Bergsteigen für Anfänger:innen

Deutschlands Berge haben einiges zu bieten – besonders für Anfänger:innen. Wir zeigen Ihnen Aufstiege, für die Sie außer festem Schuhwerk keine spezielle Ausrüstung brauchen. Ein Nachmittag reicht oft schon, damit Sie die Welt von oben betrachten können. Auf geht’s!

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Almrausch mit Streichelzoo

In den Chiemgauer Alpen liegt die Feldlahnalm – ein tolles Wanderziel für die ganze Familie. Von Brem (Unterwössen) ist sie über einen etwa vier Kilometer langen Waldweg zu erreichen. Er führt durch die Schlucht des Hammerer Grabens, über Brücken und vorbei an Wasserfällen. Durch die steilen Felswände und die Bäume ist die Strecke schattig und abwechslungsreich. Alternativ ist die Feldlahnalm über eine Forststraße sogar mit dem Kinderwagen erreichbar, allerdings gibt es dort weniger zu entdecken als auf dem Weg durch die Schlucht. Auf der Alm warten im Sommer Esel und Ziegen auf die jungen Besucher:innen, und in der Almhütte gibt es Limo und Knödel zur Stärkung, damit der Abstieg auch für kurze Beine zu schaffen ist. Für beide Strecken zusammen sollten etwa drei Stunden eingeplant werden.

Übrigens: Im Chiemgau kann man nicht nur ordentlich Höhenmeter machen. Im See baden, klettern, in den Almwirtschaften hausgemachten Kuchen genießen oder im Freizeitpark Ruhpolding mit Siegfried Drachen reiten – vom Chiemsee aus sind viele Ziele erreichbar, bei denen die ganze Familie auf ihre Kosten kommt.

Ganz oben im Osten

Voller Superlative und trotzdem für Anfänger:innen bezwingbar ist der Fichtelberg im Erzgebirge. Als Ausgangspunkt einer kurzen Wanderung bietet sich Oberwiesenthal an, mit 915 Metern die höchstgelegene Stadt Deutschlands. Der Aufstieg über den Philosophenweg und den Wanderweg der Deutschen Einheit dauert eine gute Stunde. Besonders bei klarem Winterwetter lohnt sich der Weg, weil die Aussicht über das schneebedeckte Tal dann bis nach Tschechien reicht. Und ganz nebenbei hat man den höchsten Berg Ostdeutschlands erklommen: Der Gipfel des Fichtelbergs liegt 1.215 Meter über dem Meeresspiegel.

Runter geht’s immer: Im Sommer kann man als Alternative zum Abstieg die längste Fly-Line der Welt nutzen. Dabei hängen sich Abenteuerlustige mithilfe eines Beckengurtes an ein Rollsystem, das über ein Stahlrohr gleitet. Über 1.500 Meter schwebt man so ins Tal. Falls ausreichend Schnee liegt, geht es auf Skiern, dem Snowboard oder Schlitten den Hang hinab. Ganzjährig nutzbar sind die Wanderwege ins Tal und – letzter Superlativ – die älteste Luftseilbahn Deutschlands, die 1924 eröffnete Fichtelberg-Schwebebahn.

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Mit der Seilbahn geht es hoch auf die Zugspitze. Bei klarer Sicht lässt sich das berühmte Vier-Länder-Panorama genießen.

In der Gondel auf die Zugspitze

Vom Bahnhof Garmisch-Partenkirchen fahren Bus und Bahn zu einem der schönsten Gewässer der bayerischen Alpen, dem Eibsee. In gemütlichem Tempo kann man ihn zu Fuß in etwa zwei Stunden umrunden. Das ist Wandern in den Bergen statt auf die Berge; trotzdem kann man sich hier Höhenluft um die Nase wehen lassen. Und wer nicht wasserscheu ist, kann im See baden oder die acht Inseln mit dem Boot oder dem SUP-Board ansteuern.

Wenige Kilometer weiter erhebt sich der höchste Gipfel Deutschlands, die Zugspitze. Zahlreiche Wanderwege in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden führen hinauf. Schneller lässt sich die Strecke aber mit der Seilbahn zurücklegen, die vom Eibsee zum Zugspitzgipfel fährt. Außerdem gibt es eine Zahnradbahn zum Zugspitzplatt, das etwas unterhalb liegt. 2009 legte der Schweizer Hochseilartist Freddy Nock die 995 Meter vom Zugspitzplatt zum Gipfel auf dem Stahlseil der Seilbahn zurück – aus der Gondel lässt sich das Panorama aber sicherlich entspannter genießen.

Hoch im Norden

Was viele nicht wissen: Auch in Norddeutschland ruft der Berg. Die Auswahl ist natürlich weitaus geringer als in Alpennähe, aber es gibt dort zum Beispiel die Harburger Berge. An der Grenze von Hamburg und Niedersachsen schlängelt sich die Wandertour Harburger Berge auf zehn Kilometern durch die Waldgebirge Emme und Haake. Die Strecke ist ausgeschildert und verläuft auf breiten Wegen und schmalen Pfaden. Ein gut erreichbarer Start- und Endpunkt ist dabei die Kärntner Hütte an der Haltestelle Haake. Dort kann man sich nach getaner Arbeit bei Kaiserschmarren und Almdudler stärken. An Guadn!

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Das Stadion des 1. FC Kaiserlautern ist nach dem ehemaligen Mannschaftskapitän und Weltmeister Fritz Walter benannt.

Auf den Betze!

Steigeisen brauchen Sie auf keinen Fall, aber Schuhe mit Stollen unter den Sohlen und ein gewisses fußballerisches Talent haben schon einigen dabei geholfen, den Betzenberg zu erklimmen. Hier steht das Fritz-Walter-Stadion, die Heimat des 1. FC Kaiserslautern, das von den Fans der „roten Teufel“ nur „Betze“ genannt wird. Das Stadion wurde 1920 eröffnet und direkt mit einer Niederlage des Gastgebers gegen Ludwigshafen eingeweiht. Dann ging es für viele Jahre steil bergauf: zwei DFB-Pokalsiege, vier gewonnene deutsche Meisterschaften von 1951 bis 1996. Seit der Saison 2018/2019 spielt der 1. FCK in der dritten Liga.

Beim Blick vom Betzenberg sieht man 50 Meter unter sich den Hauptbahnhof, von dem das Stadion in 15 Minuten erreichbar ist. Oben angekommen kann man im FCK-Museum die Geschichte des Vereins kennenlernen oder bei einer Stadiontour den heiligen Rasen besichtigen.

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Hier saß nach Heine die „goldene Jungfrau“, während sie sich ihr goldenes Haar gekämmt hat.

Eine echte Legende

„Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, dass ich so traurig bin“: So beginnt eines der bekanntesten Gedichte von Heinrich Heine. Es erzählt von einem Rheinschiffer, der durch den Gesang einer blonden Frau vom Kurs abgelenkt wird. Sein Schiff zerschellt schließlich an dem Felsen, auf dem sie sitzt.
Seit dem Mittelalter ranken sich Mythen um die tückischen Strömungen am Rheinkilometer 555, wo der Loreleyfelsen 132 Meter in die Höhe ragt. Und bis heute zählt der kurvenreiche Flusslauf zu einer der gefährlichsten Strecken für Rheinschiffer:innen, obwohl einige Felsen mittlerweile gesprengt wurden.

Gut erreichbar ist die Loreley vom Bahnhof Sankt Goarshausen. Als längere Tour eignet sich die siebte Etappe des Rheinsteigs an den Rheinhängen, die an vielen spektakulären Ausblicken wie der Felsenkanzel entlangführt.

Durchatmen in der Heide

Wer spontan ist, kann auch jetzt noch den berühmten lila Teppich sehen: Bis Mitte September blüht die Lüneburger Heide. Aber auch im Herbst lohnt die Reise, dann sorgen Nebelschwaden und Raureif dafür, dass man sich wie der Wanderer über dem Nebelmeer fühlt, nur eben in einer niedrig bewachsenen Heidelandschaft.

Los geht’s zum Beispiel im Örtchen Undeloh, das in 25 Minuten aus Salzhausen mit dem Bus erreichbar ist. Über den Wilseder Berg, der mit knapp 170 Metern die höchste Erhebung in der Lüneburger Heide darstellt, führt der Weg in den Talkessel „Totengrund“, der seinen Namen dem kargen Heideboden verdankt. Nachdem man auf dem Rückweg das Dörfchen Wilsede passiert hat, gelangt man nach rund 20 Kilometern wieder zum Heide-Erlebniszentrum in Undeloh. Im Café des Museums kann man den Nachmittag bei einer hausgemachten Buchweizen-Schmandschnitte ausklingen lassen.

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Der Wilseder Berg ist die höchste Erhebung in der Lüneburger Heide. Hier ist allerdings eher die Aussicht als der Aufstieg atemberaubend.

Bergtour im Szeneviertel

Der Hamburger Stadtteil St. Pauli hieß bis 1833 Hamburger Berg. Tatsächlich gab es hier einen Hügel, der jedoch im 17. Jahrhundert abgetragen wurde, weil Material für die Errichtung der Wallanlage gebraucht wurde. Heute erinnert nur noch eine Seitenstraße der berühmten Reeperbahn daran, ihr Name lautet: Hamburger Berg.

Man biegt in sie ein von der Reeperbahn zwischen KFC und dem Casino Reeperbahn und ist gleich mittendrin: Funk-Fans werden in „Rosi’s Bar“ glücklich, Hungrige besuchen das Bistro „Feuerzangenbowle“ auf einen Bagel, und Nachtschwärmer:innen warten im „Blauen Peter“ oder im „Bermuda“ auf die ersten Sonnenstrahlen. Und das Beste: Nach dem anstrengenden „Aufstieg“ auf den Hamburger Berg geht’s bequem mit den Öffis nach Hause.

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