Wo der Christopher Street Day das ganze Jahr über gefeiert wird

Anlässlich des zehnjährigen Bestehens des LGBTIQ*-Mitarbeitenden-Netzwerks „railbow“ hat die DB einen ganz besonderen Zug auf die Schiene gebracht: einen ICE in Regenbogenfarben. Dieser ist am 9.7. von Berlin nach München gefahren, wo aktuell die PrideWeek und der Christopher Street Day gefeiert werden. Sie können nicht dabei sein? Wir verraten Ihnen, wo Sie auch das übrige Jahr CSD feiern können

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Lesezeit: 8 Minuten
Deutsche Bahn AG
DB-Personalvorstand Martin Seiler (l.), Norbert Nirschl, Vorstandssprecher des LGBTIQ*-Mitarbeitenden-Netzwerks „railbow“ und DB-Vorstandsvorsitzender Richard Lutz (r.) vor dem „railbow ICE #Einziganders“ am Bahnhof Berlin Gesundbrunnen

Ein Regenbogen fährt durch Deutschland

Am 9. Juli machte er sich auf den Weg von Berlin nach München: Der „railbow ICE #Einziganders“ der Deutschen Bahn – ein ICE mit Regenbogen-Branding. Mit ihm würdigt die DB das 10-jährige Bestehen des LGBTIQ*-Mitarbeitenden-Netzwerks „railbow“. Der Zug in Regenbogenfarben fährt bis auf Weiteres durch Deutschland und wirbt damit für Vielfalt und Toleranz.

Zu diesen Werten bekennt sich die Deutsche Bahn nicht nur im “Pride Month” Juni, in dem mehr als 60 Bahnhöfe Regenbogenflaggen gehisst hatten, um alle Menschen unabhängig ihrer geschlechtlichen Identität, ihrer Herkunft oder sexuellen Orientierung willkommen zu heißen – Die DB setzt sich auch das übrige Jahr für eine bunte und offene Gesellschaft ein.

Deutsche Bahn AG / Oliver Lang
Mehr als 60 Bahnhöfe in Deutschland hatten im "Pride Month" die Regenbogenfahne gehisst – wie hier der Hauptbahnhof Berlin

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Das Ziel seiner Premierenfahrt erreicht der Regenbogen-ICE am 9.7. in München. Dort wird aktuell die „PrideWeek“ und am 10.7. der Christopher Street Day mit zahlreichen Konzerten, Ausstellungen, einer „Radl-Demo“ und „Biergartendisko“ gefeiert.

Deutsche Bahn AG
Der „railbow ICE #Einziganders“ der Deutschen Bahn fährt für Vielfalt und Toleranz durch Deutschland

Wo Sie auch das übrige Jahr Christopher Street Day feiern können, sagen wir Ihnen im Folgenden. Und vielleicht treffen Sie auf Ihrer Fahrt dorthin ja sogar auf den Regenbogen-ICE.

Clubs und Cafés

Bereits 1953 öffnete der Schneider Alois Weiß die Hinterzimmer seines Geschäfts für die queere Szene Stuttgarts. Das war in den 50ern ein absolutes Novum: Wo von montags bis freitags ein ganz normaler Schneiderbetrieb lief, trafen sich an den Wochenenden Homosexuelle zum Feiern und Tanzen. Daraus ging das Café Weiß hervor, das der Schneider 1961 in der Stuttgarter Geißstraße gründete. Rote Samthocker, Bilder von Marilyn Monroe und Tapeten mit goldenen Ornamenten laden Besucher:innen zu einer kleinen Reise in die queere Vergangenheit Stuttgarts ein.

 

picture alliance / dpa
In der Olivia Jones Bar in Hamburg St. Pauli müssen die Gäste beim „Bad Dance Contest“ absichtlich gegen den Takt tanzen

Die Disco-Bar der Travestiekünstlerin Olivia Jones in Hamburg St. Pauli gilt als schrillstes Etablissement der bekannten Partymeile. Schon der Außenbereich sticht mit blinkenden Lichtern und einer Fassade in Leopardenoptik ins Auge. Im Inneren der Bar sollen noch Möbelstücke erhalten sein aus Zeiten, in denen die Bar als Trans-Bordell „Rasputin“ bekannt war. Bei Olivia Jones gibt es alles, was das bunte Herz begehrt: Von Schlager- und Chartmusik über Show-Acts bis hin zu Junggesell:innenabschieden, an denen die künftigen Bräute und Bräutigame als Härteprüfung fürs Eheleben beim „Bad Dance Contest“ absichtlich gegen den Takt tanzen müssen… Kein Wunder, dass die Olivia Jones Bar Kultstatus genießt.

Wer in der Hauptstadt zu Besuch ist und einen Abend mit queeren Menschen verbringen möchte, sollte einen Abstecher in den HAFEN in Berlin Schöneberg machen. Der Name der Bar ist Programm: 1990 in der Motzstraße eröffnet, wurde die Bar im wahrsten Sinne des Wortes zu einem Hafen für queere Menschen aus aller Welt, die auf rustikalen Holzstühlen im Kerzen- und Discokugelschein gemütlich beisammensitzen oder das Tanzbein schwingen wollen.

Christopher Street Day: Wie alles begann

Seinen Ursprung hatte der CSD in New York City. Dort kam es am 28. Juni 1969 bei einer Razzia in der Stonewall Inn Bar in der Christopher Street zu Ausschreitungen gegen homo- und transsexuelle Gäste, die gegen die willkürliche Gewalt erheblichen Widerstand leisteten. Der CSD, den wir heute feiern, soll an den „Stonewall-Aufstand“ von 1969 erinnern und ein Zeichen für mehr Respekt und Toleranz setzen.

Festivals und Feste

Frühlingserwachen der lesbischen Community: Seit 1974 findet jedes Jahr um Pfingsten herum in wechselnden Städten das Lesben-Frühlings-Treffen statt – Deutschlands größte Zusammenkunft lesbischer Frauen. In Kiel, Göttingen, Hannover oder zuletzt virtuell in Bremen kommen an diesen Tagen Frauen jeden Alters zusammen, um sich in Workshops, bei Lesungen, Filmabenden oder Live-Musik über all die Dinge auszutauschen, die sie bewegen.

Nach über einem Jahr des Verzichtes gibt es gute Neuigkeiten: Das Beach Pride Festival findet vom 13. bis zum 15. August 2021 in Heiligenhafen statt. Strand und Promenade rund um das Beach Motel verwandeln sich in eine Welt voller Regenbogenflaggen, pinker Flamingos und Frauen und Männer in Matrosen-Outfits. Ein Highlight des Festivals ist das White Dinner, ein gemeinsames Essen, zu dem der Vorplatz des Motels zum Freiluft-Restaurant umfunktioniert wird und alle Teilnehmenden komplett in Weiß gekleidet sein müssen. Auch die Tischdekoration von der Serviette bis hin zum Blumenschmuck folgt an diesem Abend dem Motto „Ganz in Weiß“.

picture alliance / Geisler-Fotopress
In der Kölner Schaafenstraße sind auch die Ampelmännchen queer unterwegs

Bunte Vögel im Hamburger Hafen: Das gibt es nur beim Vogelball, dem queeren Maskenball, der jedes Jahr im Sommer auf dem Festivalgelände des MS DOCKVILLE im Stadtteil Wilhelmsburg stattfindet. Hier tanzen und feiern Menschen in Vogelkostümen die ganze Nacht hindurch. Ob mit Federboa, fluffig gelber Kükenmaske, Flügeln in Regenbogenfarben oder einfach nur mit ein bisschen Glitzer im Gesicht – unter dem Motto „Offenheit, Akzeptanz und Vielfalt“ ist jeder bunte Vogel auf dem Maskenball herzlich willkommen.

Bei den Schwuhplattlern herrscht Feierlaune das ganze Jahr über. Der bayrische Trachtenverein verbindet Tradition, Tanz und Homosexualität. Seine Gründung in den 1990er-Jahren war nicht selbstverständlich, denn bis heute ist für viele Menschen Traditionsbewusstsein und Homosexualität nicht miteinander vereinbar. Die mittlerweile rund 100 schwulen Mitglieder der Schwuhplattler tun es trotzdem und veranstalten regelmäßig Tanzabende oder treten auf Volksfesten und anderen Veranstaltungen auf. Und wie kann man sich das Ganze jetzt vorstellen? Wenn die Schwuhplattler auftreten – zuletzt als Teil des Projektes „What is the City but the People“ der Münchener Kammerspiele – dann tragen sie bayerische Lederhosen mit Hosenträgern, Kniestrümpfen und Hut und klatschen sich mit den Händen abwechselnd auf Oberschenkel und Schuhe – denn das ist charakteristisch für den Schuhplattler Tanz.

Geschichtsträchtig ist das Queer Film Festival in Hamburg, das in diesem Jahr vom 19. bis zum 24. Oktober 2021 geplant ist. Im Wintersemester 1988/89 kam eine Gruppe von Student:innen in einem Hörsaal der Uni Hamburg zusammen und diskutierte über das Thema „Homosexualität im Film“. Daraus entstanden in Zusammenarbeit mit dem Metropolis Kino die seit 1990 stattfindenden Lesbisch Schwulen Filmtage Hamburg, die mittlerweile mehr als 15.000 Besucher:innen nach Hamburg locken. Wer schon vorher in die queere Filmkultur eintauchen möchte, kann am 13. Juli 2021 bei den 3001 Filmnächten im Hamburger Schanzenpark unter freiem Himmel den Film FUTURE DREI anschauen, der die Geschichte des queeren Iraners Parvis und seines Lebens in Deutschland erzählt.

Lust auf gebrannte Mandeln, Schmalzkuchen und Kunstschnee in allen Farben des Regenbogens? Dann ab auf den LGBTIQ-Weihnachtsmarkt Christmas Avenue in Berlin, der 2021 vom 22. November bis zum 23. Dezember stattfindet. Vor der Kulisse des über 100 Jahre alten Theaters Metropol erstreckt sich auf dem Nollendorfplatz in Schöneberg – einem Treffpunkt der lesbischen und schwulen Szene Berlins – ein queeres Winter-Wunderland aus pinken Tannenbäumen, leuchtenden Weihnachtsbuden und ganz viel Glitzer.

Schwules Museum

Wer etwas über die Geschichte und Kultur queerer Menschen lernen möchte, sollte dem Schwulen Museum in Berlin einen Besuch abstatten. Bis zum 26. Juli 2021 läuft dort noch die Ausstellung „Rosarot in Ost-Berlin. Erkämpfte Räume im Umbruch“, die Besucher:innen das queere Leben der 1980er- und 1990er-Jahre in Ost-Berlin nacherleben lässt. In den vier Begegnungsräumen Privatwohnung, Kneipe, Club und Kirche erstreckt sich eine Welt voller Accessoires und Möbelstücke aus vergangenen Zeiten, darunter natürlich auch der senfgelbe Retrosessel, der damals in keinem Wohnzimmer fehlen durfte.

picture alliance / dpa
Die Regenbogenfahne steht für Vielfalt und Toleranz – wie hier beim Christopher Street Day in Köln

Stadtviertel

Regenbogenflaggen in den Schaufenstern, an Balkonen und auf den Dächern. Das ist charakteristisch für die Lange Reihe in Hamburgs Szeneviertel St. Georg. Bummeln durch die vielen Boutiquen und Kunstgalerien, Burger schlemmen bei Otto’s Burger oder auf ein Stück Erdbeertorte ins LGBTIQ*-Café Gnosa: Die Lange Reihe – ein Treffpunkt für Homosexuelle aus Hamburg und aller Welt – lädt ein zum Treibenlassen. Fachwerkhäuschen und imposante Altbauten sorgen dabei für den besonderen Charme der Straße, von wo aus alljährlich auch die bunten Paraden des CSDs starten.

Schon Queen-Frontsänger Freddy Mercury war Gast in der Müllerstraße im Münchener Glockenbachviertel – genauer gesagt Deutschlands erster Leder-Bar „Ochsengarten“. Auch wenn sich das hippe Viertel im Zentrum der bayerischen Hauptstadt über die Jahre verändert hat, trifft sich die queere Szene bis heute rund um die Partymeile in der Müllerstraße. Immer einen Besuch wert ist zum Beispiel die Schwulen-Bar Rendezvous, in der Oldies und Schlager gespielt werden. Unweit der Müllerstraße befindet sich das Diversity Café, in dem vor allem die jüngere LGBTIQ*-Community für eine Runde Kicker oder Drinks auf Palettensofas zusammenkommt.

In Köln dreht sich beim „Cologne Pride“ zwei Wochen lang alles um den CSD. In dieser Zeit schwenkt eine ganze Stadt Regenbogenflaggen für mehr Vielfalt, Toleranz und Gleichberechtigung. Den Rest des Jahres trifft sich die queere Szene der Domstadt vor allem im Bermudadreieck in der Schaafenstraße. Auf einer Strecke von gerade mal 150 Metern werden hier Besucher:innen von acht LGBTIQ*- Kneipen und -Bars in den Bann gezogen: Einfach in der Zentralgarderobe die Jacke abgeben und dann unbeschwert von Bar zu Bar ziehen. Ob beim „Bitchy Bingo“ im Exile, beim Karaoke in der Mumu Bar oder bei einem Apple Bourbon in der Cocktailbar Iron: Auf der „Schaafen“ feiert man das ganze Jahr über CSD.

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