„Nothing to do“-Liste

Ruhige Bergkämme, einsame Inseln, entschleunigte Städte: Wir sagen Ihnen, wo Sie richtig abschalten können – mit unseren schönsten Reisezielen für die „Nothing to do“-Liste.

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Foto: Getty Images / Westend61

Wenn Eindrücke monsunartig auf die innere Mattscheibe prasseln und das kleine blaue Briefsymbol auf dem Handydisplay unter einer rasant wachsenden roten Ziffer in die Knie geht, ist es Zeit für: Detox – real oder digital. Detox ist mittlerweile mehr als ein Trendwort. Zuletzt fand Autor Adrian Pickshaus für DB MOBIL beim Besuch einer alpinen Entgiftungsklinik heraus, dass er künftig häufiger die Pause-Taste drücken will. Pickshaus’ Erfahrungsbericht lesen Sie in unserer Januarausgabe. Inspiration für Ihre ganz persönliche „Nothing to do“-Liste bekommen Sie hier.

Kloster-Auszeit in der Eifel: Maria Laach

Majestätisch ragen die sechs Türme aus dem grünen Laub des Laacher Tals empor: Die Klosterabtei Maria Laach ruht zwischen dichten Buchenwäldern, bestellten Feldern und dem kristallklaren Laacher See. Vor Jahrtausenden grub ein Vulkanausbruch die rheinland-pfälzische Eifel, in der Tal und Kloster liegen, in die Landschaft, die heute ein begehrtes Wanderziel ist. Schon seit dem elften Jahrhundert beleben Benediktinermönche die Klosterabtei, beten in der romantischen Basilika, pflegen die Klostergärtnerei, betreuen die holzvertäfelte Bibliothek (eine der größten Privatbibliotheken des Landes) und heißen in alter Benediktinertradition Besucher:innen herzlich willkommen – auch über Nacht. Ein himmlischer Ruhepol mit einem durch gemeinsame Mahlzeiten strukturierten Tagesablauf inmitten eines kleinen Naturwunders.

Foto: Imago Images / Westend61

Licht aus, Sterne gucken! Gülpe ist einer der dunkelsten Orte Deutschlands

„Je dunkler die Nacht, je heller leuchtet uns der kleinste Stern.“ Was für das ganze Leben gilt, ist im brandenburgischen Gülpe erst recht kein Geheimnis. In dem Ort, 90 Kilometer westlich von Berlin, ist die Lichtverschmutzung – in Metropolregionen verursacht durch ein künstliches Lichtermeer, das den Nachthimmel erhellt – besonders gering. Kein Wunder, denn Gülpe zählt gerade mal 160 Einwohner:innen. Die Region, der Naturpark Westhavelland, ist dünn besiedelt. Professionelle und privat faszinierte Sternengucker:innen pilgern deshalb gen Gülpe, um hier die Milchstraße mit bloßem Auge bestaunen zu können. Manchmal sind hier sogar schwache Polarlichter zu sehen. Wer sich nach mehr Ruhe sehnt, kommt am besten um den 12. August: In der Perseiden-Nacht fallen stündlich bis zu 100 Sternschnuppen über dem Dorf nieder. Da ist sicher ein Wunsch für Sie dabei – etwa nach einem selbst antwortenden E-Mail-Postfach. Mehr über den Sternenpark Westhavelland unter: www.sternenpark-westhavelland.de

Tiefenentspannt: Hersbruck kennt keine Hektik

Das vermeintliche Modewort „Entschleunigung“: In Hersbruck ist es Realität. Der mittelfränkische Ort ist die erste deutsche „Cittàslow“, eine entschleunigte Stadt. „Cittàslow“ ist eine Bewegung von Kleinstädten, die modern, aber nachhaltig, weltoffen, aber kulturell verwurzelt sind. Kurz: das städtebauliche Pendant zum Slow Food. Dabei ist die „Slow City“ Hersbruck nicht im müden Einerlei verhaftet. Im Gegenteil: Die mittelalterliche Kulisse mit ihrem restaurierten Fachwerk ist bewohnt und floriert, lokales Handwerk und regionale Backkunst sind heiß begehrt. In der historischen Fußgängerzone machen Ruheinseln Begegnungen möglich, Busse bringen Besucher:innen ins nahe gelegene Naturschutzgebiet, in die Heiltherme oder an die Halfpipe: Hersbruck verfügt über eine lebendige Skater-Szene. Eine Stadt, die entschleunigt – und inspiriert.

Foto: dddp Images / Norbert Probst

Das Frankenland ist neben gutem Bier für seinen Brotsalat bekannt! Oberfranke und Spitzenkoch Alexander Herrmann hat ihn für uns reisefertig zubereitet – das Rezept finden Sie hier

Freischwimmen zwischen Almhütten: Der Lürzerhof

Elegant geschwungen schmiegt sich die Hotelanlage in das sattgrüne Tal, im Winter versinkt sie im Alpenschnee. Zu jeder Jahreszeit heißt der österreichische Lürzerhof Erholungswillige willkommen, die sich hier, 1.000 Meter über dem Meer, freischwimmen können. Das Hotelgelände lockt mit einer ganzjährig betriebenen Wasserlandschaft, Dampfbädern, einer Kräutersauna und vielem mehr. Wer es verspielt mag, schwingt per Schaukel in den Infinitypool, auf Träumer:innen wartet ein Kino mit heilsamer Infrarotwärme. Das familiengeführte Hotel liegt im Salzburger Land, die nächsten Berggipfel sind bis zu 2.500 Meter hoch und laden dazu ein, Bürogedanken beim Wandern oder auf der Skipiste abzuschütteln. Im Ressort wartet schon das Sechs-Gänge-Menü …

Selig zur See: Die nordfriesischen Halligen

Einmal täglich legt hoch im Norden Deutschlands, in Schlüttsiel in Schleswig-Holstein, die Fähre nach Langeneß ab. Die knapp über einhundert Einwohner:innen starke Insel ist die größte von zehn Halligen, jenen charakteristischen Nordseeinseln, die nur bei Flut vollständig im Wasser liegen. Über sie befand der Philosoph Friedrich Paulsen einst: „Die Inseln der Seligen können nicht schöner sein.“

Foto: ddp Images / Olaf Ballnus

Ein reetgedecktes Dach, ein Kiosk, ein Fahrradverleih: Der Anlegerhafen von Langeneß empfängt seine Besucher:innen mit norddeutscher Zurückhaltung. Jeder Punkt der Insel – die kleine Kirche, das Kapitän-Tadsen-Museum, zwei Restaurants, mehrere Höfe und der Leuchtturm von Langeneß – ist von hier fußläufig zu erreichen. Zur frischen Nordseeluft passen hausgemachter Eiergrog und frisch gebackene Friesentorte: Beides gibt es im „Anker’s Hörn“. In den behaglichen Hallen des familienbetriebenen Vier-Sterne-Hotels wiegt der Klang der heranrollenden Wellen selbst stressaffine Städter:innen in den Schlaf. Nur das Schiffshorn, das einmal täglich erklingt, erinnert daran, dass es irgendwann Zeit wird, zurückzukehren. Die stillen Halligen tragen Besucher:innen noch eine ganze Weile in sich. Auf der benachbarten Hallig Oland gibt es Besonderes zu entdecken: Der kleinste Leuchtturm Deutschlands strahlt bis zur Insel Föhr.

Deutschlands stillster Städtetrip: Münster

Premiere: 2011 wurde erstmals Deutschlands leiseste Großstadt gekürt. Die Fahrradstadt Münster schont die Lauscher ihrer Bewohner:innen am besten. Das danken der grünen Metropole in Nordrhein-Westfalen Millionen Besucher:innen jährlich. Münster lockt neben ruhigen Nächten mit einer verkehrsberuhigten Altstadt, großflächigen Parkanlagen, mit maritimem Hafenflair, romantischen Rittersitzen, kleinen Museen und dem historischen Friedenssaal, in dem schon der Dreißigjährige Krieg friedlich beigelegt wurde. Münster macht dem geflügelten Wort von der westfälischen Gelassenheit also alle Ehre. Wenn das keine entspannte Städtereise verspricht! Mehr über Münster und das Umland erfahren Sie hier.

Eile mit Weile: Luft holen im Harz

Kennen Sie Schierke? Das Harzdorf war im 19. Jahrhundert ein begehrter Kurort: als „St. Moritz des Nordens“ umschwärmten die Besucher:innen der Kaiserzeit das heute zu Wernigerode gehörende Schierke. An der schmucken Kleinstadt mit ihren gedrängten Gassen, ihrem edlen Fachwerk und dem sagenhaften Schlossberg führt kaum eine Harzreise vorbei. Zu Recht! Im angrenzenden Nationalpark lässt sich durchatmen, die klare Luft – Schierke trägt den Titel „Luftkurort“ – pustet den am Bürotisch zugemüllten Kopf durch.

Foto: picture alliance / blickwinkel

Beim Aufstieg auf den Brocken, mit 1.114 Höhenmetern Norddeutschlands höchste Bergspitze, lassen sich vortrefflich die sitzmüden Füße vertreten. Ein weiteres Heilsversprechen: Zurück ins Tal geht es mit der Brockenbahn, einer historischen Dampflokomotive. Und wer sich in der 40 Stundenkilometer flinken Bahn erinnert, dass Lokomotiven lange das schnellste Fortbewegungsmittel waren, über das die Menschheit verfügte, rückt beim Blick auf vorüberziehende Fichtenwälder wie nebenbei auch das eigene Tempo wieder ins Verhältnis.

Sonnengrüße aus dem Hotel Schwarzwald Panorama

Kommt Ihnen das Folgende bekannt vor? „Hände vor der Brust falten, dann rücklings über die Schultern strecken und schließlich vornüber mit den Handflächen den Boden berühren.“ Yogaübungen wie diese lassen sich im Kurort Bad Herrenalb vor besonderer Kulisse ausführen: Der Blick auf das dichte Tannengrün des berühmten „Black Forest“ mit seinen verwunschenen Dörfern und verschlungenen Pfaden bleibt den Gäst:innen des Hotels Schwarzwald Panorama in Bad Herrenalb lange in Erinnerung. Das Haus verwöhnt Ruhesuchende neben Yogakursen mit Massagen; nach der geführten Meditation geht es in den Thermal-Panoramapool. Das Hotel ist klimaneutral, das Hotelrestaurant „La Vie“, das auch Fastenkuren möglich macht, serviert biozertifizierte Köstlichkeiten. Runterkommen – aber nachhaltig.

Aufgrund der Pandemiesituation kann es zu Einschränkungen der Öffnungszeiten der genannten Lokale, Läden und Einrichtungen kommen.

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