Mit der Bahn in den Wald

Festes Schuhwerk, Proviant und ein Zugticket: Wir sagen Ihnen, wie Sie mit der Bahn in den Wald kommen. Und natürlich auch, welche Highlights und Wanderwege Sie vor Ort erwarten

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Foto: Getty Images/Marco Bottigelli

Bayerischer Wald: Waldwildnis pur

Willkommen im Urwald von morgen! An der Grenze von Bayern zu Tschechien befindet sich der Bayerische Wald. In diesem Gebiet wurde 1970 Deutschlands erster gleichnamiger Nationalpark gegründet. Auf mehr als 24.000 Hektar regelt der einstige Nutzwald seitdem auf dem Großteil der Fläche seine Angelegenheiten wieder eigenständig, ohne Eingriff des Menschen. Denn das Motto in den sogenannten Naturzonen lautet: „Natur Natur sein lassen“. Dank dieser Philosophie gewinnt der Wald Stück für Stück seine ursprüngliche Form zurück. Die Schönheit der Waldwildnis lässt sich auf mehr als 300 Kilometer markierten Wanderpfaden, fast 200 Kilometer Radwegen und im Winter auf rund 80 Kilometer Skiloipen erfahren. Neben den von Fichten geprägten Hochwäldern sind Hochmoore mit Moorseen und ehemaligen Waldweiden – sogenannte Schachten – zu entdecken. Wer hoch hinaus möchte, die oder den führt der Weg auf den Großen Falkenstein (1.315 Meter), den Großen Rachel (1.453 Meter) oder den Lusen (1.373 Meter).

Mit der Bahn in den Bayerischen Wald: Über Regensburg, Plattling und Passau können Sie mit dem Fernverkehr anreisen. Von dort geht es mit dem Regionalverkehr oder Bussen weiter in den Wald.

Weitere Infos über den Bayerischen Wald finden Sie hier.

Thüringer Wald: Der Weg ist das Ziel

Tief eingeschnittene Täler, schroff abfallende Steilhänge und ausgedehnte Mischwälder sind das Markenzeichen des Thüringer Walds. Seine Höhenzüge ziert einer von Deutschlands beliebtesten Höhenwanderwegen: der Rennsteig. Wer auf dem ehemaligen Kurier- und Handelspfad historische Grenzsteine zählt, kommt auf mehr als 1.000 Stück. Falls Ihnen dabei Wandernde entgegenkommen, gerne mit „Gut Runst“ grüßen: Damit wünscht man seinem Gegenüber einen „guten Lauf“. Die Route führt unter anderem vorbei am Vessertal, das bereits 1979 von der UNESCO als Biosphärenreservat anerkannt wurde. Mittlerweile wurde das Gebiet erweitert und erstreckt sich über 33.400 Hektar. Dort ragen auch die höchsten Berge des Thüringer Waldes auf: der Große Beerberg (983 Meter), der Schneekopf (978 Meter) und der Große Finsterberg (944 Meter). Weitere Must-sees beim Waldspaziergang in dieser Region: die Drachen- und die Landgrafenschlucht.

Mit der Bahn in den Thüringer Wald: Den Thüringer Wald erreichen Sie mit dem Fernverkehr über die Bahnhöfe Erfurt und Würzburg. Eine Anreise über Gotha oder Eisenach ist ebenfalls möglich.

Weitere Infos über den Thüringer Wald finden Sie hier.

Mit der Bahn ins Grüne
Bayerischer Wald, Thüringer Wald, Schwarzwald & Co.: „Fahrtziel Natur“ bringt Menschen mit der Bahn ins Grüne. Die Kooperation von BUND, NABU, VCD und der DB sorgt dafür, dass Biosphärenreservate, Natur- und Nationalparks in ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz autofrei und nachhaltig bereist werden können. Weitere Infos unter: www.fahrtziel-natur.de

Foto: Deutsche Bahn AG/Uwe Miethe

Schwarzwald: Zu Gast beim Auerhuhn

Der Schwarzwald bietet landschaftlich viel Abwechslung. Auf Wald folgen zwischendurch immer wieder Wiesen und Weiden. Zudem gibt es Moore, große Ansammlungen von Steinblöcken – sogenannte Blockhalden – und von Eiszeiten geschaffene Seen. Der „signature bird“ unter den Waldbewohnern des Schwarzwaldes ist das Auerhuhn. Der Volksmund besagt, wo der anspruchsvolle Urvogel auftaucht, sei der Wald intakt. Auch in dieser Region gibt es ein paar Gipfel, die den Aufstieg lohnen. Die größte Höhe verbucht der Feldberg mit 1.490 Metern – hier oben wartet ein toller Panoramablick über den Schwarzwald auf die Besucher:innen. Das Gute: Der Aufstieg lässt sich alternativ mit der Seilbahn (Feldbergbahn) ganz bequem absolvieren. Wer sich mit Kindern auf die Spuren des Auerhuhns begeben möchte, erfährt auf dem Wichtelpfad mehr über den scheuen und inzwischen leider sehr seltenen Hühnervogel.

Mit der Bahn in den Schwarzwald: Mit Fernverkehrszügen erreichen Sie aus ganz Deutschland die Bahnhöfe Pforzheim, Karlsruhe, Baden-Baden, Offenburg und Freiburg (Breisgau). Von dort aus reisen Sie mit dem Regionalverkehr bequem in kleinere Orte des Schwarzwalds.

Weitere Infos über den Schwarzwald finden Sie hier.

Pfälzerwald: Wald trifft Weinstraße

Tief im Südwesten von Rheinland-Pfalz befindet man sich plötzlich in einem Land, in dem Zitronen, Kiwis und Feigen wachsen. Das milde Klima der Region macht es möglich. Das stellten bereits die Römer:innen fest, die hier daraufhin den Weinbau etablierten und damit die Anfänge der sogenannten Weinstraße schufen. Außerdem brachten sie Edelkastanien mit, die noch heute im sonnigen Osten des Pfälzerwalds – der Haardt – wachsen. Aber nicht nur Genussmenschen kommen in Rheinland-Pfalz auf ihre Kosten, sondern auch Frischluftfans: Deutschlands größtes zusammenhängendes Waldgebiet verfügt über ausreichend Platz zum Wandern. Mit genug Zeit im Gepäck bietet sich sogar ein Abstecher ins benachbarte Frankreich an: Der Naturpark Nordvogesen schließt direkt an den Pfälzerwald an. Charakteristisch für diese Region sind Kiefern, Eichen und bizarre Felsformationen, ebenso wie die zahlreichen Burgen und geheimnisvollen Burgruinen. So ist hier ein spannender Dreiklang aus Natur, Kulinarik und Geschichte entstanden.

Mit der Bahn in den Pfälzerwald: Die Fernverkehrszüge der Deutschen Bahn bringen Sie unter anderem nach Mannheim, Neustadt an der Weinstraße, Kaiserslautern und Karlsruhe. Von dort bietet der Rheinland-Pfalz-Takt einen Zugang zum Pfälzerwald.

Weitere Infos über den Pfälzerwald finden Sie hier.

Sachsenwald: Fürstliches Grün in Elbnähe

Vor den Toren Hamburgs liegt im Osten der Sachsenwald. Er ist mit einer Fläche von 70 Quadratkilometern das größte geschlossene Waldgebiet Schleswig-Holsteins. Für die typische Waldluft sorgen vor allem Fichten, Kiefern, Buchen und Eichen; die Bille mit ihren Nebenflüssen untermalt das Ganze mit entspannendem Plätscher-Sound. Mit etwas Glück lassen sich an dem weitgehend unberührten Flusslauf sogar Eisvögel blicken. In dem Gebiet sind neben Wandernden auch Radfahrer:innen und Reiter:innen willkommen. Die längste der sechs ausgeschilderten Wanderrouten, der Eisvogelweg, führt vorbei an der Fürst-Bismarck-Quelle. Wie der Name erahnen lässt, soll Otto von Bismarck die Wasserquelle einst bei einem Spaziergang im Sachsenwald entdeckt haben. Falls Sie sich fragen, wieso er genau da herumspazierte: Der damalige Reichskanzler bekam das Waldstück 1871 für seine Verdienste von Kaiser Wilhelm I. geschenkt. Noch heute befinden sich Teile des Sachsenwalds in Familienbesitz.

Mit der Bahn in den Sachsenwald: Mit dem Fernverkehr bis nach Hamburg. Vom Hauptbahnhof geht es direkt mit dem Nahverkehr in ca. 30 Minuten weiter bis nach Aumühle.

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Foto: HMTG, Christina Wyrwa
Die Eilenriede in Hannover ist ein klassischer Stadtwald.

Eilenriede: Walden mitten in der Stadt

Noch schneller als in Hamburg kommen Waldfans in Hannover auf ihre Kosten. Denn mit rund 640 Hektar verfügt die niedersächsische Landeshauptstadt über einen der größten Stadtwälder Europas. Da die Eilenriede so zentral liegt, gilt sie auch als „grüne Lunge“ der Stadt. Zu Fuß sind es vom Hauptbahnhof zum westlichen Rand des Waldes nur zehn Minuten. Kein Wunder also, dass das Naherholungsgebiet zu den beliebtesten Rückzugsorten der Hannoveraner:innen gehört. Das führt jedoch mitunter dazu, dass man am Wochenende an den Hotspots nicht ganz so allein unterwegs ist wie in den großen Naturparks. Dafür ist der Weg zum nächsten Café im Zweifel kürzer. 2021 ist übrigens ein Jubiläumsjahr für die Eilenriede: Seit genau 650 Jahren ist das Waldgebiet bereits im Besitz der Stadt und dient ihren Bürger:innen als Oase.

Mit der Bahn in die Eilenriede: Mit dem Fernverkehr bis Hannover fahren und dort vom Hauptbahnhof einfach zu Fuß in den Wald spazieren.

Weitere Infos über die Eilenriede finden Sie hier.

Stadtwälder
In Deutschland gibt es viele Städte, die einen Wald zu ihrem Gebiet zählen. Dazu gehören neben der Eilenriede in Hannover unter anderem der Tiergarten sowie der Grunewald in Berlin, der Frankfurter Stadtwald und die Dresdner Heide. Stadtwälder sind als Naherholungsgebiete ausgelegt und haben daher fast immer Freizeiteinrichtungen wie Spielplätze oder Gaststätten zu bieten.

Foto: Westerwald Touristik-Service/Dominik Ketz
Die Westerwälder Seenplatte besteht aus sieben Stauseen.

Westerwald: Dreiländerwald mit Seenplatte

Der Westerwald erstreckt sich auf einer Fläche von 3.000 Quadratkilometern über die Grenzen von drei Bundesländern: Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Neben ausgedehnten Wäldern finden sich in der abwechslungsreichen Mittelgebirgslandschaft auch sonnige Weinhänge, Klöster, malerische Ortschaften und idyllische Bachtäler. Ein beliebter Wanderweg für Tages- und Mehrtagestouren ist der WesterwaldSteig mit seinen 16 Etappen und einer Gesamtlänge von 235 Kilometern. Er beginnt in Herborn und endet in Bad Hönningen. Neben den Wäldern lohnt sich auch ein Besuch der Westerwälder Seenplatte. Die sieben Stauseen sind das Reich von Haubentauchern, Blesshühnern, Graureihern und zahlreichen weiteren Vogelarten. Geschichtlich hat der Westerwald auch einiges zu bieten: Hier sind noch Überbleibsel vom alten römischen Grenzwall, dem Limes, zu sehen.

Mit der Bahn in den Westerwald: Nicht nur Herborn und Bad Hönningen sind per Bahn erreichbar, sondern auch viele Zwischenziele auf dem WesterwaldSteig. Am besten informieren Sie sich im Vorfeld während der Tourenplanung beim Westerwald Touristik-Service.

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Darßwald: Vom Wald an den Strand

Dass Wald und Strand eine wildromantische Kombination ergeben können, beweist der Darßwald an der Ostseeküste in Mecklenburg-Vorpommern: Hier berühren die Füße in einem Moment noch den Waldboden, im nächsten schon den Sandstrand. Der 4.700 Hektar große naturbelassene Wald ist Teil des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft. Ihn durchzieht ein Netz aus Wander-, Rad-, Reit- und Kutschwegen. Mal geht es auf schmalen Pfaden durch die Natur, mal auf Bohlenwegen durch moorige Abschnitte. Den Wegesrand säumen Blaubeerbüsche, Wacholdersträucher, knorrige Buchen und Kiefern, denen der stetige Wind bizarre Formen verpasst hat. Wer den Blick weit übers Meer schweifen lassen will, sollte das von der Plattform des alten Leuchtturms am Weststrand tun. Bei klarer Sicht sind von hier aus sogar die Kreidefelsen der dänischen Insel Møn zu erkennen. Auch hier gilt: tief einatmen und ausatmen! Denn Meeresluft hat einen vergleichbar tiefenentspannenden Spa-Effekt wie Waldluft.

Mit der Bahn in den Darßwald: Mit dem Fernverkehr der Deutschen Bahn aus Richtung Hamburg/Rostock nach Ribnitz-Damgarten oder von Berlin über Stralsund nach Barth. Von dort fahren jeweils regelmäßig Busse auf die Halbinsel.

Weitere Infos über den Darßwald finden Sie hier.

Foto: Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft / Katrin Bärwald
Im Darßwald können Besucher:innen direkt vom Wald ans Meer.

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