Läuft man in Barfußschuhen wirklich besser?

Von:
Lesezeit: 4 Minuten
Aileen Tiedemann, Groundies, David Schumacher, Katrin Rave, Barbara Spielhagen

Aileen Tiedemann testet den „Yepa 2“ von Sole Runner

Aileen Tiedemann
Sole Runner Schnürstiefel Yepa 2

Hersteller: Sole Runner
Modell: Schnürstiefel Yepa 2 aus gefettetem Leder
Preis: 180,00 Euro
Optimal zu tragen: im Herbst und Winter in der Stadt und auf dem Land
Weniger zu empfehlen: auf Konzerten und an heißen Tagen

„Bislang lief ich auf meinen dick gepolsterten Turnschuhen wie auf Marshmallows durch mein Leben, doch ab heute ist alles anders: Ich trage zum ersten Mal Barfußschuhe und spüre jeden Stock und jeden Stein durch die sechs Millimeter dünnen Gummisohlen. Das fühlt sich ungewohnt an, aber schon nach wenigen Metern freut sich der Urmensch in mir, mal wieder ganz natürlich laufen zu dürfen. Schließlich sind Füße ein Wunderwerk der Evolution und müssen weder gestützt noch gepolstert werden, um zu funktionieren. Die Fußmuskulatur verkümmert sogar, wenn man sie nicht herausfordert. Und dem will ich nun entgegenwirken! Schnell merke ich, dass ich in meinen Sole Runners ganz anders mit dem Fuß abrolle. Statt hart mit der Ferse trete ich sanft mit dem Mittelfuß auf. Fühlt sich gut an, aber es ist auch mehr Arbeit, sich so fortzubewegen. Das spüre ich gerade nach langen Spaziergängen. Dafür sind die Schuhe angenehm leicht zu tragen, und meine Zehen haben viel Bewegungsfreiheit. Das hilft dabei, beim Laufen mehr Halt zu finden. Optisch gefällt mir allerdings nicht so gut, dass die Schuhe vorn immer breiter werden. Von oben betrachtet, habe ich Entenfüße und kann mich nur schwer mit dem Reformhaus-Chic der Schuhe anfreunden. Trotzdem finde ich es großartig, sogar im Winter draußen ‚barfuß‘ laufen zu können. Mein Fazit nach einem Monat: Herumzulaufen, wie es für Naturvölker ganz normal ist, tut auch mir gut. Es sorgt sogar dafür, dass ich weniger oft Nackenverspannungen habe. Die Evolution in Sachen Barfußschuh-Design darf aber gern noch voranschreiten!“

Ines Hennenberg testet den „Toulouse Mid GS1“ von Groundies

Groundies
Groundies Toulouse Mid GS1

Hersteller: Groundies
Modell: Toulouse Mid GS1 im Chelsea-Boots-Look
Preis: 149,00 Euro
Optimal zu tragen: auf leichten Spaziergängen, als Hausschuhe
Weniger zu empfehlen: für Konzerte, im Fußballstadion

„Ich liebe Chelsea Boots. Sie sehen meist cool aus, sind robust. Das Reinschlüpfen ohne nerviges Schnüren, dazu der elastische Bund oberhalb des Knöchels, das alles finde ich optimal. So hat es mich schon neugierig gemacht, dass es den Klassiker, in den Sechzigern Liebling der Beatles, mittlerweile als Barfußschuh-Variante gibt. Außerdem hatte ich Barfußschuhe noch nie anprobiert, sie bislang in die Schublade ‚Hippie‘ gepackt. Doch Klischee-Denke abgelegt, bestellt und getestet. Mein Fazit: Der Tragekomfort des Toulouse Mid GS1 überzeugt. Sein anatomischer Zehenraum bietet viel Platz, ich kann sogar ordentlich mit den Zehen wackeln. Für zusätzliche Bequemlichkeit sorgen das Obermaterial aus weichem Ziegenleder und ein Innenfutter aus Mikrofaser. Wie in Pantoffeln laufe ich in diesen Groundies mit ihrer für Barfußschuhe typisch flachen, extrem flexiblen Sohle. So weit, so angenehm. ‚Die machen aber platte Füße‘, urteilt mein Freund. ‚Viel zu lieb für dich‘, kommentiert mein Sohn lachend. Und meine beste Freundin setzt mit ‚Die sehen ja wie kleine Schwimmflossen aus‘ noch einen drauf. Was stimmt: An die Coolness normaler Chelseas reichen meine Groundies nicht heran. Der robuste Boots-Look fehlt. Nun gut, dann gehe ich halt gemütlich darin spazieren. Im Büro kann ich sie mir auch noch vorstellen, zumindest zur Hose (ohne Schlag!). Aber was das – hoffentlich bald wieder mögliche – Ausgehen unter Leute betrifft: In die Kneipe, aufs Konzert oder zum Fußball werde ich sie nicht anziehen. Auch falls mir dort jemand auf die Füße tritt.“

David Schumacher testet den „Qampion Navy Red“ von Zaqq

David Schumacher
Zaqq Qampion Navy Red

Hersteller: Zaqq
Modell: Qampion Navy Red
Preis: 149,90 Euro
Optimal zu tragen: im urbanen Alltag
Weniger zu empfehlen: auf dem Bolzplatz, zum Abendempfang

„Die Kita meines Sohnes bat uns Eltern vor einigen Jahren, einen Barfußpfad zu bauen. Einen Samstag lang waren wir damit beschäftigt, Gruben auszuheben, Beton anzurühren, Grenzsteine zu setzen und schubkarrenweise Mulch, Kiesel, Stöcke und Steinchen auf zuvor umrissene Abschnitte zu verteilen. Die Kita-Leiterin hatte gelesen, dass Kinder zu wenig barfuß laufen – und dass dies aber unvergleichlich die Sinne, die Muskulatur und die Entwicklung fördere.

Ich mochte diese Pfade schon nicht, wenn sie uns auf Spaziergängen in Wildparks begegneten. Mulch mag lustig an den Fußsohlen kitzeln, und Kinder lieben es, wenn die Füße im Matsch versinken. Aber Eltern mögen es nicht, kleine Waldfüße wieder trocken und sauber zu rubbeln.

Nun trage ich seit vier Wochen die Barfußschuhe von Zaqq durch meinen Alltag, es sind rote Leder-Sneaker in der Art, wie ich sie als Student gern trug. Anfänglich belächelten meine Kinder diese jugendliche Farbgebung sowie die typische Entenfußform. Nach ein paar Tagen verspürte ich die üblichen Wadenschmerzen. Musste also tatsächlich etwas dran sein, dass Barfußlaufen die Muskulatur stärkt.

Nach einiger Zeit des städtischen Wanderns begann ich mich auf Wegstrecken zu freuen, die Kopfsteinpflaster beinhalteten. Denn die dünnen Kautschuksohlen erlauben, dass meine Fußsohlen den Untergrund erspüren, und ich gestehe: Das macht richtig Spaß. Bald ertappte ich mich dabei, wie ich kleine und große Umwege machte, um abseits des asphaltierten Fußwegs hier ein wenig Matsch und dort ein wenig Schotter mitzunehmen.

Auf einem dieser Streifzüge durchs Viertel schaute ich beim Kita-Gelände vorbei. Unser Barfußpfad war kaum mehr zu sehen. Mulch und Kies waren verschwunden, nur einige Grenzsteine noch erkennbar. Hatte ich damals doch gleich geahnt: Das war eine blöde Idee. Ich machte kehrt, ging ein paar Kopfsteinpflaster-Umwege nach Hause und freute mich daran, nun täglich die ganze Stadt als Barfußpfad nutzen zu können – ohne meine Waldfüße wieder trocken und sauber rubbeln zu müssen.“

Katrin Rave testet den „energy red“ von Leguano

Katrin Rave
Leguano energy red

Hersteller: Leguano
Modell: energy red
Preis: 159,00 Euro
Optimal zu tragen: im Alltag, als Hausschuh, zum Einkaufen, Radfahren, Spazierengehen und zum Joggen
Weniger zu empfehlen: an sehr nassen Tagen

„Barfußschuhe habe ich mir bislang eher unförmig und unattraktiv vorgestellt. Umso überraschter bin ich, dass der Leguano mich spontan an einen ganz normalen Sportschuh erinnert. Er ist allerdings vorne sehr weit geschnitten und extrem weich, was ja auch Sinn macht bei seiner Funktion.

Beim Anziehen vermerke ich in Gedanken folgende Pluspunkte: Gummizug zum leichten Reinschlüpfen. Und: bequem – da drückt nichts. Allerdings federt der Schuh auch nichts ab. Das ist zunächst eine Umstellung. Ich laufe zu Hause durch die Zimmer, und erst da wird mir klar, dass ich mit Schuhen stärker über die Ferse abrolle als beim Barfußlaufen.

Meine erste Joggingrunde auf Asphalt ist im wahrsten Wortsinn hart: jeder Schritt eine Erschütterung, die sich von den Füßen auf den ganzen Körper überträgt. Ich frage mich ernsthaft, ob meine Gelenke das gut finden, und federe deshalb auf den Ballen nach Hause. Beim nächsten Mal laufe ich direkt im Federschritt los, diesmal durch den Wald. Das geht deutlich besser, und ich kann sogar mit dem ganzen Fuß auftreten.

Weil der Leguano wirklich angenehm ist, trage ich ihn als Hausschuh, zum Radfahren, Einkaufen und sogar auf längeren Waldspaziergängen. Holz und Steine spüre ich deutlich, aber es ist nicht unangenehm. Eher wie ein Druck, ähnlich wie bei einer Fußreflexzonenmassage.

Mein Fazit: Man sollte sich Zeit nehmen für die Umstellung – dafür ist das Laufgefühl dann genial. Denn hier gibt es nichts, was die Füße drückt, quetscht, einengt oder gar verformt.“

Barbara Spielhagen testet den “Geo Court Eco Women” von Vivobarefoot

Barbara Spielhagen
Vivobarefoot Geo Court Eco Women

Hersteller: Vivobarefoot
Modell: Geo Court Eco Women
Preis: 140,00 Euro
Optimal zu tragen: auf Spaziergängen, beim Stadtbummel, als Hausschuhe
Weniger zu empfehlen: für lange Wanderungen, bei schlechtem Wetter

„Ein weißes Paar Sneaker kann man immer gebrauchen. Und wenn sie dazu noch versprechen, besonders bequem zu sein, dann bin ich schon mal neugierig. Ich habe nämlich ein, zwei Probleme: Mir tun bei flachen Schuhen immer die Füße weh, und in Turnschuhen bekomme ich leicht Schweißfüße – trotz Söckchen. Entschuldigen Sie die Details.

Mein erster Eindruck ist positiv: Die Geo Court von Vivobarefoot sind superleicht und sehen auch ganz hübsch aus. Wie gemütliche Tennisschuhe. Zu einem Sommerkleid oder zu Ankle-Jeans passen sie prima. Meine Kinder müssen zwar lachen, sie finden, die Schuhe sehen aus wie Entenfüße. Aber für ein leichtes Paar Sneaker bieten die Barfußschuhe erstaunlich viel Halt, was wohl daran liegt, dass die blaue Sohle die Ferse umschließt. Sie sind tatsächlich sehr bequem, und auch der Fuß rollt gut ab. Die Zehen haben vorn viel Platz, es ist wirklich ein bisschen wie Barfußlaufen.

Außerdem bekomme ich ein gutes ökologisches Gewissen, wenn ich die Schuhe trage, sind sie doch aus recyceltem Canvas und innen aus recyceltem Polyester. Doch genau da liegt leider auch mein Problem – siehe oben. Andererseits bekommt man bei kühlem Wetter in den Schuhen wegen ihrer dünnen Sohle sehr schnell kalte Füße. Und trocken muss es draußen auch sein, sonst werden die schneeweißen Modelle dreckig. Aber doch, an einem warmen Sommertag zu einem Stadtbummel würde ich sie definitiv anziehen.“

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