rücken ungesund gebeugt Er malt Muster aufs Papier ich kann nicht erkennen was es sein soll Aber ich platze vor Neugier Nun weiß ich dass Menschen in kreativen Phasen ungern gestört werden Nichts verachte ich selbst mehr als wenn ich es nach langem Hadern endlich schaffe mich hinzusetzen alle Ablenkungen des Alltags aus meinem Hirn zu scheuchen und mit dem Schreiben zu beginnen nur um dann unterbrochen zu werden Der Mann zeichnet unaufhörlich guckt nicht mal bei den Zwischenstopps hoch sodass ich meine Frage loswerden könnte Aber dann muss er absetzen Sein Bleistift ist abgebrochen er flüstert ein Mist Das ist meine Chance Ich gebe mir nicht mal Mühe einfühl sam zu sein Viel zu laut und direkt frage ich Was malen Sie da und sofort schäme ich mich dafür Er blickt mich erschrocken an Jetzt kann ich ihm direkt ins Gesicht sehen Bartstoppeln die Haare so frisiert dass sie ihm nie in die Augen fallen er ist schon über 40 Nun bemerke ich auch seine rein funk tionale Kleidung ein Pullover mit Farbspritzern eine Hose die andere höchstens zum Sport tragen Baumrinden sagt er Ich wiederhole es wundere mich frage zurück Warum das denn Er antwortet mit einer Freundlichkeit die mir zeigt dass ich nichts falsch gemacht habe Damit ich verstehe wie Bäume Thilo Mischke Für seine Reportagen ist unser Kolumnist rund 160 Tage im Jahr unterwegs Hier er zählt er von Begegnun gen mit Menschen die ihn nicht los gelassen haben Vor Kurzem ist sein neues Buch mit Reise berichten aus aller Welt erschienen Alles muss raus Notizen vom Rand der Welt Droemer 20 Der Filmset Designer 38 dbmobil de 038 Mischke indd 38 06 05 22 13 14

Vorschau DB mobil 06-2022 Seite 38
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