B li n d er T ex t h ie r B it te F o to M ar in a R o sa W ei gl Das literarische Fundstück E Täglich landen rund 700 ver lorene Dinge bei den Fund stellen der Deutschen Bahn Wir bitten in jeder Ausgabe eine n Schriftsteller in sich eines davon auszusuchen und uns dessen fiktive Geschichte zu erzählen Erst seit zwei Wochen waren wir ein Paar als Frieda unseren Platz am Ende des Bahn steigs zum Ort der Wahrheit erklärte und verlangte dass wir uns dort Dinge erzähl ten von denen wir nie gesprochen hatten Dinge die wir in uns verschließen auch vor uns selbst vielleicht sagte Frieda Natür lich fiel mir das nicht leicht Aber ich ließ mich darauf ein vor allem weil ich Frieda nicht enttäuschen wollte und vielleicht auch um ihr zu beweisen dass es das gab ein geheimes Leben Frieda hörte mir zu mit gesenktem Kopf ab und zu sah sie mich an ihre Augen glänzten und sie unterbrach mich nie Wir fanden heraus dass es erre gend war nach einer solchen Geschichte zu küssen was zur Folge hatte dass das Erzäh len selbst erregend war erzählen und küs sen gehörten zusammen jedenfalls so lange wir dort saßen am Ende des Bahnsteigs am Ort der Wahrheit Du hast nie etwas Schlechtes über deine Eltern erzählt sagte Frieda die selbst bei nah ausschließlich über ihre schwache Mut ter und ihren verschwundenen Vater sprach wobei ihre Mutter in unterschiedlichstem Licht erscheinen konnte und ihr Vater er war Kubaner immer eine Art düsterer Held war dazu bestimmt in den Kampf zu ziehen und die Welt zu retten Also erzählte ich Frieda die Geschichte von Ted die tatsäch lich zu denen gehörte die ich niemals hatte erzählen wollen Seit meiner Schuleinführung besaß ich einen kleinen goldgelben Teddybären ein Geschenk meiner Eltern Er schaute oben aus meiner Zuckertüte heraus die rund um seinen Hals fest zugeschnürt war so straff dass man sich fragen musste ob er genug Luft bekam Es war die Luft des 1 Septem ber 1969 und natürlich kamen nur Kinder im Alter von sechs Jahren darauf sich sol che Dinge zu fragen Ich nannte ihn Ted oder mein Vater hat te ihn so genannt jedenfalls war das von Anfang an sein Name In den nächsten Jah ren wurde Ted mein bester Freund und Ge fährte Nachts unter der Decke von Angst schweiß durchnässt stand er mir bei er Das literarische Fundstück Folge 28 der FBI Teddy von Lutz Seiler dbmobil de68 068 Literarisches Fundstueck indd 68 08 02 22 11 03

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